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Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Titel: Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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Fortbildungsschule?«
    »Die Kaserne ist gleich nebenan, in der nächsten Straße.«
    »Das weiß ich, aber die Schule?«
    Der Wirt machte wieder ein erstauntes Gesicht. »Entschuldigen Sie«, sagte er, »sind Sie denn nicht aus Europa? Dann müßten Sie doch wissen, daß die Kasernen so ziemlich alle in Schulen umgewandelt sind?«
    »Ich war allerdings zwei Jahre verreist, in China und Indien –«
    »Zwei Jahre! Ei, da wissen Sie wohl gar nicht –. Militär haben wir ja nicht mehr, bis auf fünf Prozent der früheren Präsenzstärke. Dafür bekommt jeder eine Mark pro Stunde, die er in der Fortbildungsschule sitzt. Ich sage Ihnen, gelehrt sind wir schon, das ist kolossal. Nächstens gebe ich ein philosophisches Buch heraus, auf das will ich Stadtrat werden, oder vielleicht Regierungsrat. Nämlich wegen der Schwerkraft. Auf dem Mars ist doch alles leichter. Nun schlage ich vor, wenn man schwer von Begriffen ist, so geht man auf den Mars, und dort – ah, guten Abend, Herr von Schnabel, guten Abend, Herr Doktor, guten Abend, Herr Direktor –, entschuldigen Sie, ich will nur die Herren bedienen –«
    Der Wirt wandte sich zu den eingetretenen Gästen, die sich an ihren Stammtisch setzten.
    Der Fremde hatte seine Mahlzeit beendet. Er sah nach der Uhr, es war noch zu früh, um Grunthe zu treffen. Er rückte sich tiefer in die Ecke, blickte in die Zeitung und wandte den Gästen den Rücken zu. Sie waren ihm bekannt. Seltsam, dachte er im stillen, während er, scheinbar in seine Lektüre vertieft, auf ihre Stimmen hörte, wie kommen die Leute in diese Vorstadtkneipe? Früher hatten sie ihren Stammtisch im ›Fürst Karl Sigmund‹, dieser Schnabel führte da das große Wort. Er scheint auch jetzt wieder zu schimpfen.
    Die halblauten Stimmen der Stammgäste waren deutlich vernehmbar, insbesondere das hohe, quetschige Organ Schnabels.
    »Haben Sie wieder den Knicks von der Warsolska gesehen«, sagte Schnabel, »wie der Kerl, der Dor, rausging? Und wie die Anton die Augen verdrehte? Und die haben am allermeisten geschimpft, als die ersten Instruktoren herkamen. Und jetzt fletschen sie vor Vergnügen die Mäuler.«
    »Und bei Ihnen war’s umgekehrt, lieber Schnabel«, sagte Doktor Wagner, mit einem Auge blinzelnd. »Jetzt schimpfen Sie, aber ich kenne einen, der an den ersten Instruktor Wol einen großen Rosenkorb geschickt hat mit den schönen Versen:
     
    Sei mir gegrüßt, erhabner Nume,
Dich kränzet zu der Erde Ruhme
Ein Bat mit seiner schönsten Blume –«
     
    »Ach, hören Sie auf«, rief Schnabel ärgerlich. »ich hatte mir die Geschichte anders gedacht. Ich bin von den Numen enttäuscht worden –«
    »Und die Warsolska ist wahrscheinlich nicht enttäuscht worden.«
    »Die verdammten Kerle. Aber die Anton ist doch eigentlich über die Jahre hinaus –«
    »Pst! Meine Herren, Vorsicht!« sagte der Fabrikbesitzer Pellinger, den der Wirt mit Herr Direktor angeredet hatte. »Das Klatschgesetz ist bereits in erster Lesung angenommen. §1: Wer unberufenerweise das Privatleben abwesender Personen beurteilt, wird mit psychologischem Laboratorium nicht unter zwölf Tagen bestraft.« Und sein kahles Haupt über den Tisch beugend, richtete er seine schwarzen Augen auf Schnabel und fuhr fort: »Wie sagt doch der Dichter?
     
    Denn herrlicher als Kant und Hume
Hebt uns die Weisheit hoher Nume
Empor zu freiem Menschentume.«
     
    Darauf brach er in ein kräftiges Lachen aus.
    »Seien Sie endlich still mit Ihren Versen, es ist gar nicht zum Lachen«, brummte Schnabel.
    »Es sind ja auch gar nicht meine Verse.«
    »Na, meine auch nicht.«
    »Ei, ei«, sagte Wagner, »von wem haben Sie sie denn machen lassen?«
    »Ich glaube, Sie wollen mich beleidigen!« rief Schnabel.
    »§2 des Klatschgesetzes!« sagte Pellinger: »Der Begriff der Beleidigung ist aufgehoben. Eine Minderung der Ehre kann nur durch eigene unwürdige Handlungen, niemals durch die Handlungen anderer erfolgen.«
    »Das ist die richtige dumme Martiermoral. Wie kann der Reichstag sich auf solche Gesetze einlassen? Die Demokraten haben ja freilich die Majorität. Aber die Regierung! Sie dürfte sich nicht von den Martiern einschüchtern lassen.«
    »Die Regierung heißt Ell, Kultor der Numenheit für das deutsche Sprachgebiet in Europa«, sagte Wagner.
    »Dieser Schuft«, rief Schnabel. »Der Kerl hat elend vor meiner Pistole gekniffen und ist auf den Mars ausgerissen. Und jetzt spielt er hier den Diktator. Ich werde den Burschen –«
    »Pst, meine Herren,

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