Der Herzensbrecher
Prolog
Colorado, Februar 1887
Mondlicht übergoss ihren nackten Körper und versilberte ihr helles Haar. Aber ihr Gesicht blieb im Schatten. Sloan McCord stöhnte, als sie über seinen kraftvollen Schenkeln kniete und sich herabneigte. Aufreizend baten die Knospen ihrer Brüste um Küsse. Von heißem Verlangen erfasst, schloss er die Augen. Ihr Gesicht konnte er noch immer nicht sehen. Und doch er kannte ihre Berührung, die seidenglatte weiße Haut, das goldfarbene Haar, das auf die nackten Schultern fiel. Er kannte sie mit der intimen Gewissheit eines Liebhabers.
Immer schneller floss das Blut durch seine Adern, während er ihre Hüften umfasste, um in ihren willigen Körper einzudringen. Zitternd nahm sie ihn in ihrer Wärme auf. Seine Finger schlangen sich in ihre dichten Locken. Aber als er versuchte, sie näher zu sich herabzuziehen, ihre Lippen zu küssen und in ihr Gesicht zu schauen, wich sie zurück. »Langsam, mein Liebster«, wisperte sie, »wir haben Zeit, bis in alle Ewigkeit ...«
Bis in alle Ewigkeit. Die Worte hauchten ein Versprechen in seine Seele.
Verführerisch bewegte sie sich und schürte das heiße Feuer seiner Leidenschaft. Die Zähne fest zusammengepresst, versuchte er die wilde Begierde zu zügeln, dem betörenden sinnlichen Angriff länger zu widerstehen.
Doch die Sehnsucht war stärker als seine Willenskraft. Hilflos hob er die Hüften, um noch tiefer in sie einzudringen.
Sie warf den Kopf in den Nacken und erschauerte. Mit ihrem drängenden Rhythmus steigerte sie seine Erregung, bis er die süße Qual nicht mehr ertrug ...
Plötzlich erwachte er. In seinen Ohren hallte das Echo eines Lustschreis wider. Sein Herz schlug wie rasend. Verwirrt schaute er sich im Dunkel um. Sein Schlafzimmer. Sein Ranchhaus. Sein Bett. Und er lag allein darin. Zwischen den Chintzvorhängen schien Mondlicht herein, von der schneebedeckten Landschaft reflektiert. »Ein Traum«, flüsterte er heiser. Sie war nur ein Traum gewesen.
Der falsche Traum.
Zu lebhaft, zu verlockend. Sloan strich über seine glühende Stirn, versuchte die Fantasiebilder zu verscheuchen, zu vergessen, wie sich ihre warme Haut an seine geschmiegt hatte. Aber er spürte immer noch die Nähe ihres schönen Körpers, die Hitze seines Blutes.
Verdammt, er hatte nicht von der richtigen Geliebten geträumt. Sie war blond gewesen. Nicht schwarzhaarig wie seine Cheyenne-Frau. Mit weißer Haut, nicht mit dunkler. Üppig gebaut, nicht schlank und sehnig.
Nicht wie seine tote Frau.
Wilder Schmerz krampfte sein Herz zusammen. Über ein Jahr war seit Sleeping Does Ermordung verstrichen. Ein weiteres unschuldiges Opfer eines blutigen Weidekriegs ... Bittere Erinnerungen verdrängten die Sinnenlust, die der Traum entfacht hatte. Normalerweise träumte er von Sleeping Doe, die in seinen Armen starb. Schluchzend sah er das Blut an seinen Händen, verfluchte den Himmel und schwor grausame Rache.
Was hatte dieser neue Traum zu bedeuten? Wies er auf ein unbewusstes Verlangen hin? Natürlich, er war ein gesunder, starker Mann, und er hatte monatelang nicht mit einer Frau geschlafen. Die Selbstbefriedigung, die er hin und wieder anwandte, um sich zu erleichtern, hinterließ jedes Mal schale Gefühle.
Oh, es gab genug Frauen, die ihn nur zu gern beglücken würden. Zum Beispiel Doc Farlays hübsche Tochter und die temperamentvolle Witwe eines Ranchers, die am Stadtrand wohnte ... Aber er ging ihnen aus dem Weg, sogar den Mädchen im Saloon von Greenbriar. Niemand konnte die Leere in seinem Innern füllen, seit er die geliebte Frau verloren hatte.
Trotz allem, was seine Familie behauptete. Sein Bruder betonte unentwegt, das Leben würde weitergehen, und seine Schwägerin meinte, er müsse wieder heiraten.
Ungeduldig schlug er die leichte Decke zurück und schwang die Beine über den Bettrand. Den Kopf gesenkt, stützte er seine kraftvollen Unterarme auf die Schenkel.
Seit Caitlin seinen Bruder im letzten Sommer geheiratet hatte, versuchte sie ihn mit irgendwelchen Mädchen zu verkuppeln. Ihre Beharrlichkeit amüsierte ihn, vor allem angesichts der Feindschaft, die jahrelang zwischen ihnen geherrscht hatte.
Vor ein paar Monaten war das Thema zum ersten Mal angeschnitten worden. »Warum zum Teufel brauche ich eine neue Ehefrau?« hatte er gefragt.
»Da fallen mir mehrere stichhaltige Gründe ein«, entgegnete Caitlin, und er konnte keines ihrer Argumente widerlegen.
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