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Auf einmal ist Hoffnung

Titel: Auf einmal ist Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burk Michael
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bedeuten, daß für ihn die Angelegenheit abgeschlossen war.
    »Was muß ich tun?« Kahn sah Pollock hilfesuchend an.
    »Hinterlassen Sie Ihre Adresse und Telefonnummer. Sie erhalten bald Bescheid.«
    »Und es ist tatsächlich ernst?« fragte Kahn, um Zeit zu gewinnen.
    »Ja.« Pollock wartete, daß Kahn ging. Als der alte Mann nicht reagierte, fügte er distanziert hinzu: »Tut mir leid für Sie.« Es sollte Anteilnahme vortäuschen.
    Monroe Kahn nickte verhalten und verließ den Raum.
    Wie er den langen Flur zurückgekommen war, den Lift genommen, die Rolltreppe hinuntergefahren und schließlich wieder die Straße erreicht hatte, wußte er sich hinterher nicht mehr zu sagen.
    Er war die Siebenundsechzigste hochgegangen und fand sich auf dem Kinderspielplatz des Catherines Park zwischen steinernen Mauern, niedrigen Betonblöcken und Asphalt wieder. Kinder turnten an aufgehängten Autoreifen, drängten sich auf der Rutschbahn, aber er nahm nichts davon wahr.
    Er saß auf einer der zementierten Bänke und hatte nur einen einzigen Gedanken: Jenny. Er liebte seine Tochter so sehr, daß er nicht wußte, ob er ihr von dem Befund überhaupt erzählen sollte. Er saß nach vorne gebeugt, hatte die Ellenbogen auf die Knie gestützt und starrte mit Tränen in den Augen auf das hohe Drahtgitter, das den Spielplatz gegen die Schule abtrennte. Hinter ihm floß unaufhörlich der Verkehr über die First Avenue.
    So saß er über eine Stunde lang. Er nahm weder wahr, daß es ihm allmählich kalt wurde, noch bemerkte er die Dunkelheit, die langsam hereinbrach.
    Doch auf einmal kam Leben in ihn. Er dachte an Louis. Es durchschoß ihn heiß. Wenn es überhaupt einen Menschen auf der Welt gab, der ihm helfen konnte, dann war es Louis Hornberger in Galveston. Noch heute würde er mit ihm Verbindung aufnehmen. Entschlossen stand er auf.
    Wenig später war er zu Hause. Er rief in Galveston an und verabredete mit Louis, daß er morgen zu ihm fliegen würde. Eindringlich schilderte er ihm sein Problem. Der Freund versprach, ihm zu helfen und alle notwendigen Vorbereitungen zu treffen.
    Am nächsten Morgen, kurz vor dem Abflug, telefonierte er mit Jennifer. Sie wohnte wie er in Manhattan. Als das Telefon läutete, schickte sie sich gerade an, zum Studio zu fahren. Er verständigte sie bewußt ungenau von seiner geplanten Reise, damit sie nicht hellhörig wurde.

3
    Ihr Vater hatte das Telefongespräch gerade beendet, als Jennifer sich schon die langen Riemen der Tragetasche mit der Trainingskleidung über die Schulter schwang. Sie hatte es eilig und war nervös. Die bevorstehende Diskussion mit Igor Negolescu bereitete ihr Angst, denn er konnte verdammt unversöhnlich sein.
    Sie warf einen flüchtigen Blick über das helle, modern und teuer eingerichtete Appartement. Keiner ihrer Kollegen führte ein so aufwendiges, abgesichertes Leben.
    Sie sperrte die Sicherheitsschlösser der Wohnungstür ab, hastete die zwei schmalen Treppen hinunter und erreichte an der Ecke Prince Street und Broadway gerade noch den Bus.
    Wegen des überraschenden Anrufes ihres Vaters mußte sie heute zwangsläufig auf die Corn Fritters von Pelosi verzichten. Es fiel ihr nicht leicht, denn bei Carlo Pelosi gab es zweifellos die besten Corn Fritters im ganzen Village.
    Als der Bus anfuhr, stand sie eingekeilt zwischen fremden Menschen und hatte Mühe, sich an einem der Griffe festzuhalten. Obwohl sie, wie gewöhnlich, wenn sie zum Training fuhr, nicht besonders zurechtgemacht war, fühlte sie auch heute wieder Blicke auf sich gerichtet, beifällige und begehrende von Männern, kritische von Frauen. Sie wußte, daß sie ansehnlich war und von vielen Frauen um ihren durchtrainierten, schlanken Körper beneidet wurde, um das klassische, schmale Gesicht der Tänzerin. Sie gab nichts darauf. Doch wie um sich vor den aufdringlichen Blicken zu schützen, sah sie starr zum Fenster hinaus.
    Über die Downtown Manhattan lagen tiefgraue Wolken. Es nieselte und war kühl. Die ersten Tage des Novembers hätten sich kaum nachhaltiger einstellen können. Die Menschen auf den Straßen verkrochen sich in ihren Mänteln oder Parkas und gingen teilnahmslos ihrer Wege. Am Bryant Park waren die Bänke leer und fast alle Drogenhändler verschwunden.
    Sie stieg aus und wartete auf den Bus zur Tenth Avenue. Als der Verkäufer im Kiosk sie herankommen sah, hielt er ihr, wie gewöhnlich, wortlos das ›Show Business‹ entgegen, und sie hatte wie immer die sechzig Cent schon

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