Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern
und ich wäre ganz gern dabei – wenn es nur ginge. Aber die Schwere, La, die Schwere! Wenn wir als Menschen auftreten wollen, können wir doch nicht mit den Helmen über dem Kopf herumlaufen.«
»Könnten wir uns nicht ein bißchen an die Erdschwere gewöhnen? Ein bißchen nur?« fragte La, indem sie Se schelmisch ansah.
»Nein«, rief Se abwehrend, »dazu bekommst du mich nicht! Es ist ja gar nicht dein Ernst!«
»Höre einmal«, sagte La, indem sie sich neben Se setzte und den Arm um sie schlang. »Ich habe mir etwas ausgedacht und mir in Kla in aller Stille anfertigen lassen. Darauf bin ich gekommen, wie ich in einem Blatt die neuesten Moden auf der Erde gesehen habe. Sieh einmal her.«
Sie holte vom Bücherbrett ein Journal der Erde und schlug es auf.
»Siehst du«, sagte sie, »man trägt jetzt diese merkwürdigen Hüte mit breiten Krempen, die bis über die Schultern hinausragen, und an beiden Seiten fallen Bänder herab. Ich vermute, daß unsre diabarischen Glockenhelme das Muster dazu geliefert haben, unschön genug sind sie dazu. Da dachte ich mir, so ein Hut müßte sich diabarisch herstellen lassen, und ich ließ einige Modelle aus Stellit anfertigen. Ich werde sie dir dann zeigen. Sie sehen aus wie diese Hüte. Die Verbindung geht durch diese Bänder, die allerdings an der Schulter befestigt werden müssen. Von dort geht sie an den Seiten unter den Kleidern fort bis an die Stiefel, die man aber unter den langen menschlichen Frauenkleidern nicht sieht. Dieser Anzug schützt zwar nicht so gut wie der übliche Erdanzug mit Helm, aber in der Hauptsache genügt er völlig. Nur die Oberkleider und die Arme bleiben ohne Schutz, indessen das kann man schon aushalten, es ist nicht so schwer; wir brauchen ja die Arme nicht zu bewegen, sondern können sie meist am Gürtel oder an einem Seitentäschchen aufstützen. Außerdem habe ich auch diabarische Schirme gegen Sonne und Regen, die wir durch eine Stellitkette mit dem Anzug verbinden können. Auf der Straße können wir also überall ohne Beschwerde gehen, nur dürfen wir die Hüte nicht abnehmen. Aber bei den menschlichen Damen ist es ja Sitte, bei vielen Gelegenheiten auch im Zimmer die Hüte aufzubehalten.«
»Das ist fein. Man wird zwar gräßlich aussehen, doch wir sind ja auf der Erde, da nimmt man es nicht so genau. Aber ich bitte dich, wir können doch nicht zu Hause immer in Hüten sitzen und damit zu Bett gehen.«
»Nein, das ist nicht zu verlangen. Trotzdem, im Schiff möchte ich nicht wohnen, es braucht vorläufig niemand zu wissen, daß wir da sind. Aber es gibt ja in Berlin Hotels für Nume, mit Zimmern, die abarisch gemacht werden können. Dort mieten wir uns ein, daß wir uns zu Hause erholen können. Das Schiff geht sofort weiter, daß die Leute meinen, wir sind mit irgendeinem Mietschiff angekommen. Die Schiffer nehmen mit dem Schiff in einem der Vororte Quartier, so daß wir sie jederzeit herbeirufen können.«
»Das hast du alles sehr hübsch ausgedacht. Aber wie kommen wir denn zu der nötigen menschlichen Toilette?«
»Das ist das wenigste! Es gibt doch in Berlin große Magazine, wo man alles haben kann, was Menschen brauchen. Sobald wir im Hotel angekommen sind, lassen wir uns von dort jemand kommen, und ich bin überzeugt, in einer Stunde sind wir aufs Eleganteste ausstaffiert.«
»Du bist gelungen! Was hast du für Ansichten von meinem Geldbeutel!«
»Sei doch nicht töricht, Liebling. Du bist mein Gast, und ich habe für dich zu sorgen. Das ist ganz selbstverständlich.«
»Nun, meinetwegen. Ich will dir deine Freude nicht verderben.«
»Ich danke dir, gute Se. Und nun komm, ich will dir die Hüte zeigen. Wir wollen sie einmal probieren. Auf dem Verdeck ist Erdschwere, und wir sind dennoch gegen den Luftzug geschützt.«
Die Probe wurde unter Lachen und Necken gemacht. Es ging alles nach Wunsch, und Se erklärte, daß sie es wohl wagen würde, so spazieren zu gehen. Aber Gesicht und Haar müßten unter einem Schleier verborgen werden, und wenn sie so ein bißchen gebückt einherhumpelten, werde man sie ja wohl für zwei alte Erdmütterchen halten.
»Aber wenn wir Ell besuchen«, sagte sie fragend zu La, »da wirst du doch nicht in diesem Aufzug hingehen?«
Sie waren wieder in den Salon getreten, und La war gerade damit beschäftigt, ihren Hut abzulegen. Währenddessen antwortete sie unbefangen: »Ell zu besuchen ist gar nicht meine Absicht. Wenigstens nicht eher, als es die Höflichkeit unbedingt erfordert. Weißt du,
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