Auf vier Pfoten nach Santiago: Mit dem Hund auf dem Jakobsweg (German Edition)
derselben Straße finden wir ein Restaurant, wo wir eine Pizza essen und ein Bier trinken. Danach laufen wir noch eine Runde um den Block, ehe wir in unser Zimmer gehen und uns bettfertig machen. Ab heute gilt es, sich im Rucksack zurechtzufinden und immer zu wissen, was an welcher Stelle ist, damit man nicht jedesmal alles auspacken muss. Bobby liegt auch schon auf dem Boden und schläft.
Am nächsten Morgen stehen wir um halb sieben auf, packen zusammen und frühstücken neben dem Bahnhofsgebäude ein leckeres Croissant - die schmecken halt doch anders hier in Frankreich - und Kaffee. Anschließend besteigen wir mit einigen anderen Pilgern verschiedener Nationen den Bus nach St.-Jean-Pied-de-Port. Dieser fährt sehr pünktlich ab und hält in verschiedenen Orten, um weitere „laufhungrige“ Pilger aufzunehmen. Inzwischen regnet es in Strömen und derHimmel ist dunkelgrau. Das Wetter verspricht nichts Gutes. Vor mir sitzt eine junge Asiatin, die sich alle paar Sekunden mit ihren Fingern durch ihre Haare fährt, wie mit einem imaginären Kamm. Ich denke für mich, das wird ja anstrengend für die, wenn sie sich andauernd kämmen muss. Wenn sie nachher aussteigt und in den Regen kommt, ist die Frisur sowieso im Arsch. Bobby sitzt unten zu meinen Füßen und schaut irgendwie komisch. Ich glaube, ihm ist schlecht, hoffentlich übergibt er sich jetzt nicht noch im Bus. Normalerweise fährt er problemlos in jedem Auto, aber die Strecke ist sehr kurvenreich und mir wird auch schlecht.
Nach knapp eineinhalb Stunden kommen wir ohne Zwischenfälle in St.-Jean-Pied-de-Port an. Etwa 40 Pilger verlassen den Bus und stürmen das dortige Bahnhofsgebäude, vor dem uns der Busfahrer absetzt. Alle müssen sich etwas Regenfestes überziehen. Die meisten ziehen sich einen Kunststoffponcho über. Auch wir sind mit solch einem Ding ausgestattet, ziehen es aber im Freien unter einem Vordach des Bahnhofs an, da die Empfangshalle überfüllt ist. Jetzt machen wir noch unsere Teleskopwanderstöcke klar, und hier kommt das erste kleine Problem. Mein normalerweise 1000-prozentiger Mann will seine Stöcke auseinander ziehen, doch nichts geht. Toll, denke ich, das hätte man ja zu Hause mal checken können. Mittlerweile sind alle Pilger aus dem Bahnhofsgebäude verschwunden, deshalb gehen wir zur Reparatur der Stöcke ins Innere, es könnte ja doch länger dauern. Ich verdrehe etwas genervt meine Augen. Mein Mann packt in aller Ruhe seinen „Leatherman“ aus und repariert die eingerosteten Stöcke, die wir, wie sich später herausstellen sollte, dringend brauchen würden. Nach 20 Minuten heißt es endlich: Auf zur 1. Etappe, die uns mit 23 Kilometern und ca 1200 Höhenmetern bevorsteht. Zuerst suchen wir das Pilgerbüro der Stadt auf, und holen uns Auskünfte und den ersten Stempel für unseren Pilgerpassab. Von St.-Jean-Pied-de-Port sehen wir nicht viel, obwohl es ein schönes Städtchen ist.
Es regnet noch immer in Strömen. Im Pilgerbüro erfahren wir, dass die Route über Untto - die zwar steiler, aber eigentlich viel schöner ist - gesperrt wurde. Es hat mächtig Schnee dort oben und gestern mussten mehrere Pilger gerettet werden, die entkräftet waren. Auch sei die Strecke wegen des vielen Schnees nicht begehbar, einfach zu gefährlich. Schade, aber nun machen wir uns auf den Weg über Volcarlos und Arneguy nach Roncesvalles. Dieser Weg geht leider ein gutes Stück an der Nationalstraße entlang, was wir eigentlich nicht wollten. Es sind zwar nicht so viele Höhenmeter, aber wohl etwas mehr Kilometer.
Um halb elf verlassen wir endlich St.-Jean-Pied-de-Port und nach kurzen Unstimmigkeiten aufgrund der Wegführung sind wir richtig. Wir gehen sehr euphorisch mit unseren Wanderstöcken bergauf und bergab im Wechsel. Bobby läuft vorneweg, ganz stolz mit seinem Rucksack. Ihm scheint die Nässe nichts auszumachen. Wir überholen die ersten Pilger, zwei Frauen aus Deutschland, die trotz des Regens am Wegesrand eine rauchen, und einen Griechen, der nur Trekkingschuhe trägt. Man sieht, er hat jetzt schon komplett durchnässte Füße. Kurz danach bleibt Rainer mit seinem Poncho an einem Ast hängen und es hängen die ersten Fetzen des Ponchos herunter. Toll! Kurz darauf ist seine Hose triefnass. Wir kommen in ein kleines Dorf Namens Ventas. Dort gibt es kleinere Läden und ein Restaurant. Hier essen wir einen Hamburger mit Cola (bin ja ein totaler Colagegner); ich trinke aber trotzdem eine, und es tut gut. Nebenan im Laden kaufen wir noch
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