Auf fremdem Land - Roman
aufzustellen.
Worauf Schimoni zu ihm sagte: »Sorg dich nicht darum«, und Otniel sagte: »Woher wirst du das Geld für Häuser, Baugeräte und Beförderung beschaffen?«, und Schimoni darauf sagte: »Ich habe eine Spende von einem guten Juden aufgetan, der in Miami sitzt.«
Zu ebenjener Zeit plante Otniel, ein festes Haus in Ma’aleh Chermesch zu erbauen, doch er verfing sich in einem wild wuchernden argumentatorischen Dickicht mit dem Bauingenieur des Gemeinderats, einem zanksüchtigen Nachbarn und einem korrupten Immobilienanwalt. Schließlich und endlich sagte er zu seiner Frau Rachel: »Zum Teufel mit allen.« Er war der zermürbenden Bürokratie und der schläfrig bequemen Bürgerlichkeit Ma’aleh Chermeschs überdrüssig und auch des täglichen Marsches zu seinem Stück Land, zwei Kilometer hin und zwei zurück. Er liebte den Hügel, die Winde und die urtümliche Landschaft, und er sehnte sich nach der Pionieratmosphäre seiner Jugendtage: die Ausfälle nach Hebron und Kirjat Arba, der Abstieg nach Jamit vor der dramatischen Evakuierung, die Schabbats in Siedlungen, die unter dem arabischen Terror während der ersten Intifada litten, die stürmischen Demonstrationen gegen Oslo, bei denen sie mit Prügeln von der Sondereinheit bedacht wurden und mit Wasserwerfern von der Polizei. So nahm er Uzi Schimonis Vorschlag an, und dieser beschaffte von irgendwoher zwei 22-Quadratmeter-Wohnwagen. Otniel baute einen Wohnwagen mit Hilfe eines geübten Schweißers mit dem Büro- und Lagercontainer und der Wächterhütte zusammen und zog mit Rachel und den Kindern dort ein, und Schimoni ließ sich mit seiner Familie in dem zweiten Wohnwagen häuslich nieder, und gemeinsam wurden die beiden beim Registeramt in Jerusalem vorstellig und gründeten eine Gesellschaft mit dem Namen »Kooperativer Landwirtschaftsverband Chermesch«.
Damit war eine Bresche in den Hügel geschlagen. Wie Giora, Regimentskommandeur des Sektors und Otniels Kamerad aus der Fallschirmspringereinheit, später feststellen sollte, wurde er dieses Durchbruchs nicht gewahr. Die Bresche wurde an einer Trasse geschlagen, die man von der Straße nach Ma’aleh Chermesch 2 aus nicht sah, am Abhang des tief eingeschnittenen Wadis, Nachal Chermesch, und hügelaufwärts. Ein Weilchen später jedoch, nach einem Telefongespräch mit einem Freund im Ministerium für Infrastruktur, stellte die Abteilung für öffentliche Arbeiten vor Ort ein Sicherungsgeländer auf, denn der Weg verlief über steiles und lebensgefährliches Gelände.
Der Regimentskommandeur berichtete, dass er in einer Winternacht eine Meldung über Funk erhielt, dass fünf asbestgefertigte 24-Quadratmeter-Wohnwagen auf dem Grund nächst dem Landwirtschaftsanwesen Asis aufgestellt worden seien. Als er auf dem Gelände eintraf, fand er Last- und Wohnwagen vor. Laut seinen Worten blockierten die Siedler sein Panzerfahrzeug. Der Gemeinderatsvorsitzende wurde geholt, es kam zu verbalen Ausfällen, und Flüche ergossen sich über das Haupt des Regimentskommandeurs, der die Zivilverwaltung kontaktierte und fragte, was zu tun sei. Ihm wurde gesagt, dass keine Genehmigung zur Aufstellung der Wohnwagen vorliege. Es gebe jedoch auch keine Genehmigung, sie von dem Gelände zu entfernen. Die Soldaten luden die Bewohner auf die Militärfahrzeuge und transportierten sie ab – somit wurde in den Aufzeichnungen der Armee und des Sicherheitsministeriums vermerkt, dass der Siedlungsstützpunkt geräumt worden sei.
Am nächsten Tag kehrten die Siedler zurück, und der Regimentskommandeur des Sektors wandte sich der Erledigung dringenderer Angelegenheiten zu.
So setzte sich der Stützpunkt auf dem Hügel fest.
Die fünf Wohnwagen hatte die öffentliche Wohnbaugesellschaft Amidar vermietet, mit Genehmigung des Ministeriums für Wohnraumbeschaffung, die dem Vorsitzenden des Gemeinderats dank seiner Beziehungen zu dem Assistenten des Ministers erteilt wurde. Die Kälte an diesem Ort war grimmig, nichtsdestotrotz gab es Mücken. Die Bauten waren windschief, doch die Siedler dichteten die Fenster mit Netzen ab und setzten Holztüren ein, ebneten Zufahrtswege mit einem Kleinbagger und pflasterten Pfade, bestimmten ein Gebäude zur Synagoge. (Eine Synagoge in Jerusalem, die ihre Einrichtung erneuerte, stiftete ihre gebrauchten Möbel, einschließlich eines Thoraschreins in gutem Zustand. Einer der Männer brachte eine Thorarolle, erzählte aber nicht, woher.) In den Nächten, nach dem harten Tagwerk, hielten sie Wache,
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