Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern
unbefangen:
»Es freut mich sehr, einem alten Bekannten zu begegnen. Wie geht es Ihnen, Oß?«
Dabei sah er ihn, die Augen soweit wie möglich aufreißend, unverwandt an.
Oß hatte Saltner sofort erkannt. In seinen Augen blitzte es unheimlich, indem er seinen Blick auf Saltner richtete, als ob er ihn niederschmettern wolle. Aber Saltner kannte die Augen der Nume. Dieses unruhige Funkeln war nicht der reine Blick des Numen, aus dem der sittliche Wille sprach, er war getrübt von etwas Krankhaftem, Selbstischem und besaß nicht mehr die Kraft, den des Rechts sich bewußten Menschenwillen zu beugen. Er hielt den Blick aus, während Oß in hochmütigen Worten ihn anherrschte:
»Was fällt dem Bat ein? Wer sind Sie? Wissen Sie nicht, daß Sie sich sechs Schritt entfernt zu halten und überhaupt nicht mit mir zu reden haben? Entfernen Sie sich sofort, oder –«
Er griff nach dem Telelytrevolver in seiner Tasche.
Saltner trat jede Bewegung von Oß genau im Auge behaltend, vorläufig einen Schritt zurück und sagte laut, jetzt auf deutsch, von dem er wußte, daß Oß, wie jeder Instruktor im deutschen Sprachgebiet, es verstand, so laut, daß es bis zu den Neugierigen vor und hinter dem Zug schallte:
»Sie scheinen mich nicht mehr kennen zu wollen. Gestatten Sie, daß ich Ihrem Gedächtnis nachhelfe. Mein Name ist Josef Saltner, Ehrengast der Marsstaaten auf Beschluß des Zentralrats mit allen Rechten des Numen, und hier ist mein Paß, lautend auf zwei Marsjahre, unterzeichnet von Ill, zur Zeit Protektor der Erde. Bitte, mit dem gehörigen Respekt zu betrachten.«
Er zog aus seiner Tasche das nach Art der Marsbücher an einem Griff befindliche Täfelchen und ließ es aufklappen.
»Der Paß ist noch nicht abgelaufen«, sagte er darauf leiser, »ich denke, Sie lassen jetzt das Ding stecken. Erkennen Sie mich nun wieder?«
Dabei trat er unmittelbar an den Wagen heran. Er sah, welche Überwindung es Oß kostete, sich zu bezwingen, aber diesem Dokument gegenüber blieb ihm kein anderer Ausweg. Oß versuchte jetzt möglichst unbefangen zu lächeln und sagte:
»Ach, Sie sind Sal – entschuldigen Sie, daß ich Sie nicht gleich erkannte. Das ist etwas anderes. Es freut mich sehr, Sie zu sehen. Aber warum beehren Sie mich nicht in meinem Haus? Hier auf der Straße bin ich gezwungen, sehr vorsichtig zu sein, Sie werden ja wissen –«
»Die Begegnung überraschte mich, entschuldigen Sie daher diese formlose Begrüßung auf der Straße. Ich konnte nicht annehmen, daß der Unterzeichner jener Verordnung identisch sei mit dem Oß, den ich –«
»Herr, Sie sprechen in einem Ton, den ich zurückweise.«
»Das nützt Ihnen nichts. Sie wissen so gut wie ich, daß derartigen Befehlen niemand Folge zu leisten braucht.«
»Ich verbitte mir alle Einmischung in meine Angelegenheiten. Ich bin hier der alleinige Befehlshaber und werde Ihren Widerspruch bändigen. Wenn Sie auch durch Ihren Paß dagegen geschützt sind, von meiner bisherigen Verordnung getroffen zu werden, so hindert mich doch nichts, über Sie selbst einen speziellen Befehl auszusprechen, so lange Sie sich in dem mir unterstellten Bezirk befinden. Merken Sie sich das. Ich habe Sie im Verdacht, gegen amtliche Anordnungen aufzuwiegeln. Sie werden sich deshalb noch heute zu verantworten haben.«
Ohne Saltner Zeit zu einer Antwort zu lassen, hatte Oß bereits seinen Wagen in Gang gesetzt und fuhr davon. Saltner blickte ihm spöttisch nach und schritt dann eilig weiter. Wenige Minuten später stand er vor dem Haus seiner Mutter. Es war ein altes, nicht großes Haus. Im unteren Stockwerk wohnte Frau Saltner mit ihrer Bedienung, einer älteren Frau. Das obere wurde im Winter an Kurgäste vermietet, war aber jetzt noch unbesetzt. Saltner hatte den Hausflur schnell durchschritten und die Tür des Wohnzimmers geöffnet. Es war leer. Der Platz an dem nach dem Garten sich öffnenden Fenster, an dem seine Mutter den größten Teil des Tages zu sitzen pflegte, war unbesetzt. Saltner erschrak. Sollte sie krank sein und zu Bett liegen? Er schaute vorsichtig, um nicht zu stören, in das Schlafzimmer, aber auch hier war niemand. Besorgt durchsuchte er nun das ganze Haus, weder seine Mutter noch ihre alte Magd und Gehilfin, die Kathrin, waren zu finden. Aber auch der Karo, der Hund, war nicht da, der sonst jeden Kommenden durch sein Gebell anmeldete und ihm sicher zuerst entgegengesprungen wäre. Wären die Frauen beide ausgegangen, so hätten sie gewiß das Haus verschlossen. Doch
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