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Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Titel: Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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konnte, nur das Schiff und seine nächste Umgebung; mit dem Glas konnte man den Kapitän und den Leutnant Prim erkennen, der seine Hände, wie zur Übung, langsam hin und her bewegte. Man bemerkte, daß eine Meldung gemacht wurde und sich die Geschwindigkeit des Schiffes, dem der Apparat mit wunderbarer Präzision und nur geringen Schwankungen folgte, verringerte. Ein Boot wurde herniedergelassen. Die Ingenieure des Retrospektivs waren zweifelhaft, ob sie dem Boot folgen oder das Schiff im Auge behalten sollten. Das erstere wurde beschlossen, da das Boot ja jedenfalls zum Schiff zurückkehren mußte. Alsbald war nur noch das rasch rudernde, mit acht Matrosen bemannte Boot auf der Wasserfläche zu sehen. Da erschien ein zweites Boot, ihm entgegenfahrend. Man winkte von diesem aus. Die Fahrzeuge näherten sich rasch, das fremde war jetzt deutlich als grönländischer Umiak zu erkennen. An der Spitze desselben richtete sich ein Mann empor und schwenkte seine Mütze – ein blonder Vollbart umrahmte das weiße Gesicht – er war kein Eskimo –
    »Hugo!« gellte eine Stimme laut durch den Saal. Die Martier blickten erstaunt auf, sie wußten nicht, was das bedeute.
    »Es ist Torm!« rief Ell erklärend zu Ill hinüber, indem er die zusammensinkende Isma in seinem Arm auffing.

35. Kapitel – Die Rente des Mars
    »Es geht nicht, Saltner, es geht nicht!«
    Ell legte den Brief in Saltners Hand zurück. Der kleine, verschlossene Umschlag trug, von Ismas zierlicher Hand geschrieben, die Adresse Torms.
    »Ich darf es nicht«, sagte Ell noch einmal, als Saltner nicht antwortete.
    »Auch nicht, wenn Frau Torm Ihnen versichert, daß der Brief keine politischen, keine auf die Operationen und Absichten der Martier bezüglichen Mitteilungen enthält?«
    »Auch dann nicht. Wir dürfen keinerlei Briefe von Erdbewohnern mit diesem Schiff nach der Erde befördern, die dem Kommando nicht offen eingereicht werden. Frau Torm verlangt, Sie verlangen von mir, daß ich die Möglichkeit schaffe, diesen Brief heimlich nach der Erde zu bringen. Sie verlangen etwas Unmögliches, den Ungehorsam gegen die Gesetze. Es ist Kriegszustand; Sie verlangen von mir eine Handlung, die als Hochverrat aufgefaßt werden kann. Und dann wollen Sie mir zürnen, wenn ich ein für allemal ablehne? Und Frau Torm ist darüber so entrüstet, daß sie mich nicht sehen, nicht sprechen will? Daß sie sich Ihrer Person bedient, um mir ihren Wunsch noch einmal vorzutragen? Sie hat ja doch an ihren Mann offen geschrieben, ein ganzes Buch. Der Brief liegt bereits hier, mit der Genehmigung des Kommandos versehen. Es steht alles darin, was sie ihm mitzuteilen hat, daß sie in der Sorge um ihn mit meiner Hilfe das Luftschiff benutzt hat, daß sie verhindert war, zurückzukehren, daß sie sich sehnt, sobald es ihr gestattet wird, zurückzukommen – was will sie mehr? Was hat sie dem Mann noch zu schreiben?«
    »Das ist ihr persönliches Geheimnis. Wenn Frau Torm es Ihnen nicht mitteilen kann, wie soll ich es wissen? Übrigens weiß sie nichts von diesem Versuch meinerseits, auf Sie einzuwirken. Sie hatte mich nur gebeten, La um Hilfe anzugehen.«
    »La? Wie käme La dazu?«
    »Sie hatte Grunthe einige areographische Angaben und Aufklärung über verschiedene technische Fragen versprochen – ein kleines Paket, das den Brief sehr gut aufnehmen kann.«
    »Und La hat diesen Betrug natürlich von sich gewiesen?«
    »Ich habe sie noch gar nicht gefragt. Zunächst bin ich ja den Tag über von Pontius zu Pilatus gelaufen, um eine amtliche Erlaubnis zu erhalten, dann habe ich La nicht angetroffen, als ich mit ihr sprechen wollte. Ich mußte nun zunächst mit Ihnen als Freund und Mensch reden. Ich sehe jetzt, daß es vergeblich wäre. Sie würden diesen Brief an Torm von mir nicht befördern? Auch nicht einen an meine Mutter?«
    Ell schüttelte den Kopf. »Sie haben an beide schon geschrieben.«
    »Aber offen. Es gibt Dinge, die man nicht vor andern sagen will. Wo bleibt die gerühmte Freiheit, die versprochene Freiheit, wenn man uns jetzt das persönliche Eigenrecht der Aussprache abschneidet?«
    »Sie müssen bedenken, daß dies nur bis zu dem Augenblick geschieht, in welchem unser Verhältnis zur Erde sich geklärt hat. Das ist eine Ausnahme. Es ist ein Unglück, denn es ist allerdings ein Vergehen gegen die sittliche Grundlage, gegen die persönliche Freiheit. Aber sittliche Konflikte sind ein allgemeines Unglück, sie lassen sich nicht vermeiden. Die höhere Pflicht, die Ordnung

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