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Auf zwei Planeten

Auf zwei Planeten

Titel: Auf zwei Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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es leer zu sein, vielleicht kommen wir dort an den Ausgang.«
    Gegenüber dem Haupteingang führte von dem nachgeahmten Teil des Inseldaches eine schmale Treppe abwärts. Ell blickte hinunter. »Es scheint niemand da zu sein«, sagte er.
    Sie stiegen hinab und befanden sich in einem Gemach, das einem der Gastzimmer auf der Insel nachgebildet war. Keiner von ihnen hatte beachtet, daß über der Tür die Inschrift ›Vorsicht‹ stand und vor derselben eine Anzahl Stöcke zum Gebrauch aufgestellt waren.
    »Oh, hier ist es angenehm«, rief Isma, indem sie sich auf einen der an der Wand stehenden Lehnstühle setzte. »Hier wollen wir uns ein wenig ausruhen.« Sie bemerkte, daß irgendeine Veränderung mit ihr vorging, die ihr wohltat, wußte jedoch nicht, was der Grund sei.
    Ell wollte seinen Sessel in ihre Nähe heben, mußte aber dazu eine ungewohnte Kraft aufwenden. »Sind diese Sessel schwer!« sagte er. Im selben Augenblick fiel ihm die Ursache ein.
    »Hier herrscht ja Erdschwere«, rief er überrascht. »Das ist also auch eine Demonstration, und darum ist es so leer hier.«
    »Das ist herrlich!« sagte Isma vergnügt.
    Ein Martier trat in die Tür, knickte zusammen und zog sich sogleich zurück. Isma lachte laut. Sie sprang auf, drehte sich vor Vergnügen im Kreis und rief:
    »Kommt nur herein, meine Herren Nume, hier ist die Erde, hier zeigt, ob ihr tanzen könnt!« Sie schlüpfte hierhin und dahin, rückte an den Stühlen und nahm ihren Hut ab. »Ich bin wie zu Hause!« sagte sie. »Jetzt sieht man erst, daß die angebliche Leichtigkeit dieser Federhaube eigentlich Schwindel ist. Sehen Sie nur, wie eilig sie es hat, hinabzufallen!«
    Ell sah ihr schweigend zu. Er schüttelte leicht den Kopf. »Ein Kind der Erde«, dachte er bei sich. »Sie würde hier oben niemals heimisch werden.«
    Isma war vor eine Tür getreten. »Ob es dahinten auch noch schwer ist?« fragte sie.
    Ell zog den Vorhang zurück. Es zeigte sich ein Balkon, von dem aus man ins Freie unter die Wipfel der Bäume blickte. Die Gestalt eines Mannes lehnte am Geländer. Er drehte der Tür den Rücken zu und sah, mit der Hand die Augen schützend, auf die Straße hinab.
    Ell und Isma blickten sich an. Dann lachte Isma auf.
    »Da haben sie ja den Saltner noch einmal hingestellt«, rief sie. »Und wie natürlich! Man möchte meinen, er müßte sich umdrehen und ›Grüß Gott‹ sagen.«
    Die Gestalt schnellte herum.
    »Grüß Gott!« rief Saltners Stimme. Er sprang auf Ell und Isma zu und schüttelte ihnen die Hände.
    »Das ist gescheit«, rief er, »daß man schon einmal Menschen trifft. Das ist eine Freud! Aber um alles in der Weit, wie kommen denn Sie alleweil hierher? Ich bin ja gerad auf dem Weg zu Ihnen. Haben’s denn meine Depesche nicht erhalten?«
    »Wir sind seit heute früh von Hause fort.«
    »Ja, da wird sie halt dort liegen. Schauens, ich hab Ihnen heut früh telegraphiert, als wir von Frus Wohnort weggereist sind, um Sie zu besuchen. Unterwegs wollten sie mir den Kram hier zeigen, aber wie ich hier in das schöne schwere Zimmer gekommen bin, hab ich gesagt, nun lassens mich aus, jetzt bleib ich hier, bis Sie sich alles angeschaut haben, und dann holens mich wieder ab. Denn das hatt’ ich satt, daß mir die Herren Nume alle nachschauten und die Kinder mir nachliefen und meine gute Joppe anfaßten.«
    »Aber wie konnten Sie auch in Ihrem Reisekostüm von der Erde sich hier sehen lassen?«
    »Wissen Sie, ich bin halt ein Mensch, und so bleib ich einer. Ich werd mich doch nicht in eine neue Haut stecken, wo ich nicht einmal eine richtige Westentasch’ für meinen Zahnstocher hab? Und so gut wie Ihnen, Gnädige, würd mir’s Marsröckel auch nicht stehn.«
    Isma schüttelte ihm nochmals die Hand. »Sie sind der alte geblieben, Herr Saltner! Nun setzen Sie sich mit her, und lassen Sie sich erst einmal ordentlich von mir ausfragen!«
    Saltner schilderte in seiner anschaulichen und drastischen Weise auf Ismas Fragen die Einzelheiten der Expedition, über die Grunthe nur in seiner knappen Formulierung berichtet hatte, und ließ sich von Isma die Ereignisse aus Deutschland und ihre eigenen Erlebnisse seit der Ankunft Grunthes in Friedau erzählen. Über die Reise Ills nach dem Pol, den Kampf der Schiffe und die Fahrt nach dem Mars hatte er bis jetzt nur die Darstellungen kennengelernt, welche die kurzen Depeschen gaben, und die Gerüchte und Betrachtungen, welche die Zeitungen daran knüpften. Letztere gründeten sich auf die mündlichen

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