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Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Titel: Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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vornehmlich eine ästhetische Bedeutung. Die reiche Entwicklung, welche die Verfeinerung des Lebens durch die Hofhaltung eines intelligenten Fürsten erfahren konnte, und der Einfluß, den eine hochsinnige Persönlichkeit hier zu entfalten vermochte, sollte auch auf dem Mars nicht verlorengehen. Die individualistischen Neigungen der Martier konnten daher nach jeder Richtung hin Befriedigung finden, und dem Ehrgeiz wie dem Unabhängigkeitsgefühl eines jeden war freier Spielraum gelassen. Zwischen allen Staaten herrschte, durch das Bundesgesetz garantiert, vollständige Freizügigkeit und Erwerbsfreiheit. Wem es in dem einen Staat nicht gefiel, transportierte sein Haus in einen andern, und es genügte, daß er dies bei der betreffenden Behörde anmeldete. Dadurch war eine natürliche Regulierung dafür gegeben, daß kein Staat seine Machtbefugnis mißbrauchte, denn er riskierte sonst, sehr bald seine Einwohner zu verlieren. Die natürliche Verschiedenheit der Individuen, ihre Gewohnheiten und ihre Anhänglichkeit für das Hergebrachte sorgten andererseits dafür, daß den einzelnen Staaten ihre Eigentümlichkeiten erhalten blieben und der Fluß der Bevölkerung nicht in Unbeständigkeit ausartete. Jede Gegend hatte ihre Vorzüge. Waren auch die wirtschaftlichen Lebensbedingungen in den breiten, die Wüsten durchziehenden, durch künstliche Bewässerung erhaltenen Kulturstreifen etwas erschwert, so boten dieselben doch andere Vorteile. Die Gelegenheit zum gewerblichen Gewinn war hier wegen der Nähe der großen Energiestrahlungsgebiete günstiger, und ein reicherer Arbeitsertrag entschädigte für die Störungen des äußeren Komforts, die dadurch entstanden, daß bei eintretendem Wassermangel die schützenden Bäume binnen wenigen Tagen ihr Laub verloren und die Vegetation unter ihnen vertrocknete. Dafür waren aber auch die hier gelegenen Staaten imstande, größere Zuschüsse den Privaten zu gewähren.
    Gemeinschaftlich für den gesamten Staatenbund und unmittelbar dem Zentralrat unterstellt, der seinerseits dem Bundesparlament verantwortlich blieb, war die technische Verwaltung. Sie schied sich in die beiden großen Gebiete des Verkehrswesens und des Bewässerungswesens, wozu als drittes jetzt noch die Raumschifffahrt gekommen war. Diese ungeheure Organisation hielt die Bundesstaaten als ein untrennbares Ganze zusammen und machte es ebenso unmöglich, daß sich einzelne, selbst mächtige Staaten, vom Zusammenhang des Planeten ablösen konnten, als sich ein Organ des menschlichen Körpers der Blutzirkulation zu entziehen vermag.
    Unterhalten wurde der Riesenbetrieb durch ein stehendes Arbeitsheer von sechzig Millionen Personen – ›Mann‹ kann man nicht gut sagen, denn die allgemeine einjährige Dienstpflicht galt für beide Geschlechter. Für besondere Fälle stand eine dreifache Reserve zur Verfügung. Finanziert wurde der Betrieb durch die Sonne selbst. Der Gesamtetat der Marsstaaten betrug – nach deutschem Geld gerechnet für das Erdenjahr, also für ein halbes Marsjahr – 300 Billionen, das sind 300.000 Milliarden Mark, also 100.000 Mark auf den Kopf der Bevölkerung. Dabei hatte aber niemand eine Steuer, außer der persönlichen Dienstleistung während eines Lebensjahres, beizutragen. Das Privateinkommen der Martier belief sich außerdem im Durchschnitt pro Kopf der Bevölkerung auf 100.000 Mark, schwankte jedoch für den einzelnen zwischen dem Maximum des zulässigen Einkommens von zwanzig Millionen und der Null. Die Besteuerung des Einkommens der Privaten diente nur dazu, um jedem, der nichts verdiente, wenigstens ein Minimum von Kapital pro Jahr zu sichern, wodurch er sich wieder heraufarbeiten konnte. Ein Notleiden aus Mangel an Nahrung, Wohnung und Kleidung konnte nicht eintreten, da hierfür durch öffentliche Verpflegungsanstalten gesorgt war. Aber es war natürlich jedem daran gelegen, dieser Armenpflege nicht anheimzufallen. Der Gesamtbetrag, der vom Staat und von den Privaten auf dem ganzen Planeten in einem halben Marsjahr eingenommen wurde, belief sich also auf 600 Billionen Mark. Dies war jedoch nur die Hälfte dessen, was bei völliger Ausnutzung aller Kräfte hätte erzielt werden können.
    Diese Summen erschienen Ell so ungeheuerlich, daß er sich damit beschäftigte, sie nachzuprüfen und sich zu vergewissern, wie es möglich sei, eine so kolossale Rente zu erzielen. Ell hatte bei seinem ersten Versuch, den Geldwert auf dem Mars mit dem auf der Erde zu vergleichen, seiner Umrechnung den

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