Auf vier Pfoten nach Santiago: Mit dem Hund auf dem Jakobsweg (German Edition)
den normalerweise eine Steinbrücke geht. Diese Brücke steht komplett im Wasser, wir finden keine andere Möglichkeit als durch das Wasser zu gehen. Bobby sucht nach einer Stelle, an der er nicht durch das Wasser gehen muss, er ist nämlich überhaupt keine „Wasserratte“. Im Gestrüpp geht er hin und her, findet aber keine Stelle, die trocken ist. Nach gutem Zureden geht er schließlich doch durchs Wasser und ist pitschnass.
So waren die Wege in der ersten Woche
Unsere Schuhe halten dicht, heute habe ich die Wanderhose ganz tief über die Schuhe gezogen, damit alles schön trocken bleibt. In Viscarett machen wir eine kleine Rast und essen draußen (drinnen sind keine Hunde erlaubt) vor einer Bar zwei Bocadillos. Im Moment regnet es nur wenig und wir stellen einen Sonnenschirm an den Tisch und genießen unser Picknick. Als wir so am Essen sind,fährt ein fahrbarer Metzgerladen vor die Bar, dort ist auch ein kleiner Marktplatz, und beginnt wie wild zu hupen. Ein Mann steigt aus und begibt sich nach hinten in den LKW und öffnet seine Verkaufstheke. Der Motor läuft weiter, es stinkt bestialisch und man versteht sein eigenes Wort nicht mehr. In kürzester Zeit kommen Frauen und kaufen ganze Hühner und riesige Fleischberge. Das ist ja schön für die Leute hier, dass sie was einkaufen können; aber wir essen schnell weiter, um dem Gestank und dem Krach zu entkommen.
Neugierige Blicke begleiten uns, als wir den Ort verlassen. Wir werden immer wieder von Einheimischen und anderen Pilgern auf Bobby angesprochen. „Oh, what a nice dog, I love your dog, el peregrino perro“, (der Pilgerhund) und ähnlich sind die Kommentare der Leute. Alle möchten ihn fotografieren mit seinem Rucksack. Von drei anderen Hunden werden wir vollends zum Ort hinausgebellt und eskortiert. Wir gehen ja schon! Es geht wieder steil bergauf und es hat aufgehört zu regnen. Sogar die Sonne zeigt sich kurz, das tut gut. Durch viel Dreck gehen wir - mal redend über alles Mögliche und mal wieder schweigsam - unseren Weg. Unsere Schuhe sind wie zementiert. Die Landschaft ist schön und man hängt so seinen Gedanken nach. Immer wieder denke ich an zu Hause, an die Jungs. Es wird ja hoffentlich alles gut laufen, wenn wir so lange weg sind. „Mach dir nicht so viele Sorgen, das wird schon klappen“, sagt Rainer, als er mich fragt, wo meine Gedanken sind. „Jetzt sind wir hier und genießen unsere Zeit.“ Schön, wie er mich beruhigt.
Die letzte Strecke geht es sehr steil abwärts nach Zubiri. Auf dem glitschigen Untergrund sind unsere Stöcke sehr wertvoll. Gegen fünf Uhr am Nachmittag sind wir dort und suchen uns ein Quartier. Eine komplette Stunde sind wir unterwegs und bekommen nur Absagen, natürlich wegen Bobby. Ich telefoniere mir noch die Finger wund, nichts! Dann geben wir auf und rufen ein Taxi. Nochmal eineStunde Fußmarsch bis zum nächsten Dorf und eventuell wieder keine Unterkunft, das geben wir uns nicht. Ich finde ein Casa rural , ein Landhaus in unserem Pilgerführer, es gibt aber keine Telefonnummer, deshalb wollen wir da mit dem Taxi hinfahren und fragen. Der Taxifahrer ist sehr nett und hilfsbereit. Auch mit Bobby hat er kein Problem, er darf hinten in seinen Van einsteigen. Ich schildere ihm unsere Lage und er ruft von unterwegs eine Pension in Larrasoana an. Dort kennt er einen Mann, bei dem wir eventuell mit Bobby unterkommen können. Auf Anhieb bekommt er eine Zusage. In diesen Ort wären wir am nächsten Morgen ohnehin gelaufen, also sind wir halt heute schon dort – grins.
Der Taxifahrer hält vor einer Pension, wir bezahlen ihn und er wünscht uns noch ganz viel Glück auf unserem Camino, vor allem mit dem Hund. Wir bedanken uns sehr herzlich bei ihm und können diese Wünsche gut gebrauchen, wie sich noch herausstellen sollte. Ein älterer Herr begrüßt uns und wir fragen ihn erst nach einer Waschgelegenheit für Bobby. So können wir ihn unmöglich ins Haus mit hinein nehmen. Er ist völlig einbetoniert in seinen Rucksack. Der Mann bringt uns einen Waschzuber, in dem Rainer ihn grob abwäscht und wir noch unsere Schuhe etwas säubern. Danach gehen wir ins Zimmer, es ist einfach, aber sauber. Es sind noch andere Pilger im Haus. Nach einer heißen Dusche bleibt Bobby im Zimmer, wir gehen in den Ort und suchen eine Kneipe zum Essen. Wir treffen zwei Frauen von „Drüben“, die wir unterwegs schon einmal gesehen und gesprochen haben: Annette und Saskia aus Leipzig. Sie sind sehr nett und lustig. Zusammen finden
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