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Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Titel: Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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waren sehr stolz darauf, daß alle Zeitungen von ihrer Nordpolexpedition erfüllt und die Lebensbeschreibungen ihrer Mitbürger überall zu lesen waren. Darum waren sie glücklich, auch über sie reden zu können. Sie taten es nach Herzenslust in ihrer menschenfreundlichen und liebevollen Weise und um so mehr, je weniger sie von ihnen wußten.
    Ell und Isma hatten die Anlagen verlassen und waren in eine der breiten mit Vorgärten vor den Häusern versehenen Alleen hineingeschritten. Sie standen vor der Tormschen Wohnung. Ell hatte schon Isma die Hand zum Abschied gereicht, und beide zögerten nur noch einen Augenblick, sich zu trennen. Da öffnete sich die Haustür und ein Telegraphenbote kam ihnen entgegen.
    »Guten Abend, Frau Doktor«, sagte er. »Da treff ich Sie ja noch. Es war oben niemand zu Hause.«
    Isma griff nach dem Telegramm. Sie riß es auf.
    »Von ihm! Aus Hammerfest!« rief sie fieberhaft.
    »Das ist die Brieftaubenstation«, sagte Ell.
    Es dunkelte schon. Sie konnte die Buchstaben nicht mehr recht erkennen. Die Leute sahen ihr von den Fenstern aus zu.
    »Kommen Sie mit hinauf, Ell«, sagte sie. »Die Sache ist nicht so kurz. Das ist eine Ausnahme, heute dürfen Sie kommen!«
    Isma eilte voran. Als Ell in das Wohnzimmer trat, stand sie schon unter der elektrischen Lampe und las das Telegramm. Ihren Hut, der ihr das Licht nahm, hatte sie herabgerissen.
    »Da«, sagte sie, Ell das Papier reichend. »Er lebt! Er ist gesund! Lesen Sie, lesen Sie vor. Ich werde nicht daraus klug.« Sie ließ sich in einen Sessel sinken und begann ihre Handschuhe abzustreiten.
    Ell warf einen Blick auf das Telegramm. Seine Hände bebten sichtlich. Er setzte sich.
    »Um Gottes willen, Ell, was ist – Sie zittern –«
    »Nicht aus Sorge, nein, nein – es war nur ein Augenblick der Überraschung. Hören Sie, Isma.«
    Er las:
    »Hammerfest, 5. September, 3 Uhr 8 Minuten. Soeben Brieftaube mit dem Stempel ›Ballon Pol‹ zurückgekehrt, brachte folgende Nachricht:
     
    Frau Isma Torm, Friedau, Deutschland.
    19. August, 5 Uhr 34 Minuten M.E.Z., nachmittags. Alle gesund. Nach dreißigstündiger direkt nördlicher, günstiger Fahrt schweben wir über dem Pol. Gewirr von Inseln in meist eisfreiem, nicht sehr ausgedehntem Bassin. Kleine, kreisrunde Insel, etwa fünfhundert Meter Durchmesser, von unbekannten Bewohnern als Pol markiert, trägt unerklärliche Apparate. Ihre Oberfläche enthält im größten Maßstab stereographische Polarprojektion der Nordhalbkugel bis gegen den dreißigsten Breitengrad. Bewohner nicht sichtbar. Da Landung nicht ratsam, setzen wir Reise fort. Innigsten Gruß.
    Torm.«
     
    Ell las die Depesche noch einmal sorgfältig durch, während Isma ihn erwartungsvoll ansah. Dann sprang er auf und machte einige Schritte durch das Zimmer. Auch Isma hatte sich erhoben.
    »Wir setzen die Reise fort! Das heißt, wir kommen wieder – nicht wahr, Ell, das heißt es doch? Es ist gelungen? O Gott sei Dank!«
    »Ja, es ist gelungen«, sagte Ell bedeutungsvoll.
    Isma trat auf ihn zu und ergriff seine beiden Hände.
    »Ich danke Ihnen, lieber Freund«, sagte sie, ihre tränenfeuchten Augen zu ihm aufschlagend, »ich danke Ihnen, es ist Ihr Werk!«
    Er zog sie sanft an sich, sie lehnte weltvergessen ihren Kopf an seine Schulter.
    »Isma!« sagte er. Seine Lippen berührten ihre Stirn.
    Sie schüttelte leise den Kopf und trat zurück. »Setzen Sie sich«, sagte sie. »Und nun sprechen Sie, erklären Sie mir – das Rätselhafte, das Unerwartete –«
    »Es ist da.«
    »Aber was bedeutet es – ich verstehe nicht, ich bin ganz verwirrt. Ist es eine Gefahr?«
    »Es bedeutet – Isma, Sie werden es nicht glauben wollen, was es bedeutet – für uns alle. Wie soll ich es Ihnen sagen?«
    Er zog seinen Sessel an den ihrigen und ergriff ihre Hand.
    »Was ist Ihnen?« fragte sie, ihn ängstlich anblickend.
    »Es bedeutet, daß die Bewohner des Planeten Mars auf dem Nordpol der Erde gelandet sind. Es, bedeutet, daß sie mit ihren Apparaten und Maschinen festen Fuß auf der Erde gefaßt haben. Es bedeutet, daß die Erde, die Menschheit binnen kurzem unter ihrer Leitung stehen wird – daß ein goldenes Zeitalter des Glückes und des Friedens die Not der Menschheit ablösen soll – und daß wir es erleben!«
    Seine Stimme hatte sich gehoben, er hatte mit Begeisterung gesprochen, seine Augen flammten tief, groß, dunkel und hafteten wie in weiter Ferne.
    Isma wußte nicht, was sie denken sollte.
    »Ell«, sagte sie schüchtern,

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