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Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Titel: Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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sobald es feststand, daß die martischen Schiffe durch menschliche Waffen unverletzbar seien. Die Gefahr lag vor, daß der Gegensatz zwischen beiden Planeten dann zu einer Vergewaltigung der Erde führen, daß die Regierung zu kriegerischen Maßregeln gegen die ohnmächtigen Menschen gedrängt werden könnte. Der Zentralrat war jedoch, in voller Übereinstimmung mit Ill, fest gewillt, dies zu vermeiden und die Würde der Numenheit in den Verhandlungen mit der Erde zu wahren, indem er die Übermacht der Martier nur benutzen wollte, Feindseligkeiten der Menschen ihrerseits unmöglich zu machen und dadurch das friedliche Zusammenwirken der Planeten zu erzielen. Es wurde daher versucht, ein Gesetz durchzubringen, das von vornherein den Menschen die Freiheit der Persönlichkeit garantieren sollte, indem es sie als Vernunftwesen erklärte. Doch war eine starke antibatische Opposition dagegen vorhanden, und auch die gemäßigteren Parteien erklärten, daß zuvor die Angelegenheit mit England geordnet sein müsse.
    Man bestrebte sich jetzt von seiten der Regierung wie der Philobaten – so übersetzte Ell die Bezeichnung der menschenfreundlichen Richtung –, nach Möglichkeit bessere Ansichten über die Erdbewohner zu verbreiten. Dahin gehörte auch die Aufklärung des Zwischenfalls mit dem englischen Kriegsschiff. Namentlich war es für die beabsichtigten Unterhandlungen mit England wichtig und erforderlich, genau aus eigenen Quellen zu wissen, was am Cairn vorgegangen sei, womöglich auch, was aus dem Kriegsschiff geworden. Infolgedessen entschloß sich der Zentralrat, auf Antrag von Ill, einen Versuch mit dem Retrospektiv zu machen.
    Die Einstellung des Apparates, um durch ihn ein bestimmtes Ereignis in der Vergangenheit wieder zu erblicken, bedurfte einer längeren Vorbereitung. Es war schwierig, genau die Richtung zu ermitteln, in welcher die Achse des Kegels von Gravitationsstrahlen liegen mußte, den man aussandte, um das zur Zeit des Ereignisses vom Planeten zurückgestrahlte Licht auf seinem Weg durch den Weltraum einzuholen und wieder zurückzubringen. Es kam dabei eine Menge von Einzelheiten in Betracht, welche mehrtägige theoretische Untersuchungen und langwierige Rechnungen erforderten. Alsdann bedurfte es noch praktischer Versuche, um die passendste Einstellung zu finden und zu korrigieren. Nachdem die zurückkehrenden Gravitationswellen wieder in Licht verwandelt worden waren und das optische Relais passiert hatten, erschien endlich das Bild der aufgesuchten Gegend in einem völlig verdunkelten Zimmer auf eine Tafel projiziert. Handelte es sich nicht nur um eine Schaustellung, sondern um Konstatierung von Tatsachen, so wurde das Bild, das sich natürlich fortwährend veränderte, indem es den ganzen Verlauf des beobachteten Ereignisses darstellte, durch eine ununterbrochene Folge von Momentphotographien fixiert, die später im Kinematograph wieder in ihrer lebendigen Folge betrachtet werden konnten. Die Schwierigkeiten des Versuchs waren nun im vorliegenden Fall in noch viel höherem Grad als sonst vorhanden, da man ein Ereignis betrachten wollte, das sich auf einem andern Planeten vollzogen hatte, und da man außerdem beabsichtigte, den Schauplatz, der Bewegung des Schiffes folgend, zu wechseln. Es war das erste Mal, daß man das Retrospektiv auf einen so komplizierten Fall anwendete, und man durfte nicht erwarten, daß alle Teile des Versuchs gleichmäßig oder überhaupt glücken würden. Das Experiment selbst sollte daher nicht öffentlich sein. Es konnte nachträglich wiederholt werden, in jedem Fall gaben die bewegten Momentphotographien ein unwiderlegbares Protokoll über die Beobachtungen, das jedermann zugänglich gemacht werden konnte.
     
    Isma verzeichnete in ihrem Tagebuch bereits den 18. Oktober. Sie mußte erst einige Zeit in ihrem Gedächtnis nachrechnen, ehe sie sich des Datums vergewisserte, denn in den letzten Tagen hatte sie keinerlei Aufzeichnungen gemacht. Sie fühlte sich sehr niedergeschlagen. Zu ihren Besorgnissen kam eine körperliche Verstimmung infolge der Veränderung ihrer Lebensverhältnisse. Einige Tage hatte ihre Schwäche sie so überwältigt, daß sie ihr Zimmer nicht verlassen konnte. Ihre Gastfreunde waren in liebevollster Weise um sie besorgt und hatten sogar Hil den weiten Weg von seinem Wohnort nach Kla machen lassen, um diesen besten Kenner der menschlichen Konstitution auf dem Mars zu Rate zu ziehen. Er hatte angeordnet, daß für Isma ein besonderer Apparat gebaut

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