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Auf Umwegen zum Glück (German Edition)

Auf Umwegen zum Glück (German Edition)

Titel: Auf Umwegen zum Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesca de Montagna
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einzige Polizist der Insel baute sich in voller Größe vor den Leuten auf, wedelte herrisch mit der Hand und scheuchte sie hinfort wie lästige Fliegen. Die Erregung der Menschen war fast greifbar. Alle Augen blickten gespannt zur Maschine. Schaffte sie es? Dann ein Entsetzensschrei. Die Maschine war zu schnell heruntergekommen. Die Landebahn war für die Geschwindigkeit zu kurz, mal gerade 700 m lang. Außerdem hatte der Pilot nicht mit dem Seitenwind gerechnet. Er riss am Steuerknüppel, zog die Maschine steil hoch, wendete und versuchte es erneut. Torkelnd näherte sie sich. Holprig setzte sie auf und kam kurz vor Ende der Landebahn zum Stehen. Ein hörbares Aufatmen ging durch die Zuschauerreihen, Beifall brandete auf.
    Was war passiert? Der Pilot war in einen Vogelschwarm geraten. Ein oder mehrere Vögel hatten sich im Getriebe verfangen. Der Pilot, seine Frau und seine Tochter stiegen mit schlotternden Beinen aus. Gott sei Dank war alles gut verlaufen. Es hätte auch anders kommen können.
    Ich schnaufte tief durch und wandte mich der letzten Pferdekutsche zu, die wartend abseits des Restaurants stand. Um diese Zeit kehrten nur noch vereinzelte Wanderer von der Inselspitze zurück und waren dankbar, wenn noch ein Transportmittel bis zur Stadt- bzw. Dorfmitte zur Verfügung stand.
    Dösend hockte der Kutscher auf seinem Sitz, die Kappe tief in die Stirn gezogen. Seine Schnarchtöne waren laut und deutlich zu vernehmen. Er sägte wohl einen ganzen Wald ab. Auch die Pferde ließen die Köpfe hängen. Wenn sie nicht ab und zu mit den Ohren gezuckt hätten, um lästige Insekten abzuwehren, hätte man annehmen können, dass sie ebenfalls schliefen. Wie auf Kommando stellten sie plötzlich ihre Ohren auf; sie hatten Schritte wahrgenommen. „Kommt da wohl jemand?“ Neugierig drehten sie die Köpfe herum, zogen die Lippen hoch und stießen ein fröhliches Wiehern aus, worauf der Kutscher fast vom Bock fiel. Eilfertig erhob er sich, stieg steifbeinig vom langen Sitzen die drei Tritte hinab, lüftete seine Kappe und fragte höflich: „Wohin Gnädigste, wohin darf ich Sie bringen?“ Ich verkniff mir ein Lachen, ich wollte den Kutscher nicht beleidigen. Geziert antwortete ich: „Mein Herr, wenn ich bitten darf und Ihre Pferde ebenfalls gewillt sind, mich zu meiner Pension zu fahren, steige ich gern auf.“ Verdutzt schaute mich der Kutscher an, und dann lachten wir beide herzhaft los. Schwungvoll kletterte ich auf den Kutschbock. Der Kutscher zog die Zügel an, schnalzte mit der Zunge, ließ die Peitsche über die Pferderücken tanzen und im Gleichschritt klapperten die Hufe übers Pflaster zu meiner Unterkunft. „Fanny, Metaxa, hü hott!“, rief der Kutscher, „es geht noch nicht nach Hause, bewegt euch!“ Verwundert fragte ich den Kutscher: „Metaxa?“ Grinsend erklärte er mir, er sei vor Jahren in Griechenland gewesen und habe böse Erfahrungen mit dem Weinbrand gemacht. Und, um ihn immer wieder daran zu erinnern, nie wieder Metaxa zu trinken, habe er eben sein Pferd so genannt. Das ist Humor auf ostfriesisch.
    „Wo waren Sie denn in Griechenland“, fragte ich den Kutscher, „falls ich so neugierig sein darf?“ Schmunzelnd erwiderte er „ich war auf dem Peloponnes in Pylos. Das ist ein kleines Fischerdörfchen.“ „Nein!“, schrie ich begeistert, „das kenne ich ja! Haben Sie dort auf der Platia unter den uralten neunzehn Platanen Ihren Metaxa oder den griechischen Nationalschnaps Quzo getrunken?“ „Einen Metaxa?“, entgegnete der Kutscher grinsend. „Nach meinem Kater am Tag danach war es eine ganze Flasche!“ Unter viel Gelächter erreichten wir die Pension. „Ho, ho!“, rief der Kutscher - ein Ruck und das Gefährt stand. Hannes, der Deichwärter und gleichzeitig auch Pensionsvater, trat vor die Tür. Ein paar Möhren verschwanden zwischen den gelben Pferdezähnen, wo sie mit viel Gesabber zermalmt wurden.
    „Das gefällt mir gar nicht!“, dröhnte er mit lauter Stimme zum Kutscher rüber und wies mit seiner Seemannskappe, nachdem er erst einmal seine drei Haare sorgfältig auf dem Kopf verteilt hatte, auf eine dunkle Wolkenbank, die sich am Horizont erstaunlich schnell aufbaute. „Das wird’ ne stürmische Nacht! Komm rinn min Deern!“ und galant hielt er die Türe auf. „Kalinichta!“, rief mir der Kutscher lachend hinterher und zockelte mit seiner Kutsche von dannen.
    Mit der Wetterprognose sollte der Pensionsvater Recht behalten. Blauschwarze Wolken jagten über den Himmel.

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