Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern
mit fünfhundert Gulden Geldbuße oder entsprechendem Aufenthalt im psychologischen Laboratorium bestraft. Unterredungen mit dem Instruktor finden nur noch telephonisch statt. Jeder Anordnung eines Numen gleichviel, worauf sie sich beziehe, ist ohne Widerspruch Folge zu leisten. Den Numen steht das Recht zu, Menschen, welche sich ihnen ohne Erlaubnis nähern, mit der Telelytwaffe zurückzuweisen. Das Halten von Haustieren in menschlichen Wohnungen wird nochmals aufs strengste untersagt.
Saltner ballte die Faust. Er wandte sich an einen neben ihm stehenden Herrn und sagte: »Der hiesige Instruktor ist wohl verrückt geworden?«
»Das ist schon recht«, antwortete der ernsthaft.
»Und das lassen Sie sich gefallen? Wie heißt denn der Kerl?«
»Der heißt Oß.«
»Der Name kommt mir bekannt vor. Haben Sie sich denn noch nicht in Berlin beim deutschen Kultor beschwert?«
»Das wird geschehn. Aber es dauert halt eine Weile, und die Verordnung ist erst von gestern.«
»Aber wenn Sie telegraphieren oder telephonieren?«
»Das wird nicht zugelassen. Es ist schon einer nach Innsbruck gereist, aber sie haben’s auch dort nicht zugelassen. Sie meinen, die Nume stecken halt alle unter einer Decke, und wenn es auch der Kultor erfährt, so wird es doch nichts nutzen.«
»Es wird nutzen, das können Sie mir glauben. So etwas hat sich keiner herauszunehmen und nimmt sich auch keiner woanders heraus. Das ist nur eine Verrücktheit von diesem Oß, und der wird sehr bald abgesetzt sein.«
»Das mag schon sein, so lange halten wir’s wohl aus. Aber die Hauptverordnung bleibt doch bestehen, und dagegen ist nichts zu machen. Ich mein’ so, den Oß werden sie schon wegjagen, vielleicht gar bald, denn der Herr Bezirkshauptmann reist heute nach Wien und wenn nötig nach Berlin. Aber inzwischen müssen wir folgen. Denn wenn sich einer was gegen den Oß herausnähme und es ginge auch nachher dem Oß schlecht, so ginge es uns doch noch schlechter. Wir würden wegen Aufruhr nach Afrika oder sonstwohin geschickt. Also lassen wir’s lieber. Habe die Ehre!«
Damit lüftete er den Hut und wollte sich entfernen. Gleich darauf wandte er sich jedoch zurück und sagte mit einem fragenden Blick: »Verzeihen Sie, ich irre mich doch wohl nicht, sind Sie nicht der Herr von Saltner?«
»Mein Name ist Saltner.«
»Dann nehmen Sie’s nicht übel, wenn ich mir einen Rat erlaube – Sie sind ja doch auf dem Mars gewesen, und da muß wohl irgend etwas passiert sein –, nehmen Sie sich nur vor dem Oß in acht, ich weiß, daß der sich schon mehrfach erkundigt hat, ob Sie nicht hier sind – der muß irgend etwas gegen Sie haben. Lassen Sie sich lieber nicht hier sehen, es kann ja nur ein paar Tage dauern, bis der Mann abgesetzt ist.« Und vertraulicher fuhr er fort: »Sie haben ja vollständig recht, ich weiß, daß diese Bekanntmachung zu Unrecht besteht und der Oß den Erdkoller hat – ich bin nämlich der Doktor Schauthaler.«
»Ach, jawohl«, sagte Saltner, »ich erinnere mich jetzt sehr wohl, entschuldigen Sie, daß ich Sie nicht gleich erkannte.«
»Bitte sehr. Nun also, solche Ausschreitung wird ja rektifiziert werden. Aber lassen wir uns dadurch zu irgendeiner eigenmächtigen Handlung hinreißen, so würde uns das trotzdem sehr schlecht bekommen. Deswegen versuch ich mein Möglichstes, unsre Mitbürger zu beruhigen. Wenn Sie indessen etwas tun wollen, so bringen Sie sich selbst in Sicherheit, bis der Mann hier keine Gewalt mehr hat; vorläufig hat er sie nun einmal, und Sie sind dagegen ohnmächtig. Sie sind ja doch mit dem Herrn Kultor befreundet, reisen Sie sofort zu ihm – in zehn Minuten kommt der Blitzzug von Venedig –, das Luftschiff dürfen Sie jetzt nicht benutzen – aber auch so sind Sie morgen in Berlin –«
»Ich danke Ihnen sehr für den Rat, Herr Doktor, nur kann ich ihn leider nicht sogleich befolgen. Ich habe hier zunächst unaufschiebbare Geschäfte –. Aber ich werde dann –«
»Dann, Herr von Saltner, dann? Sie wissen nicht, ob Sie dann noch ein freier Mann sind –«
»Das wollen wir doch sehen! Da können Sie ganz unbesorgt sein!«
»Was nützt es Ihnen, wenn der Oß in ein paar Tagen vor das Disziplinargericht gestellt wird, und Sie sind inzwischen irgendwie verunglückt?«
»Ich verunglücke nicht so leicht. Aber was will denn der Mann von mir?«
»Ich weiß es nicht. Ich weiß nur privatim durch den Bezirkshauptmann, daß Sie gesucht werden, aber amtlich ist es nicht. Es muß irgend etwas sein,
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