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Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Titel: Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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schellen.«
    Grunthe saß mit Torm, der soeben von seinem Ausflug zurückgekommen war, bei ihrem frugalen Abendessen, als ihm der Besuch zweier Damen gemeldet wurde. Sein Assistent, der sonst die Besucher der Sternwarte herumzuführen pflegte, war nicht anwesend, und es war ihm sehr unangenehm, jetzt sich stören zu lassen, zumal durch Damen. Er ließ daher sagen, er bedauere, aber die Sternwarte könne heute nicht gezeigt werden.
    Der Diener ging hinaus, kam jedoch nach einer Minute in großer Aufregung wieder herein.
    »Was gibt es denn?« fragte Grunthe.
    »Zwei Damen vom Mars«, stammelte der Diener, indem er Grunthe ehrfurchtsvoll eine schmale, zierliche Karte überreichte. Sie war mit einer Nadel durchstochen, an der eine kleine goldene Medaille hing. Diese Medaille war es, die den Diener in Aufregung versetzt hatte. Jeder kannte diesen Weltpaß der Nume, das Wappen des Mars auf der einen Seite, auf der andern die Worte: ›Im Schutze des Nu.‹ Sie öffnete dem Besitzer alle Türen.
    »Nume?« sagte Grunthe verwundert zu Torm. Er betrachtete die Karte. Sie trug keinen Namen, sondern nur die flüchtig hingeschriebenen martischen Zeichen: »Die Pflegerinnen von Ara bringen sich in Erinnerung.«
    Grunthes Stirn zog sich zusammen. Seine Lippen bildeten das in Klammern gesetzte Minuszeichen. So las er noch einmal die Karte. Dann lösten sich seine Züge wieder zu einem höflicheren Ausdruck, und er sagte zu dem Diener: »Ich bitte in die Bibliothek. Ich werde gleich kommen.«
    »Es sind La und Se«, sagte er dann zu Torm, »die beiden Nume, die Saltner und mich nach unserm Sturz gepflegt haben. Ich bin ihnen zu großem Dank verpflichtet. Ich muß sie empfangen. Wollen Sie mitkommen?«
    »Es würde mich interessieren. Diese La war sehr freundlich gegen meine Frau während ihres Aufenthalts auf dem Mars. Aber sie ist auch eine Freundin Ells. Man weiß nicht, was sie herführt. Hören Sie erst, was sie wollen.«
    »Sie können nun einmal Ihr Mißtrauen nicht loswerden. Doch wie Sie wünschen.«
    Torm warf einen Blick durchs Fenster. »Es ist klar geworden«, sagte er. »Ich will versuchen, am großen Refraktor einige Platten zu exportieren. Die Damen kennen mich nicht, dort im Dunkeln können sie mich überhaupt nicht erkennen. Wenn Sie sie herumführen, könnte ich sie mir dort einmal –; übrigens, nun fällt mir ein, vielleicht habe ich die Damen schon gesehen, heute, an der schönen Aussicht bei Tannhausen –. Dort waren zwei Martierinnen, und kurz vorher sah ich ein merkwürdiges Luftschiff aufsteigen –; nun aber gehen Sie, wir werden ja sehen.«
    Grunthe betrat die Bibliothek mit einem möglichst liebenswürdigen Gesicht, sogar ein Lächeln machte einen Anlauf zum Erscheinen, verunglückte aber in seinen ersten Zügen. La und Se enthoben ihn der Schwierigkeit, ihnen die Hand zu reichen, indem sie ihn auf martische Weise begrüßten.
    Es gab bald ein lebhaftes Gespräch und kurze Erkundigungen und Erklärungen herüber und hinüber. Grunthe wollte ausführlich auf die wissenschaftlichen Ergebnisse zu sprechen kommen, die er mit Hilfe der Mitteilungen gewonnen hatte, die ihm La vom Mars aus hatte zukommen lassen, aber La ging nicht darauf ein, sie fragte direkt nach Saltner.
    »Ich will Ihnen mitteilen, was wir wissen«, sagte sie. »Er ist in Bedrängnis, man wird ihn dieser Tage mit Hilfe von Luftschiffen suchen und gefangennehmen. Ich bin aber von seiner Unschuld überzeugt.«
    Grunthe wurde sehr ernst. Er wagte es sogar, La jetzt anzusehen und erkannte in ihren Zügen die Aufrichtigkeit der Teilnahme und die herzliche Sorge um den Freund.
    »Es ist für Saltners Freunde«, sagte er, »eine Freude, ein solches Wort zu hören. Ich weiß, daß auch Ell ihm gerne helfen würde, wenn er dürfte, aber er ist durch seine Amtspflicht gebunden. Leider kann Ihre Überzeugung, selbst wenn sie nachträglich vom Gericht geteilt werden sollte was ich bezweifle, Saltner nichts nützen. Ich muß Ihnen gestehen, daß seine Lage eine verzweifelte ist. Er selbst würde sich ja schließlich auch über die Verhaftung und das Urteil hinwegzusetzen wissen. Aber Sie wissen, wie er an seiner Mutter hängt. Und damit verknüpft sich sein Geschick. Die alte Dame würde eine nochmalige Gefangennahme nicht überleben, das ist Saltners Sorge. Und ihr Zustand gestattet ihm nicht, seinen Zufluchtsort aufzugeben und etwa, was ihm sonst vielleicht gelingen könnte, sich am Tag in den Wäldern zu verbergen und in der Nacht auf unwegsamen

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