Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern
Zufriedenheit entgegengenommen hatte, wurde das Schiff sofort zu einer neuen Fernfahrt in Bereitschaft gesetzt.
Grunthe und Saltner hatten sich bereits in ihre Zimmer zurückgezogen, als das Schiff ankam, und daher nichts mehr von demselben bemerkt. In einer Unterredung mit Ill und Ra hatte Grunthe eingewilligt, die Fahrt auf dem Luftschiff der Martier anzutreten. Er bereitete sich darauf vor, indem er alle Gegenstände zusammenpackte, die er mitzunehmen wünschte. Man hatte ihm Gepäck im Gewicht von einem Zentner bewilligt, und außer seinen Büchern und Instrumenten packte er noch eine Anzahl Kleinigkeiten ein, welche seinen Landsleuten die Industrie der Martier verdeutlichen sollten. Darauf legte er sich zur Ruhe.
Am folgenden Morgen, am zweiten Tag nach der Beratung mit den Martiern, hatten Grunthe und Saltner eben ihr Frühstück beendet, und Saltner hatte sich nach dem Sprechzimmer begeben, als Hil bei Grunthe eintrat. Dieser war damit beschäftigt, seine Effekten auf einen Platz zusammenzustellen.
»Das ist Ihr Gepäck?« fragte Hil. »Wünschen Sie sonst noch etwas mitzunehmen?«
»Nichts weiter – es ist alles vollständig und wird das Gewicht von einem Zentner nicht überschreiten.«
»So sind Sie also reisefertig?«
»Ganz und gar – Sie sehen, ich bin sogar schon in meinem Reiseanzug, und da liegt mein Pelz. Wann soll die Fahrt beginnen?«
»Sehr bald, vielleicht schon in dieser Stunde. Haben Sie Ihrem Freund noch etwas mitzuteilen?«
»Nein, wir haben uns hinreichend ausgesprochen, hier sind seine Briefe und Tagebücher für die Heimat.«
»Sie wären also bereit, sogleich aufzubrechen?«
»Ich bin bereit.«
Hil trat dicht an ihn heran und faßte seine Hände, als wollte er sich verabschieden. Dabei sah er ihm fest in die Augen. Grunthe fühlte sich von diesem Blick eigentümlich betroffen. Er konnte die Augen nicht fortwenden, und doch begann die Umgebung vor seinen Blicken zu verschwimmen. Er sah nur noch die großen, glänzenden Pupillen des Arztes.
Dieser legte ihm jetzt langsam die Hände auf die Stirn und sagte bedeutsam:
»Sie schlafen!«
Grunthe stand starr, bewußtlos, mit offenen Augen. Hil drückte leise seine Augenlider herab und winkte mit dem Kopf rückwärts. Zehn Martier, die sich bereitgehalten hatten, traten ein. Sechs von ihnen nahmen Grunthe behutsam in die Arme, legten ihn auf ein Tragbett und schafften ihn aus dem Zimmer. Die vier andern folgten mit dem Gepäck. Grunthe wurde in das Luftschiff gebracht und sorgfältig in seinen Pelz gehüllt. Das Rohr des Sauerstoffbehälters wurde in seinen Mund geführt.
Wenige Minuten darauf erhob sich das Luftschiff senkrecht in die Höhe. Nachdem es tausend Meter gestiegen war, schlossen sich die seitlichen Öffnungen. Der Reaktionsapparat spielte. Schräg aufwärts schoß es in der Richtung des zehnten Meridians nach Süden.
Ra begab sich zu Saltner in das Sprechzimmer und sagte:
»Wundern Sie sich nicht, daß Sie Ihren Freund nicht mehr vorfinden werden. Ich hoffe, daß wir Ihnen bald die Nachricht seiner glücklichen Ankunft in der Heimat melden können. Wir hielten es für notwendig, die Abreise zu beschleunigen.«
Saltner sprang an das Fenster. Fern am Horizont leuchtete ein schwaches Dampfwölkchen auf, um alsbald zu verschwinden.
Er war jetzt der einzige Europäer am Nordpol.
Se trat zu ihm.
»Seien Sie guten Muts, lieber Freund«, sagte sie. »Morgen geht unser Raumschiff nach dem Nu!«
21. Kapitel – Der Sohn des Martiers
A uf der Nordseite der Stadt Friedau dehnt sich ein langgestreckter Hügelrücken. Sorgsam gepflegte Gärten ziehen sich an seinen Abhängen in die Höhe, aus deren Grün schmucke Villen hervorlugen. Vom Gipfel hernieder glänzt über den Baumkronen eines parkartigen Gartens ein weißes Landhaus, das ein erhöhter Kuppelbau auf den ersten Blick als eine Sternwarte erkennen läßt.
Der wunderbar klare Septembertag, an dem die Besucher jenes über dem Nordpol schwebenden Ringes mit ihrem tausendmal vergrößernden Projektionsfernrohr die Karte von Deutschland durchmusterten, neigte sich seinem Ende zu. Sein mildes Licht lag über den zierlichen Gärten Friedaus, in denen großblumige Georginen den Rosenflor verdrängten, über den alten Bäumen des weiten fürstlichen Parks, der vom Fuß des Hügels beginnend fast die ganze Stadt umzog, und spiegelte sich dort im ruhigen Wasser des Teiches.
Den breiten Kiesweg, welcher vom Hügel herab zwischen den Vorgärten der Villen nach dem Eingang des
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