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Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Titel: Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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Szene auf das Publikum ausübte. Es nahm sie in vollem Glauben auf und wollte sich über die abenteuerlichen Wilden totlachen.
    Saltner schüttelte den Kopf. »Ich bin kein Freund der Englishmen«, sagte er, »aber so sehen sie doch nicht aus, und so benehmen sie sich auch nicht. Man bringt ja den Martiern ganz falsche Begriffe von den Menschen bei.«
    »Unseren gefangenen Landsleuten, denen so übel mitgespielt wurde, sind sie jedenfalls so erschienen«, sagte La. »Sie haben ihre Schilderungen offenbar unter dem Eindruck der erlittenen Mißhandlungen gemacht.«
    »Ich bedauere trotzdem«, bemerkte Fru unwillig, »daß man hier diese Aufführung veranstaltet, es ist unsrer nicht würdig. Aber seit jenem Zwischenfall ist leider von einem Teil der Presse die Ansicht verbreitet worden, daß die Menschen nicht als vernünftige Wesen zu betrachten und als gleichberechtigt zu behandeln seien. Das ist nicht gut.«
    Die Szene änderte jetzt ihren Charakter aus dem Komischen in das Schauerliche. Die Engländer stürzten unter wildem Geheul, das akustisch wiedergegeben wurde, auf die beiden Martier zu und überfielen sie. Die Martier scheuchten sie majestätisch zurück, und es entwickelte sich zunächst eine Art Diskussion, die durch das menschliche Kauderwelsch, welches Englisch vorstellen sollte, einen Augenblick ins Komische umzuschlagen schien, aber sofort die Entrüstung der Zuschauer wachrief, als eine neue Schar von Wilden den Martiern in den Rücken fiel und sie hinterrücks niederriß. Dann wurden den unglücklichen Opfern die Arme zusammengeschnürt und sie an langen Stricken fortgeschleppt.
    Bei diesem Anblick brach im Theater ein unheimlicher Lärm aus. Wie ein Wutschrei ging es durch die Masse der Zuschauer. Die Fesselung, die Beraubung der persönlichen Bewegungsfreiheit, war die größte Schmach, die einem Numen angetan werden konnte. Die Gesamtheit der Martier fühlte sich dadurch beleidigt. Und seltsam, während man die Menschen eben als unvernünftige Wesen belacht hatte, betrachtete man sie doch jetzt als verantwortlich für ihre Handlungen. Die Darstellung hatte offenbar die Tendenz, die Menschen als böse zu zeigen, indem das Folgende ihre Intelligenz zu verdeutlichen bestimmt war. Das englische Kriegsschiff dampfte herbei. Es schien ganz im Vordergrund zu liegen, und in einem kaum verfolgbaren Wechsel des Bildes befand man sich plötzlich an Bord desselben. Die vorzügliche Einrichtung, die musterhafte Ordnung, die Waffen und Maschinen bewiesen die hohe technische Kultur der Menschen; dagegen stach die rohe Behandlung der Gefangenen häßlich ab und empörte die Zuschauer nur um so heftiger. Mit Jubel wurde daher das Erscheinen des großen Luftschiffes begrüßt und der Kampf zwischen den Martiern und Menschen mit Enthusiasmus verfolgt. Die erhabene Friedensliebe der Nume schien verschwunden, in dieser gereizten Versammlung wenigstens kam sie nicht zum Ausdruck. Und als in einem ästhetisch wunderbar gelungenen Schlußtableau auf der Eisscholle am Felsenufer Ill selbst erschien und den Gefangenen die Fesseln löste, artete die Vorstellung zu einer eindrucksvollen patriotischen Kundgebung aus. Die Rufe »Sila Nu« und »Sila Ill« brausten durch das Haus.
    Isma lehnte sich ängstlich zurück. Sie fürchtete jeden Augenblick, sich selbst oder wenigstens Ell auf der Bühne erscheinen zu sehen; aber mit diesen den Martiern befreundeten Menschen wußte die tendenziöse Dichtung nichts anzufangen, sie waren einfach fortgelassen. Saltner war wütend. »So was dürfte die Polizei gar nicht erlauben«, sagte er, »bei uns würde man das gleich verboten haben.«
    »Was wollen Sie«, sagte La, »dies ist eine Privatveranstaltung. Sie können das Theater mieten und morgen eine Verherrlichung der Erde aufführen.«
    Sie sah ihn lächelnd an, und er schwieg.
    »Es muß auch etwas geschehen«, sagte Fru, »um der Verbreitung dieser Menschenhetze entgegenzuwirken. Lassen Sie uns gehen.«

31. Kapitel – Mars-Politiker
    D ie Entleerung des Theaters geschah trotz der ungeheueren Zuschauermenge in wenigen Minuten, denn zahlreiche breite Gänge führten nach allen Seiten auseinander und mündeten nach der Straße hin. Man hörte überall unter dem Eindruck der Vorstellung verächtlich über die Menschen sprechen, doch hatte die übertriebene Darstellung der Menschen als Wilde das Gute, daß niemand auf die Vermutung kam, in Isma und Saltner solche Erdbewohner vor sich zu haben, obwohl Saltner in seiner Joppe, die Hände

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