Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern
jetzt, und der heraustrat – es war Ell. Ja, er durfte bei ihr sein, er, der ihn hinausgelockt in die Gefahren des Pols, er –. Und nun war es ihm, als müsse er sich auf ihn stürzen –. Doch der sah ihn nicht, er schritt ruhig, aufgerichtet voran, ein glänzender Wagen hielt in der Nähe, er stieg hinein.
Torm wandte sich um. Wieder suchte er durch den Regen den Weg nach dem Bahnhof. Der Nachtzug führte ihn nach Friedau zurück.
Er sagte Grunthe, daß er erst noch nähere Aufklärung über die Absichten der Martier und das Schicksal des nach Tibet gegangenen Schiffes abwarten wolle, ehe er es wage, sich zu erkennen zu geben. Solange wolle er versuchen, verborgen zu bleiben. Bereitwillig bot ihm Grunthe das abgelegene stille Asyl der Sternwarte zum Aufenthalt an. Hier weihte er Torm in seine schon längst vorbereiteten Bestrebungen ein, einen allgemeinen Menschenbund zu gründen, der durch eine freiwillige Aufnahme der von den Martiern gebotenen Kulturmittel sich von der Fremdherrschaft der Martier unabhängig zu machen suchen sollte. Von hier aus reichten die Fäden der durchaus nicht geheimgehaltenen Verbindung zu den führenden Geistern aller Kulturstaaten. Hier entwarf Grunthe mit Torm den Aufruf mit dem Motto: ›Numenheit ohne Nume!‹
Und sie trafen damit einen Ton, der in der Seele der Völker widerhallte. In Millionen und Abermillionen Köpfen und Herzen waren dieselben Gedanken, dieselben Gefühle mächtig, es bedurfte nur der Anregung, um sie zur lebendigen Bewegung auszulösen. Das Wort war gefunden und gesprochen. Die Menschen waren ja einig, weil sie es sein mußten; es war nur erforderlich, daß sie es nun auch freiwillig sein wollten. Nicht Verbrüderung aus Schwärmerei, sondern gleiche Ziele aus Vernunft. Zahllos strömten die Zustimmungen in den organisierten Zentren der Vereinigung zusammen. Es war klar, daß der Menschenbund bald eine Macht werden mußte, mit der man zu rechnen hatte. Alle politischen und wirtschaftlichen Parteien konnten sich an der großen Kulturaufgabe beteiligen, die er sich gestellt hatte, mit Ausnahme einer extremen Gruppe, deren oligarchische Interessen vor dem bloßen Gedanken der Gleichberechtigung aller zurückscheuten. Aber ihr Grollen war unschädlich, weil ihr Einfluß auf die Regierung gebrochen war und die Verlockung fortfiel, welche so viele nach Macht und Karriere strebende Kreise der Bevölkerung verleitet hatte, die kulturfremden, kavaliermäßigen Gewohnheiten nachzuahmen.
Und selbst Anhänger von Lebensanschauungen, denen der Gedanke des Menschenbundes anfänglich höchst unsympathisch gewesen war, begannen sich damit zu befreunden. Der Fabrikbesitzer Pellinger, der sich leicht für alles begeisterte, was einem versöhnenden Ausgleich dienen konnte, hatte sich den Bestrebungen des Bundes eifrig gewidmet und gehörte bald zu den Vertrauensmännern Grunthes. Seine Vermutung, daß der Fremde, der auf der Sternwarte wohnte, niemand anders wie Torm sei, war ihm bald zur Gewißheit geworden, als er ihm bei Grunthe begegnete. Er verbarg dies Grunthe nicht, und dieser hielt es für das beste, ihm gegen Zusicherung der Verschwiegenheit zu sagen, daß Torm allerdings hier sei, aber aus politischen Gründen sich versteckt halten müsse.
Herr von Schnabel setzte Pellingers Bemühungen, ihn für den Menschenbund zu gewinnen, zuerst hartnäckigen Widerstand entgegen. Mit Leuten, die auf dem Standpunkt eines Ell ständen, könne er sich nicht befreunden. Er liebte es, sich als einen besonderen Verteidiger der Ehre des verschollenen Torm aufzuspielen, indem er behauptete, daß Frau Torm durch Ell kompromittiert sei, der sich der Verantwortung in feiger Weise entzogen habe. Und da Torm nicht gegen Ell vorgehen könne, so müsse wenigstens, seiner Ansicht nach, jeder anständige Mensch sich von Bestrebungen fernhalten, die darauf hinführten, daß niemand mehr für seine Ehre mit der eignen Person eintreten könne. Die Gerüchte über Frau Torm seien noch immer nicht verstummt, und wenn Torm da wäre, so müsse er, ob es nun verboten sei oder nicht, durch irgendeine Herausforderung Ruhe schaffen.
Pellinger lachte ihn aus. Er könne ihn versichern, daß alle diese Gerüchte auf gänzlicher Unkenntnis der Verhältnisse beruhten. Das sei ganz gleichgültig, meinte Schnabel, man dürfe eben die Gerüchte nicht dulden.
»So?« sagte Pellinger. »Und was, meinen Sie, würde dadurch gebessert werden, wenn Sie zum Beispiel dergleichen behaupteten und Torm Sie forderte? Ich
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