Auf Umwegen zum Glück (German Edition)
T-Shirt tragen musste. Das war für ihn die Ungerechtigkeit schlechthin. Ruckzuck wurden zum Schluss die Badehöschen angezogen. Mit einem Klaps auf den Po hatten sie sich dann wieder zum Wasser getrollt. Kaum waren sie jedoch außer Sichtweite, hatten sie sich hingekauert, und so lange an ihren Klamotten herum gerissen, bis sie wieder pudelnackt waren. Luis war ganz schlau. Er hatte die Hose einfach ins Wasser geworfen, wo sie langsam abdriftete.
Nach der ganzen Aufregung hatte ich mich zu meiner Frau gesellt und beobachtete von dort aus die Kinder. Luis saß mit seinem nackten Popo im Sand und backte Kuchen. Mit seinem Schüppchen füllte er den Eimer, klopfte den Sand am oberen Rand glatt und kippte ihn um. Das wiederholte er immer und immer wieder; aber der Sand war zu trocken und fiel auseinander. Plötzlich war ein entsetzliches Geschrei und Gekreische ertönt. Das konnten nur Rico und Luis sein. Die beiden stritten sich um den Eimer wie die Kesselflicker. Rico wollte ihn haben und zerrte ihn hin und her, doch Luis ließ nicht locker und dann krachte es. Der Henkel war abgerissen und Rico hinterrücks ins Wasser gefallen.
„Au weia, womit hatte ich diese Kinder verdient!“ Mit Riesenschritten war ich runter zum Wasser gehechtet, hatte mir je einen jammernden Wonneproppen unter den Arm geklemmt und sie zurück in den schattigen Liegeplatz geschleppt. „Nun schön“, hatte ich mit meiner Strafpredigt begonnen, “entweder ihr vertragt Euch und zieht Eure Badehosen wieder an, oder wir fahren sofort nach Hause!“ Luis hatte mich verstanden. Rico war noch zu klein, um die Worte zu verstehen. Aber anhand meines ernsten Tones hatte auch er begriffen, dass es besser war, folgsam zu sein. Luis hatte sich in die Arme seiner Mutter gekuschelt, laut und herzergreifend geschnieft. Dicke Tränchen waren über seine Pausbäckchen gekullert. Er war der sensiblere von beiden. Rico jedoch war mit seinen zwei Jährchen bereits ein richtiger Querkopf. Trotzig hatte er mich angeschaut, und ohne einen Laut von sich zu geben, hatte er sich umgedreht und sich auf die Decke geworfen. „Lange hält er das nicht aus“, hatte ich meiner Frau zugemurmelt und die Augen geschlossen. „Papa, Ball spielen“. Durch die halb geschlossenen Augenlider erblickte ich Luis, der mit bittenden Kulleraugen vor mir stand. „Ich bin auch ganz lieb“, hatte er verschämt geflüstert und mir den Ball hingehalten. Ich hatte aufgeseufzt und mich in mein Schicksal ergeben. Meine Frau hatte mich angegrinst und gemeint: „Ja, ja, das sind die Vaterfreuden, nun spielt schön!“ Im Aufstehen hatte ich mich nach Rico umgesehen. Der kleine Sturkopf rührte sich nicht und trotzte weiter vor sich hin. Eine Zeitlang spielte ich mit Luis Ball, bauten dann aber eine Sandburg. Hier ein Türmchen, dort ein Türmchen, Muscheln drum herum, fertig. Zum Schluss zogen wir noch einen breiten Graben als Schutzwall vor die Burg, den Luis fleißig mit Wasser befüllte.
Immer wieder hatte ich mich sehnsüchtig nach meinem Liegestuhl umgeschaut. Jedoch Luis kannte keine Gnade. Er war schier unermüdlich. Müde vom Geplärre der Kleinen und der flirrenden Hitze hatte es sich meine Frau auf einer Liege im Schatten gemütlich gemacht. Mittlerweile wurde Luis schläfrig und quengelte, er wollte zur Mama. „Ich habe eine tolle Idee“, hatte ich ihm zugeflüstert. „Wir spielen der Mama einen Streich. Wir holen ein bisschen Wasser und spritzen sie nass.“ Begeistert war Luis zum Wasser gewatschelt und hatte das Eimerchen gefüllt. Unauffällig waren wir von hinten an die Mama herangeschlichen, wobei wir aufpassen mussten, dass Rico uns nicht sah. Luis wollte natürlich den vollen Eimer über die Mama kippen, was ein schönes Theater gegeben hätte. „Nein, Luis, so nicht“, flüsterte ich. Vorsichtig hatten wir beide ganz wenig Wasser in die Hand genommen und es auf die Mama tropfen lassen. Unwirsch hatte sie den Kopf geschüttelt, mit der Hand die Tröpfchen fortgewischt. Allerdings tropfte es immer weiter. „Regnet das?“, hatte sie gemurmelt, die Augen geöffnet und gesehen, wie Luis und ich aus dem Sandeimerchen Wasser auf sie rieseln ließen. „Igitt!“, hatte sie empört gekreischt, war aufgesprungen, hatte eine Flasche mit Mineralwasser genommen, die eigentlich zum Trinken gedacht war, und den Inhalt über uns beide Missetäter gekippt. Luis hatte vor Vergnügen gejohlt. Das war eine lustige Rauferei. Nach dieser Kraftanstrengung hatten wir uns gemeinsam
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