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Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Titel: Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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halten wollten, ehe jemand erfahren durfte, daß er gerettet sei, wo er sich aufhalte. Und in diesem Sinne hatte er Grunthe gebeten, das Geheimnis seiner Wiederkehr zu bewahren.
    Wie würde er Isma antreffen, wie würde sie ihm begegnen? Er konnte sich kein Bild davon machen, vergebens versuchte er sich im Beginn seiner Fahrt das Wiedersehen auszumalen. Noch immer lag der Gedanke, als ein Geächteter zu reisen, wie ein Druck auf ihm, unwillkürlich sah er die Mitreisenden darauf an, ob sie ihn wohl erkannten. Mitunter erschien er sich als ein Fremder, der sich eine Entschuldigung ersinnen müsse, um seinen Besuch zu rechtfertigen, und er mußte sich erst daran erinnern, daß er als der Gatte zu seiner Frau fahre, die seit zwei Jahren seine Wiederkehr erhoffte. Dazwischen stellte er Betrachtungen über das Verhalten der Passagiere an. Es fiel ihm eine Änderung darin auf, die seit seiner letzten Fahrt durch Deutschland auf der Eisenbahn vor sich gegangen war. Das war vor dem Antritt seiner Entdeckungsreise gewesen, denn bei seiner Wiederkehr war er als Triumphator empfangen, überall in Extrazügen eingeholt worden und nicht als einfacher Passagier gereist. Ein Typus der Reisenden war ganz verschwunden, der anspruchsvolle, geringschätzig auf die andern herabblickende, hochmütige Elegant. Man sah vornehme Leute, aber keine Überhebung; nicht nur ein höflicher, fast ein kameradschaftlicher Ton herrschte überall; die verschiedenen Berufsarten und Stände hatten sich unter dem allgemeinen Druck näher aneinander geschlossen, suchten sich besser zu verstehen. Und ebenso auffallend war das Fehlen aller Uniformen.
    In Halle kaufte sich Torm eine Zeitung, er gedachte, sich den übrigen Teil der Fahrt damit zu unterhalten. Aber alsbald stieß er auf eine Nachricht, die ihm neue Sorgen erweckte. Die Zeitung brachte die erste Mitteilung über den ›Fall Stuh‹ bei Frankfurt, wo die Bauern in einem Ort sich an dem durchreisenden Instruktor vergriffen hatten. Es war hinzugefügt, daß bereits vier der Tumultuanten als Rädelsführer verhaftet seien und der Instruktor die Überweisung an den Numengerichtshof verlangt habe. In diesem Fall fürchte man sehr strenge Strafen für die Schuldigen. Im Anschluß hieran behandelte ein Artikel die Frage nach der Gerichtsbarkeit, sofern in einer Streitfrage Nume in Betracht kämen. In dem Friedensvertrag war festgesetzt, daß Nume überhaupt nur von martischen Richtern abgeurteilt werden konnten, aber es war nicht ganz klar, in welchen Fällen Menschen, die sich gegen Nume vergingen, vor die martischen statt vor die Landesgerichte kämen. Sicher war dies in politischen Prozessen, aber ob ein Tumult, wie gegen Stuh, zu den politischen zu zählen sei, war fraglich. Es wurde nun darauf hingewiesen, daß der Protektor der Erde, als oberste Instanz in Kompetenzkonflikten, in einem ähnlichen Fall entschieden hatte, daß es sich um eine Auflehnung gegen martische Anordnungen zur Kulturleitung der Menschen und somit um ein hochverräterisches Unternehmen handle, das vor das Numengericht gehöre.
    Es handelte sich um einen jungen Mann namens Erbelein, der wegen Versäumnis der Fortbildungsschule ins psychophysische Laboratorium geschickt worden war und sich hier den Anordnungen nicht gefügt hatte. Aus einem Schrank mit Chemikalien hatte er eine Flasche mit einem Narkotikum entwendet, seinen Beobachter eingeschläfert und sich entfernt. Von zwei Beds verfolgt und eingeholt, hatte er dieselben plötzlich überrumpelt und einen von ihnen nicht unbedenklich verletzt. Dies war als offene Empörung angesehen und mit der schwersten Strafe belegt worden, mit lebenslänglicher Deportation nach einem Dorf der Beds in einer der ödesten Wüstengegenden des Mars.
    Durch diesen Präzedenzfall, der in den Hauptsachen ganz mit seiner eigenen Verschuldung übereinstimmte, fühlte sich Torm schwer betroffen. Das alles und noch mehr hatte er sich ja auch zuschulden kommen lassen. Er hatte sich dem Spruch des Kriegsgerichts entzogen, Sauerstoff entwendet, ohne Befugnis ein Luftschiff benutzt, endlich einen Wächter bei Ausübung seines Berufes niedergeschlagen. Er konnte sich nun die Frage beantworten, was ihm bevorstand, wenn er für seine Handlungsweise zur Verantwortung gezogen wurde.
    Und nun entdeckte er in demselben Blatt eine weitere Notiz, die ihn stutzen ließ. Es war darin gesagt, daß die Regierung des Polreichs der Nume auf der Erde infolge der allgemeinen Teilnahme, die das Verschwinden des

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