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Auf fremdem Land - Roman

Auf fremdem Land - Roman

Titel: Auf fremdem Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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interessierte sich für ihn. Die Siedlungsbewohner nahmen an, er sei einer der Begleiter Mamelsteins, und Mamelsteins Leute vermuteten, er sei vom Ort. Hinter ihnen her trödelten ein paar gelangweilte Kinder.
    Die Delegation durchschritt den kleinen Stützpunkt: Weinstöcke, Kaktusgestrüpp, Beete, der Synagogencaravan, der Ziegenstall und die ökologischen Felder von Otniel Asis. Überall lag Müll verstreut: ein reifenloses Fahrrad, ein zur Seite gekipptes Laufband aus einem Fitnessstudio, die Hälfte eines Peugeot 104, an dessen Heckscheibe noch Sticker klebten – »Begin an die Regierungsspitze«, »Gelobt seiest du, Heiliger, wir lieben dich« – Sofas, Kühlschränke und Teppiche kugelten herum. Über alldem, stets gegenwärtig, die königliche Landschaft, erhaben und wild, die zu schreien und bisweilen zu wispern schien, mit einer Melodie: Hier ist die Wüste. Hier ist die Bibel. Hier ist am Anfang .
    »Was für eine Luft!«, rief Sheldon Mamelstein aus und sog sie inbrünstig ein. In dem Licht knapp nach Sonnenuntergang wirkte die Szenerie wie eine Mondlandschaft. Hier konnte man sich die Schöpfung vorstellen, als sei das Universum so erschaffen worden und in seiner Ursprünglichkeit verblieben. »Alle Achtung«, schnaufte Sheldon Mamelstein voller Erregung, und sein Gefolge schwieg andächtig.
    Plötzlich blieb Mamelstein stehen und deutete verblüfft. »Ein Kamel!«
    »Das ist eine Kamelstute«, versetzte Otniel, und Josh tat sich ein wenig schwer mit der Übersetzung.
    »Von einer der Familien?«
    »Von Sasson«, erwiderte Otniel, ohne etwas hinzuzufügen. Stattdessen sagte er: »Kommt, wir sind bei meinem Haus angekommen, gehen wir auf einen Kaffee hinein.«
    Das Haus der Familie Asis bestand immer noch aus demselben rudimentären Wohnwagen, der mit der ersten Wächterhütte zusammengeschweißt worden war. Mit der Zeit war ein Container angefügt worden, es war um eine Holzveranda erweitert und dann teilweise mit Jerusalemer Stein verkleidet worden; ein Flickwerk, das sich zu etwas über siebzig Quadratmetern zusammenfügte. Acht Seelen wohnten hier auf engem Raum, Otniel, seine Frau Rachel und ihre Kinder in absteigender Altersreihenfolge von sechzehn bis zwei: Gittit, die Zwillinge Jakir und Debora, Chanania, Emuna und der kleine Schuv-El. Drinnen im Haus herrschte das übliche Durcheinander aus Spielzeug und Kinderbüchern, zusammengewürfelter Möblierung, die sich im Laufe der Jahre durch Spenden und Streifzüge in den städtischen Straßen angesammelt hatte, und dem jüdisch religiösen Bücherschrank, der auf dem leicht welligen, etwas aufgeworfenen Boden aufgestellt war. Die großen Fenster und die Veranda blickten über die kahlen Wüstenhügel und auf ein paar Häuser am Ende des arabischen Dorfes Charmisch.
    Jetzt war Otniels Haus bis zum Bersten gefüllt. Rachel servierte Kaffee und Kuchen. Die Sonne war untergegangen, die Kälte drang durch die Ritzen, und der Elektroofen lief auf Hochtouren. Ein heftiges Pfeifen war aus der Richtung des offenen Bereichs unter dem Wohnwagen zu hören, wo der Wind zwischen Werkzeug und verstauten Utensilien durchschoss. Bei den Teilen der Wände, die nicht mit Stein verkleidet waren, lieferte der dünne Gips weder akustischen Schutz noch annehmbare thermische Isolierung.
    Mamelstein fragte: »Ist dieser Stützpunkt legal?«
    Otniel wechselte einen Blick mit Chilik, lächelte in seinen Bart hinein und gab zur Antwort: »Alle Siedlungen sind legal. Alle sind mit Wissen und Genehmigung der Regierung errichtet worden. Wir sind ein Viertel von Ma’aleh Chermesch und liegen in seinem Verwaltungsbereich.« Er deutete in die ungefähre Richtung der Muttersiedlung. »Außerdem«, fuhr der alteingesessene Siedler fort, »Ma’aleh Chermesch 3 kann nicht illegal sein.«
    Der Millionär schmunzelte, und danach sein Stab. Otniel kannte Sheldon Mamelstein und seine Ansichten ganz genau. Zugleich war klar, dass ein Mann in seiner Position es sich nicht erlauben konnte, in eine Unternehmung verwickelt zu werden, die eventuell als ungesetzlich ausgelegt werden konnte. »Was heißt das, kann nicht illegal sein?«
    »Ma’aleh Chermesch 3 kann nicht illegal sein, weil der Stützpunkt nach den Unterlagen des Sicherheitsministeriums vor Jahren geräumt wurde. Dieser Stützpunkt existiert eigentlich gar nicht. Aber es gibt hier einen glücklichen Landwirtschaftsbetrieb, der sich des Schutzes der Armee erfreut.«
    Mamelstein hob eine Braue und wandte den Blick dem Offizier und

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