Auf Umwegen zum Glück (German Edition)
ich mich wand, und rief gellend nach Flavio. „Die Babys“, schrie sie und hastete zum Telefon, um den Doktor und den Krankenwagen anzurufen. „Doktor kommen sie schnell. Die Babys kommen!“ „Um wen geht es denn?“, fragte er zurück. „Bin schon unterwegs!“ Ein weiterer stechender Schmerz ließ mich aufschreien. „Ach, du liebe Zeit“, stammelte Flavio und wusste nicht, was er tun sollte. Aus der Ferne erklangen durchdringend die Hörner des Krankenwagens, und kurz darauf stürmte der Arzt ins Zimmer. Er sah mich nur kurz an, dann bestimmte er, „sofort in die Klinik. Bei Zwillingen kann schnell mal etwas schief gehen.“ Gott sei Dank hatte ich meine Tasche schon vor Tagen gepackt. Tessa schnappte sie, stieg mit ins Krankenauto und mit viel Tatütata rauschten wir ab. Keine Minute zu früh. Kaum waren wir auf der Station angekommen, als der erste Schreihals das Licht der Welt erblickte. Natürlich das Mädchen. Das sind ja immer die vorwitzigsten. Das zweite, ein Junge, kam ca. zehn Minuten später auf die Welt. Er ließ sich alle Zeit, bis er sich bequemte, sein warmes Nest zu verlassen und einen ersten Protestschrei gegen die kalte Welt da draußen auszustoßen. Es sind Sonntagskinder, geboren am 31. Mai, Sternzeichen: Zwilling.
Flavio stand kurz davor, in Ohnmacht zu fallen. Tessa fächelte ihm Luft zu, beugte sich zu ihm rüber und meinte spitzbübisch: „Kriegst du die Kinder oder Livi?“ Eine gute Stunde war vielleicht verstrichen, als der Arzt erschien. Er klopfte Flavio auf die Schulter. „Herzlichen Glückwunsch, Mutter und Kinder sind wohlauf, Sie dürfen sie besuchen.“ Flavio kam ins Krankenzimmer gespurtet, stürzte auf mein Bett zu, umfasste meine Schultern und fiel vor Freude und Erleichterung, dass alles gut ausgegangen war, vor dem Bett auf die Knie. Vorsichtig nahm er meine Hand in die seine und presste seine Lippen drauf. Kurz nach ihm betrat die Säuglingsschwester das Zimmer und legte die kleinen, frisch gewaschenen und gewickelten Babys in meine Arme. Staunend betrachtete Flavio die winzigen Wesen und traute sich nicht, sie auf den Arm zu nehmen. Sie waren ja so zart und zerbrechlich. Behutsam beugte er sich über sie und drückte ihnen einen Kuss auf die Stirn. „Wie schön sie sind“, flüsterte er andächtig, „ganz die Mama.“ „Wie geht es Dir?“, wisperte Flavio mit sanfter Stimme, um ja nicht die Babys aufzuwecken. Wider Willen musste ich lächeln. „Mir geht es gut! Mach Dir bitte keine Sorgen.“ Behutsam umschloss er mit seinen Händen mein Gesicht und strich mir die verschwitzten Haare hinters Ohr. „Ich liebe Dich so sehr“, murmelte er und küsste mich voller Zärtlichkeit. „Du wirst eine wundervolle Mutter sein. Ruh Dich ein kleines bisschen aus. Ich passe auf die Babys auf.“
Nach einer gründlichen Untersuchung der beiden Babys verließen wir ein paar Tage später die Klinik. „Es tut gut, wieder bei Dir zuhause zu sein“, murmelte ich in Flavios Ohr, und machte es mir in seinem Arm gemütlich. Innig schaute ich ihn an und schwor mir, seine Liebe und seine Güte nie zu verraten. Endlich hatte ich meinen Platz gefunden. Hier war ich wirklich zuhause.
Die Kinderzimmer für die Babys, sowie für Luis und Rico waren schon hergerichtet. Luis und Rico waren ganz vernarrt in die Winzlinge. Es verging keine Minute, dass sie nicht nach ihnen schauten. Ich erlaubte ihnen, sie in meinem Beisein zu baden und zu wickeln. Jeden Tag entdeckten sie etwas Neues bei ihnen, was sie lauthals kundtaten. „So klein waren wir doch nie, oder?“ fragten sie skeptisch.
Tagsüber half mir eine Nanny bei der Arbeit. Sie hatte schon für Luis und Rico gesorgt. Nachts waren wir an der Reihe. Wenn auch nur eines der Babys einen Seufzer ausstieß, schloss Flavio wie der Blitz ins Kinderzimmer und überzeugte sich, dass alles in Ordnung war.
Meine Schwiegereltern ließen uns ein paar Tage Zeit, alles herzurichten. Nun hielten sie es aber nicht länger aus. Für den kommenden Samstag hatten sie sich angesagt. Sie brannten vor Neugierde. Strahlend brach der Tag an, blauer Himmel, Sonnenschein pur. Unsere Nanny hatte draußen im Park unter dem Sonnenschirm den Kaffeetisch gedeckt. Rico und Luis, unsere beiden Großen, standen erwartungsvoll am Tor. „Ob sie uns was mitbringen?“, hörte ich sie wispern.
Endlich war es so weit. Das Auto fuhr vor, vollgepackt bis unters Dach. Hier ein Karton, dort ein Schächtelchen, noch ein paar Tüten, alles Geschenke für die Kleinen.
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