Zu diesem Buch
«Mit einer souveränen
Erzähltechnik, frei von jeglichem Pathos, schildert Nevil Shute in seinen
Romanen Schicksale bescheidener Menschen, denen allen eine Haltung von
bewunderungswürdigem, menschlichem Anstand, von Güte und Tapferkeit eignet, die
im Leser ein warmes, gutes Gefühl erweckt. Hier erzählt uns Nevil Shute in
unprätentiöser und schöner Sprache die zu Herzen gehende Liebesgeschichte der
tapferen Engländerin Joan und des jungen, echten und sehr aufrichtigen
Australiers Joe. Vor vielen Jahren sind sich die beiden in Malaya begegnet, wo
sie in japanischer Gefangenschaft waren. Dort hat Joan eine kleine Schar von
Frauen und Kindern gerettet, die die Japaner von Ort zu Ort getrieben haben,
weil sie niemand wollte. Als ihr japanischer Wächter an einer Seuche stirbt,
verhandelt Joan mit Mat Amin, dem Oberhaupt des Dorfes, wo sie sich gerade
befinden. Sie ist die einzige, die mit den Eingeborenen umzugehen weiß und
malaiisch spricht. In bewegten Worten bittet sie Mat Amin, sie hier zu behalten
und in den Reisfeldern arbeiten zu lassen. Nach dem Krieg ist Joan nur noch ein
einfaches Mädchen, das in London als Stenotypistin sein Brot verdient. Da erbt
sie ganz unerwartet ein beträchtliches Vermögen. Jetzt, da sie Geld hat, möchte
sie etwas für die Menschen in Kuala Telang tun, bei denen sie drei Jahre gelebt
hat. So fliegt sie hin, um den armen Bewohnern, die ihnen so viel Güte erwiesen
haben, einen Brunnen zu bauen, damit die Frauen das kostbare Wasser nicht mehr
meilenweit herbeischleppen müssen. Und dort hört sie, daß Joe, der von den
Japanern aufs grausamste gefoltert worden ist, weil er dem Frauentrupp Hilfe
leistete, noch lebt. Joe seinerseits erfährt von einem Piloten, daß Joan, die
er verheiratet glaubte, wie alle anderen des Trupps, ledig und in England sei.
Während er sie nun in England sucht, fliegt Joan nach Australien, um ihn
wiederzufinden. Immer muß sie an die lebendige und hübsche Stadt Alice denken,
von der ihr Joe damals so begeistert erzählt hat...» («Zürichsee-Zeitung»).
Nevil Shute (eigtl.
Nevil Shute Norway), geboren am 17. Januar 1899 in Shrewsbury, studierte in
Oxford und war zunächst Luftschiff-, dann Flugzeugingenieur. Im Zweiten
Weltkrieg war er mit Forschungsaufträgen der britischen Admiralität
beschäftigt. Kurz nach Kriegsende ging er nach Australien, dem Schauplatz
mehrerer seiner späteren Bücher. Shute begann mit vielgelesenen Flieger- und
Kriegsromanen, die vor allem durch wirklichkeitsgetreue technische Details
gekennzeichnet sind. Von Nevil Shute erschien außerdem «Das letzte Ufer»
(rororo Nr. 1968). Nevil Shute starb am 12. Januar 1960 in Melbourne.
36.-38. Tausend März
1988
Veröffentlicht im
Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH,
Reinbek bei Hamburg,
April 1979
Die englische
Originalausgabe erschien 1950 unter dem Titel
«A Town like Alice»
im Verlag William Heinemann
Ltd., London
Für die deutsche
Ausgabe Copyright © 1972 by Benziger Verlag,
Zürich/Köln
Umschlagentwurf Werner
Rebhuhn
Satz Aldus (Linotron
505 C)
Gesamtherstellung
Clausen & Bosse, Leck
980-ISBN 3 49914340 2
[email protected] v1.0
30.01.2014
Wie
viele liebten, weil du weich und jung und schön, in Treue oder Falschheit dich!
Doch deiner Seele schwere Wanderung, dein Leid, dein Altern liebt nur einer:
ich.
W. B. Yeats
Erstes Kapitel
James Macfadden brach sich im März 1905
bei den Frühjahrsrennen von Yorkshire im Alter von siebenundvierzig Jahren den
Hals. Der größte Teil seines Vermögens fiel an seinen Sohn Douglas. Die
Macfaddens lebten damals in Perth im mittleren Schottland, nahe der Ostküste.
Douglas Macfadden war schon auf der Schule mit Jock Dalhousie befreundet
gewesen; dieser war bald nach beendetem Studium als Juniorpartner in die
Londoner Anwaltsfirma Owen, Dalhousie & Peters eingetreten. Mr. Owen,
Mr. Dalhousie und Mr. Peters sind längst nicht mehr am Leben. Ich bin schon
seit geraumer Zeit Seniorpartner der Firma, habe aber den Firmennamen bestehen
lassen.
Es lag nahe, daß Douglas die Verwaltung
seines Vermögens seinem ehemaligen Schulkameraden Jock Dalhousie anvertraute,
bei dem sie denn auch bis zu dessen Tod im Jahre 1928 gut aufgehoben war. Als
ich dann seine Klientel aufteilte, setzte ich Douglas Macfadden auf meine
Liste, kümmerte mich aber, da wichtigere Dinge Vorlagen, nicht weiter um ihn.
Bis 1935: Denn da schrieb er mir