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Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Titel: Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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suchen; er konnte jeden Augenblick erwarten, daß man ihn auf Grund einer besonderen Order, die der Instruktor durchsetzen würde, hier verhaften werde. Jede Minute war ihm kostbar. Das ging ihm durch den Kopf, während er mit dem Assistenten durch die Korridore nach dem Zimmer seiner Mutter schritt.
    Der Nume blieb vor einer Tür stehen.
    »Hier ist es«, sagte er, »gehen Sie allein hinein. Ich will inzwischen in Ihrem Interesse eilen.«
    Saltner schoß ein Gedanke durch den Kopf.
    »Gestatten Sie noch eine Frage«, sagte er. »Wer vertritt Sie in Ihrer Abwesenheit von hier?«
    »Dr. Frank, der frühere Stabsarzt.«
    »Ich kenne ihn. Ich möchte mit ihm über meine Mutter sprechen; würden Sie die Güte haben, ihm sagen zu lassen, daß er sich hierher bemühe?«
    »Sehr gern.« Der Nume verabschiedete sich.
    Saltner blieb kurze Zeit pochenden Herzens vor der Tür stehen.
    Leise klopfte er an. Es erfolgte keine Antwort. Er öffnete die Tür geräuschlos und trat in das Zimmer. Es war fast dunkel, nur ein letzter Schein der Dämmerung ließ noch einen unsichern Überblick zu. Über einem Betstuhl in der Ecke brannte eine ewige Lampe. Davor kniete Frau Saltner, in inbrünstigem Gebet begriffen. Er hörte sie leise Worte murmeln.
    Saltner wagte kaum zu atmen. Seine Augen füllten sich mit Tränen. Und doch hing vielleicht alles an einer Minute.
    »Mutter«, sagte er leise.
    Ihre Lippen verstummten. Ihr Blick richtete sich wie verzückt nach oben.
    »Mutter«, wiederholte er. »ich bin’s, der Josef.«
    Sie blieb in ihrer Stellung, als fürchtete sie, durch eine Bewegung die Erscheinung zu verscheuchen.
    »Es ist seine Stimme«, flüsterte sie. »Die heilige Jungfrau hat mein Gebet erhört.«
    Er kniete neben ihr nieder und umschlang sie mit seinem Arm. Jetzt erst wandte sie ihm das Gesicht zu. Mit einem Freudenschrei fiel sie ihm um den Hals.
    »Steh auf, Mutter«, sagte er, »und komm schnell, ich bin hier, um dich abzuholen. Wir müssen sogleich gehen.«
    Er zog sie empor. Sie küßte ihn zärtlich. Sie sprach kein Wort. Nun er da war, nun war es ihr wie selbstverständlich, daß sie fortgehen konnte. Sie suchte ihre Sachen zusammen.
    »Laß nur alles liegen«, sagte er, »es wird alles geholt werden. Nur dein Tuch nimm um, es wird kühl. So, nun komm!«
    Ihre Knie zitterten, er mußte sie stützen. Langsam gingen sie zur Tür und betraten den Korridor.
    Nach wenigen Schritten kam ihnen Doktor Frank entgegen.
    »Guten Abend, Saltner«, sagte er herzlich. »Nun werden Sie ja hoffentlich bald die liebe Frau Mutter wieder haben. Kommen Sie mit mir in mein Zimmer, und essen Sie mit mir zu Abend, dort können Sie alles gemütlich abwarten.«
    »Lieber Freund«, antwortete Saltner, »ich danke Ihnen innig, aber ich muß Ihnen eine Überraschung bereiten. Ich gehe jetzt mit meiner Mutter sogleich fort. Ich habe Gründe, weshalb ich nicht warten kann.«
    »Haben Sie denn den Schein und das Attest vom Direktor?«
    »Nein, das brauche ich nicht, wir gehen so.«
    »Aber ich bitte Sie, bester Freund, das ist unmöglich, das darf ich ja leider nicht zulassen –«
    »Sie müssen es.«
    »Es geht nicht. Sie bringen mich in Teufels Küche. Es geht mir an den Kragen.«
    »Ihnen kann gar nichts passieren. Kennen Sie die Verordnung von Oß, wo es heißt: ›Jeder Anordnung eines Numen, gleichviel, worauf sie sich beziehe, ist ohne Widerspruch Folge zu leisten‹, von den Menschen nämlich?«
    »Leider ja, ich kenne den Unsinn, muß mich aber danach richten.«
    »Nun denn, führen Sie uns in Ihr Zimmer, ich will Ihnen etwas zeigen.«
    Sie traten in das Sprechzimmer des Arztes.
    »Können Sie martisch lesen?« fragte Saltner.
    »Ich habe es einigermaßen lernen müssen.«
    »Dann sehen Sie sich das an.« Er zeigte seinen Paß.
    »Erkennen Sie an, daß mir danach alle Rechte eines Numen ausnahmslos zuerkannt sind?«
    »Ich muß es anerkennen.«
    »Demnach befehle ich Ihnen, meine Mutter und mich sogleich aus diesem Hause zu entlassen.«
    Der Arzt sah ihn verdutzt an. Dann blinzelten die Augen unter seiner Brille, und ein vergnügtes Schmunzeln ging über sein ganzes Gesicht. Endlich lachte er und rieb sich die Hände.
    »Das ist gut!« rief er. »Das nenne ich den Jäger in seiner eignen Falle gefangen. Ja, wenn Eure Numenheit befehlen, so muß ein armer Bat ja folgen. Aber um meiner Sicherheit willen möchte ich mir den Befehl doch schriftlich ausbitten.«
    Er rückte Papier und Feder zurecht.
    Saltner schrieb eilig in martischer

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