Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern
kaum glauben. Was hast du also noch für Sorgen?«
»Weißt du, Se, schreiben oder in die Ferne sprechen kann man solche Sachen nicht. Drum hab ich dich vor allen Dingen abgeholt, denn das mußt du doch erfahren, daß wir mit Oß nicht mehr verkehren.«
»Aber Oß ist doch an der Erfindung deines Vaters beteiligt, er war ja sein Assistent bei den Versuchen?«
»Ja, leider. Er hat auch vom Staat seine Million bekommen, und das ist eben das Unglück, das ist ihm in den Kopf gestiegen.«
»Wieso? Ein bißchen exzentrisch freilich war er ja immer. Weißt du noch? Damals am Pol, als Ill die Versammlung abhielt und Grunthe und Saltner fortgegangen waren, da beantragte er doch, den Menschen die persönliche Freiheit abzusprechen. Aber was hat er denn getan?«
»Es war damals nach dem Friedensschluß mit der Erde, als der Vater die Versuche machte, und Oß war deshalb viel bei uns, wir hielten uns auf der Außenstation am Nordpol des Mars auf. Und da wollte er mich binden.«
»Im Spiel? Ja? Nun, das ist doch noch kein Größenwahnsinn. Wer war denn dabei?«
»Ich wollte aber nicht.«
»Und das hat er übelgenommen, das kannst du ihm nicht verdenken. Warum wolltest du nicht?«
»Ich – ich war nicht in der Stimmung. Aber er hat das falsch verstanden. Ich machte mir eben gar nichts aus ihm, und er bildete sich ein, mir wäre das Spiel zu wenig. Er kam mit einem Antrag.«
»Im Ernst?«
La bewegte den Kopf bejahend. Ihre Augen blickten in die Ferne hinaus, aber sie sah nichts von der anmutigen Landschaft, den buchengekrönten Kreidefelsen zu ihren Füßen.
»Und du hast ihn abgewiesen? La! Das ist freilich schlimm. Das geht doch nicht. Du mußtest das Spiel annehmen und dann so unausstehlich sein, daß er von selber –. Aber La, du Liebling, ich glaube gar, du weinst?«
Sie zog sie an sich und streichelte ihr die Wangen.
»Warum regt dich das so auf, macht dich so traurig? Du bereust? Du liebst ihn? Darf ich es wissen?«
»Wirklich nicht«, sagte La mit so ruhiger Stimme, daß Se an ihrem Wort nicht zweifeln konnte. »Ich konnte nicht anders, ich mochte nichts von ihm wissen.«
»Ach so!« Se faßte ihre Hand und drückte sie leise. »Also ein anderer.«
Und bei sich dachte sie: »Also Ell!« Aber das sagte sie nicht. Vor solchen Gewissensfragen blieb auch die Freundschaft stehen.
La erhob sich heftig. »Lassen wir das nun«, sagte sie. »Es ist nichts daran zu ändern. Ich hätte auch jeden andern abgewiesen – das zu deiner Beruhigung. Ich wollte dir das nur mitteilen, damit du dich nicht wunderst, wenn ich von Oß nichts mehr hören mag.«
»Und wo ist er denn jetzt?«
»Ich weiß es nicht, ich habe mich nicht darum gekümmert. Der Nu ist groß. Er ist aus unserer Umgebung verschwunden.«
»Und deine Reise nach der Erde, nach Berlin? Hängt die damit zusammen?« fragte Se etwas neugierig.
»Indirekt ja. Ich habe mich über die ganze Sache geärgert. Ich war, ich weiß nicht warum, in diesem Jahr recht wenig zufrieden mit mir. Die Ärzte schickten mich hier- und dahin, aber ich war gar nicht krank, ich war nur – ich weiß nicht. Da kam der Vater auf die Idee, mich nach der Erde kommen zu lassen. Er mußte wieder hierher zu den Erweiterungsbauten an der Außenstation. Und da schenkte er mir vorher das schöne Schiff. Ich wollte die Mutter gern mitnehmen, aber es wäre für sie zu anstrengend gewesen. Da dachte ich an dich. Und nun hab ich dich ja.«
Sie küßte Se auf den Mund und sprach weiter: »Sei mir gut und tu mir den einen Gefallen, wundere dich nicht über mich, ich weiß, was ich tue, auch wenn es dir seltsam vorkommt. Ich will nämlich einmal versuchen, wie es sich auf der Erde lebt, ob man überhaupt hier leben kann.«
Se lächelte still für sich.
»In einem solchen Luftschiff läßt es sich schon leben«, sagte sie. »Und im Palast des Kultors wird es sich wohl auch leben lassen. Dort wirst du sicherlich diese La, ich meine die fliegende, in der wir sitzen, unterbringen.«
»Nein, das werde ich nicht, ich will dir’s gleich verraten. Ich habe nur dem Vater nicht widersprochen, als er es vorschlug. Aber ich habe ganz andre Dinge vor. Ich will mir einmal die Bate in ihrer Heimat ansehen, nicht als Nume, sondern wie ein Mensch möchte ich unter Menschen verkehren. Wir wollen nicht in dem Schiff wohnen, sondern in einem Hotel wie gewöhnliche Menschen.«
Se sah die Freundin erstaunt an.
»Was für Ideen du da ausheckst«, sagte sie. »Zur Abwechslung wäre es vielleicht nicht übel,
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