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0925 - Geburt eines Dämons

0925 - Geburt eines Dämons

Titel: 0925 - Geburt eines Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Wie eine riesige schwarze Fledermaus, mit ausgebreiteten Armen und Beinen, hing Stygia in der kalten, klaren Luft. Tief unter ihr, irgendwo im argentinisch-chilenischen Grenzgebiet, erstreckten sich die Gipfel und Hochtäler der Anden. Satans Ministerpräsidentin hatte diesen abgelegenen Ort auf der Erde für das, was gleich stattfinden würde, gewählt, weil sie sich in der Hölle nirgendwo sicher genug fühlte. Sie wusste, dass die Erzdämonen ihre Autorität auch jetzt, da sie den höchsten Rang in Höllentiefen bekleidete, nur widerwillig anerkannten und sie ständig ausspähen ließen. An diesem Ort gab es jedoch ein Gewirr starker magischer Kraftlinien, in denen sich selbst stärkere Dämonen hoffnungslos verirrten und diese Region deshalb mieden. Gut so. Bei Asaels Geburt wollte sich Stygia auf keinen Fall beobachten lassen. Denn sie war zutiefst verunsichert und hatte keinerlei Vorstellung von dem, was da auf sie zukam. Dieses Wesen, das in ihrem Bauch heranwuchs und das ihr zum ersten Mal seinen Namen übermittelt hatte, schien stark zu sein. Sehr stark sogar. Möglicherweise würde sie bei seiner Geburt demütigenden Situationen ausgesetzt sein.
    Das alleine wäre schon schlimm genug gewesen. Viel schlimmer aber wäre es, wenn ihre höllischen Feinde davon erführen. Astaroth, Zarkahr und Co. würden jedes kleinste Anzeichen von Schwäche gnadenlos nutzen. Sie warteten nur darauf. Auf dem Thron des Fürsten der Finsternis hatten sie Stygia, wenn auch murrend, akzeptiert. Als Ministerpräsidentin und höchste Entscheidungsträgerin wollten sie die Teufelin aber so schnell wie möglich wieder weghaben. Erst neulich hatte Astaroth bei einer geheimen Versammlung ihrer Widersacher gegen sie gehetzt und orakelt, dass die Schwefelklüfte mit einer derart schwachen Führung - und da schloss er Fu Long, den Fürsten der Finsternis, ausdrücklich mit ein - zielgenau auf ihr Verderben zusteuerten.
    Denn nun konnte ein Lucifuge Rofocale das, was speziell Stygia verbockte, nicht mehr wieder geradebiegen.
    Schon allein dafür hatte Astaroth den Tod verdient. Dummerweise war Stygia tatsächlich nicht in der Lage, den uralten Erzdämon durch ihre magischen Kräfte zu besiegen. Sie tröstete sich damit, dass sie ihm zumindest an Schläue überlegen war. Sonst hätte sie es niemals geschafft, von diesem geheimen Treffen zu erfahren und, besser noch, einen Spion einzuschleusen. Und genau über diese Gerissenheit würden er und ihre anderen Feinde irgendwann stolpern…
    Asael, der in den letzten Stunden spürbar gewachsen war, bewegte sich wieder, nachdem er ein paar Minuten Ruhe gegeben hatte. Es schien, als würde er sich nun hektisch in Stygia drehen. Gleich darauf knallte etwas gegen ihre Bauchdecke. Die Dämonin keuchte und spannte gleichzeitig ihren nackten Körper bis zur Verkrampfung an. Ein Zischen kam zwischen ihren zusammengepressten Zähnen hervor. Dann hielt sie es nicht mehr aus. Ein schauerlicher Schrei durchschnitt die Stille, brach sich an den Bergen und kam als vielfaches Echo wieder zurück. Es war ihr, als stünde sie von innen heraus in Flammen. Mit einem Zauber versuchte sie, den irren Schmerz etwas einzudämmen. Wie schon die Male zuvor gelang es ihr nicht. Irgendetwas neutralisierte ihre Magie völlig. Sie musste das, was Asael mit ihr anstellte, also wohl oder übel aushalten.
    Aber malträtierte sie das Wesen in ihrem Bauch tatsächlich bewusst? Oder waren dessen Fußtritte, die jetzt wieder und wieder erfolgten, einfach nur die Begleitumstände seiner Geburt? Hatte es ebenfalls zu kämpfen? Dafür sprach, dass sich Asael schon seit mindestens einer Stunde nicht mehr mit spöttischen Bemerkungen bei ihr gemeldet hatte.
    Die Fußtritte - Stygia nahm zumindest an, dass es welche waren - hörten abrupt auf. Ganz allmählich entspannte sich die Teufelin wieder. Gleichzeitig breitete sich kalte Wut in ihr aus. Wut darüber, dass Asael ihren Leib noch immer nicht verlassen hatte, dass die Qualen weitergingen.
    Nun komm endlich raus, du kleiner satangesegneter Engel. Los, mach schon, damit das endlich aufhört. Irgendwann werde ich dir für das, was du mir hier antust, jedes Glied einzeln herausreißen, das verspreche ich dir…
    Ach, tatsächlich - Mutter? Nun, darauf bin ich wirklich gespannt. Mal ganz ehrlich: Wie willst du das anstellen? Du bist schließlich nicht die Allerstärkste. Aber das weißt du ja besser als ich. Wie stark hingegen ich bin, davon hast du nicht die geringste Ahnung…
    Stygias

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