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Auf einmal ist Hoffnung

Titel: Auf einmal ist Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burk Michael
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wollte, nach hinten fiel und auf dem blanken Fußboden aufschlug.
    Dann war Stille um ihn.
    Er verspürte keine Schmerzen.
    Und ganz allmählich verlor er die Erinnerung. An Jennifer, an May Tsang, an Louis Hornberger und an die Stunde, die vor ein paar Wochen dieses für ihn so erbarmungslose Geschehen ausgelöst hatte. Die wahren Hintergründe aber sollte er nicht mehr erfahren.

2
    Es war vor drei Tagen gewesen.
    Die Glastür öffnete sich automatisch. Gleichgültig musterte er seine Umgebung. Der Tisch des Sicherheitsdienstes. Die Rolltreppe. Der geräumige Warteraum. Die blaugrünen Teppiche. Die Korbsessel mit den gelbgrün gemusterten Polstern. Die deckenhohe Fensterfront zur York Avenue hinunter. Der Glaskasten mit dem Modell des gesamten Gebäudekomplexes. Die Pflanzengruppe. Der Geschenkladen. Die braune Informationstheke.
    Die junge Sekretärin sah vom Telefon hoch. Sie war sich ihrer Attraktivität bewußt und lächelte ihn an, als wolle sie mit ihm flirten.
    Doch Monroe Kahn reagierte nicht. Er stand mit undurchdringlichem Blick vor ihr. Er bemerkte an ihr auch nicht die bewußt aufeinander abgestimmten Farben, das zarte Rosa ihres Arbeitsmantels, das Azurblau der Bluse und das Braunrot der schulterlangen Haare.
    »Ich bin mit Mister Pollock verabredet«, sagte er ausdruckslos.
    »Ihr Name, Sir?« Das Lächeln blieb.
    Er reichte ihr wortlos seine Karte über den Tisch, und seine alte Hand zitterte leicht.
    »Waren Sie schon mal bei uns, Sir?« fragte sie mit besonderem Interesse, nachdem sie einen Blick auf die Karte geworfen hatte.
    »Nein«, antwortete er knapp und vergrub die Hände in den Manteltaschen.
    Sie suchte seinen Namen im großen Terminkalender. Als sie ihn gefunden hatte, drückte sie die Sprechtaste, gab die Angaben durch und wartete auf das Okay. Dabei ließ sie keinen Blick von ihm. Der untersetzte Mann mit dem vollen schlohweißen Haar und der Brille mit dem schmalen goldenen Rand beeindruckte sie. Doch nicht nur sein Äußeres gefiel ihr, der elegante, dunkelblaue Mantel, der gleichfarbige Anzug, die Krawatte mit der wertvollen Nadel, sondern seine ganze Ausstrahlung.
    »Darf ich Sie etwas Persönliches fragen, Sir?«
    Er nickte verschlossen.
    »Kann es sein, daß Sie mit Kahn Antiques zu tun haben, Sir?« Wieder nickte er.
    »Sind Sie etwa der Inhaber selbst?« Ihre Wangen röteten sich.
    »Ja. Warum?«
    »Es sind die schönsten Antiquitäten der ganzen Stadt, Sir«, sagte sie lebhaft.
    Er hörte nicht hin.
    Das Okay kam, und sie wandte sich zuvorkommend an ihn: »Doktor Pollock erwartet Sie, Sir. Folgen Sie bitte dem grünen Teppich, Sir, fahren Sie in den dritten Flur hoch und gehen Sie dort ins Zimmer Drei-Sechs-Eins-Eins.«
    Pollock war tschechischer Abstammung, er sah wie ein Sportler aus, der sich seine Figur über die Jahre erhalten hatte, und nur ein Menschenkenner wie Monroe Kahn erkannte in ihm sofort den eigensinnigen Intellektuellen, noch ehe Pollock ein Wort gesprochen hatte.
    Pollock stand in Hemdsärmeln vor ihm, groß, schlank, mit kurzen, dunklen Haaren, kräftigem Kinn. Der Raum war klein und nüchtern. Weiß gehaltene Wände. Ein Schreibtisch. Ein Regal voller Bücher und Akten. Zwei harte Stühle. Monroe Kahn erwartete, daß Pollock ihm Platz anbot.
    Doch Pollock tat nichts dergleichen. Er wirkte wie abwesend und schwieg.
    »Mister Coblence hat Ihnen vor einer Woche einen Befund zugesandt«, begann Kahn.
    »Coblence?« Pollock rieb sich die Augen, als wolle er auf diese Weise die Erinnerung herholen.
    »Coblence – auf Empfehlung von Mister Fridkin«, half Kahn nach, »Sie haben ihm ausrichten lassen, daß ich mir heute bei Ihnen die Antwort holen soll.«
    »Name?« Pollocks Stimme klang kühl.
    »Monroe Kahn.«
    »Einen Moment, bitte.« Pollock beugte sich über seinen Tisch, der voll mit Papieren bedeckt war, und suchte nach einem bestimmten großen Kuvert. Es dauerte eine Weile, dann hielt er es vor sich, zog ein Blatt heraus und überflog es stumm. Er ließ sich Zeit, bis er den Kopf hob. »Es sieht nicht gut aus«, sagte er knapp und steckte das Blatt umständlich in das Kuvert zurück.
    »Bedeutet das –?« Kahn wurde schlagartig blaß.
    »Ja, das bedeutet es.« Pollock war mit seinen Gedanken schon wieder woanders und übergab ihm das Kuvert.
    »Gibt es gar keinen Zweifel?« fragte Kahn und versuchte vergebens, sich zu konzentrieren.
    »Nein, es gibt so gut wie keinen Zweifel«, antwortete Pollock zugeknöpft und ging zur offenen Tür, wie um Kahn zu

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