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Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Titel: Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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worüber der Oß vorläufig nicht reden will.«
    Saltner runzelte die Stirn.
    »Nun, wie gesagt, ich danke Ihnen und will mich vorsehen. Jetzt entschuldigen Sie mich, ich darf nicht länger zögern.«
    Er schritt eilend durch die Straßen der Stadt, ohne auf die Umgebung zu achten. Was konnte dieser Oß von ihm wollen? Wo hatte er ihn gesehen? Oß war ja der Name des Kapitäns gewesen, auf dessen Raumschiff ›Meteor‹ Saltner die Reise nach dem Mars gemacht hatte, und dann war er ihm manchmal in Frus Haus begegnet. Sollte es derselbe sein? Er hatte sich mit ihm ganz gut unterhalten, und der tüchtige, wenngleich etwas selbstbewußte Mann war mit La und Se immer sehr vertraut gewesen. Mit Se? Sein Gewissen schlug ihm. Das war das einzige, was er sich hatte zuschulden kommen lassen, die Belauschung der Schießversuche und die Flucht aus dem als Ziel dienenden Schiff. Aber dann hätte ihn Se verraten müssen, das war unmöglich, ganz unmöglich.
    Saltner hatte die Stadt durchschritten und betrat die Brücke, welche über die Talfer führt. Drüben, jenseits des Flusses, wohnte seine Mutter. Sie war diesmal schon früher als sonst von dem kleinen Häuschen, das sie oben in den Bergen besaß, in die Stadt herabgezogen, er selbst hatte noch den Umzug mit ihr besorgt und war dann auf eine Studienreise gegangen. Was war nun geschehen?
    Es fiel ihm auf, wie leer die Brücke war, auf der sonst um diese Zeit, gegen Abend, ein reger Verkehr herrschte. Als er die Mitte überschritten hatte, blieb er stehen und wandte sich nach alter Gewohnheit rückwärts, um einen Blick auf das entzückende Panorama zu werfen. Freudig hing sein Auge, über die altertümlichen Giebel der Stadt wegschweifend, an den rötlich schimmernden Zacken und Zinnen der Dolomiten, die der Rosengarten kühn in die Luft streckte, und seine Seele schwebte über den freien Höhen. Aber er durfte nicht lange weilen. Die Sorge um die Mutter trieb ihn vorwärts.
    Wenige Schritte hatte er zurückgelegt, als ihm einige Leute entgegenkamen, die eilend an ihm vorüber der Stadt zuschritten und ihn durch Winke zur Umkehr aufforderten. Er achtete nicht darauf, sondern richtete seine Aufmerksamkeit auf einen seltsamen Aufzug, der jetzt aus den Talfer-Anlagen herauskommend die Brücke betrat. Eine Anzahl Neugierige, halbwüchsige Jungen, liefen voran, hielten sich aber immer in respektvoller Entfernung. Dann folgte auf einem Akkumulator-Dreirad ein Martier mit seinem diabarischen Glockenhelm, ein riesiger Bed oder Wüstenbewohner, der hier ähnliche Dienste verrichtete wie die Kawassen der Konsuln in der Türkei. Er schwang ein langes Rohr mit einem Fähnchen in der Hand, womit er die Begegnenden bedeutete, schleunigst zur Seite zu weichen. Darauf folgte ein vierrädriger elektrischer Wagen, auf dessen Polster in bequemer Stellung der Instruktor und zur Zeit Tyrann von Bozen, der Nume Oß, ruhte, ebenfalls von dem Glockenhelm gegen die Erdschwere geschützt. Den Beschluß bildete wieder ein Bed auf seinem Dreirad.
    Saltner erkannte auf den ersten Blick, daß er wirklich seinen alten Bekannten, den ehemaligen Kapitän des Raumschiffs ›Meteor‹, vor sich hatte. Er trat zur Seite in die halbkreisförmige Ausbuchtung eines Brückenpfeilers, um den Zug an sich vorüberzulassen. Dem voranfahrenden Bed erschien jedoch die Entfernung noch nicht genügend, er winkte mit seiner Fahne und rief sein eintöniges: »Entfernt euch!« Saltner blieb ruhig stehen. Er streckte den linken Arm gegen den Bed aus und wandte ihm die Handfläche mit gespreizten Fingern zu. Der Bed stutzte. Das war ein nur bei den Numen gebräuchliches Zeichen und bedeutete ungefähr soviel als: »Dein Auftrag geht mich nichts an, ich besitze eine weitergehende Vollmacht.« Dann rief er ihm auf martisch in entschiedenem Ton zu: »Fahr zu, ich bin ein alter Freund deines Herrn.«
    Der Bed wußte nicht recht, was er davon denken sollte, ließ sich jedoch in der Meinung, es vielleicht mit einem Numen zu tun zu haben, einschüchtern und fuhr weiter. Saltner, den sein Stolz verhindert hatte, sich fortweisen zu lassen, wollte doch lieber die Begegnung mit Oß vermeiden und blickte über das Geländer der Brücke in die Landschaft, indem er dem Wagen den Rücken zukehrte. Oß dagegen hemmte den Wagen und herrschte Saltner an:
    »Kann der Bat nicht grüßen!«
    Saltner trat jetzt ohne weiteres auf den Wagen von Oß zu, grüßte höflich nach martischer Sitte und sagte, ebenfalls martisch sprechend, ganz

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