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Auf zwei Planeten

Auf zwei Planeten

Titel: Auf zwei Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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Ruhe benutzte Saltner, um auch die andere Stütze zu sprengen. Der Helm fiel herab, und der Bed bückte sich sichtlich unter dem Druck der Erdschwere. Er konnte jedenfalls so bald weder vorwärts noch rückwärts weit gelangen und war mit seinem Unfall so beschäftigt, daß er nicht mehr auf den Weg achtete.
    In schnellen Sprüngen eilte Saltner dem Wagen nach. Ohne ein Wort zu sagen, schwang er sich wieder auf den Bock. Eine Stunde später traf der Wagen in Andrian ein. Rieser ging voraus und überzeugte sich, daß hier noch keine Nachforschungen angestellt seien. Der Wirt brachte die Frauen in seiner eignen Wohnung unter, und auch Saltner legte sich einige Stunden zur Ruhe, um die Ankunft der Führer abzuwarten.
    Um drei Uhr wurde er geweckt. Palaoro war mit zwei Führern und den Maultieren eingetroffen. Alles wurde sogleich zum Aufbruch vorbereitet. Frau Saltner fühlte sich vollkommen kräftig, die Befreiung von ihrer Angst hatte ihr aufgeholfen. Nur die Füße konnte sie nicht gut gebrauchen, aber auf dem bequemen Sattel des Maultiers hatte sie keinerlei Beschwerden. Es war noch finster, als der kleine Zug aufbrach und auf schmalen Pfaden durch eine enge Schlucht zur Stufe des Mittelgebirges hinaufklomm. Sie waren erst ein kurzes Stück vorwärts gekommen, als Palaoro in seine Tasche griff und zu Saltner sagte:
    »Da habe ich doch noch etwas vergessen. Gehen Sie nur ruhig vorwärts, ich hole Sie bald wieder ein.«
    Er schritt gemächlich den Weg zurück. Der Wirt, der zugleich Ortsvorsteher war, trat eben ins Haus, um sich noch ein wenig aufs Ohr zu legen, als Palaoro herankam.
    Er überreichte ihm eine Depesche und sagte: »Das hat mir diese Nacht der Postmeister in Terlan mitgegeben. Er hatte nach allen Richtungen Boten ausschicken müssen, so daß er keinen mehr an euch hatte; da hab ich gesagt, ich wolle das Telegramm mitnehmen. Beinahe hätt’ ich’s vergessen. B’hüt euch Gott.«
    Und schon war er mit raschen Schritten in der Dunkelheit verschwunden. Der Wirt ging langsam ins Zimmer und entfaltete beim Schein der Laterne das Telegramm. Es lautete:
    »Josef Saltner mit Frau Marie Saltner und Katharina Wackner sind, wo sie auch auf diesseitigem Gebiet betroffen werden, zu verhaften und sogleich der hiesigen Gerichtsstelle zuzuführen.«
    Der Ortsvorsteher faltete das Papier zusammen und sprach: »Das hätte halt nachher schon vorher kommen gesollt.« Dann ging er wieder zu Bett.
    Die Flüchtenden hatten das Mittelgebirge überschritten und kletterten jetzt auf halsbrecherischen Pfaden die steilen Abstürze des Gantkofels hinauf. Immer mit gleicher Sicherheit ging Palaoro voran, die Saumtiere folgten an der Hand ihrer Führer mit festem Tritt, und Saltner beschloß den Zug. Die Sonne ging auf und vergoldete die Bergspitzen. Ohne Rast, den Abgrund zur einen, die Felswand zur andern Seite, setzten die Reisenden ihren Anstieg fort. Nach vier Stunden war der Rücken erreicht, mit welchem das Mendelgebirge steil gegen das Etschtal abbricht. Dieser Rücken ist die deutsch-italienische Sprachgrenze und das Ende des Oß’schen Machtbereichs.
    Menschen und Tiere blieben stehen und erholten sich. Der Blick hatte sich nach Süden und Westen geöffnet. Auf den schlanken Pyramiden der Presanella, auf den ewigen Schneemassen der Ortler-Alpen glänzte strahlend das Sonnenlicht. Drunten im Tal zogen Nebelstreifen, und über ihnen ruhten dunkel die bizarren Formen der Dolomiten.
    Saltner winkte einen Gruß zurück ins Tal.
    »Auf Wiedersehen«, rief er, »wenn die Nebel vergangen sind. Jetzt sind wir frei!«
    Noch eine Viertelstunde mäßig bergab. Dann tat eine grüne, schmale Talschlucht sich auf, von einem frischen Gebirgsbächlein durchrieselt. Auf dem Rasen winkte eine Schutzhütte auf einem verborgenen, selten besuchten Platz. Palaoro schloß auf.
    »Hier werden wir wohnen«, sagte Saltner, indem er seine Mutter vom Maultier hob, »bis das Recht wieder eingezogen ist in unser Land.«
    »Wo könnte es schöner sein?« sagte sie. »Und du bist hier.«

50. Kapitel – Die Luft-Yacht
    D ie Strahlen der aufgehenden Sonne vergoldeten ein prachtvolles Luftschiff, das aus den äußersten Höhen des Luftmeers von Norden her herabschießend jetzt seine Geschwindigkeit mäßigte und seine glänzenden Schwingen ausbreitend langsam und majestätisch, in geringer Höhe über den Wogen, der nördlichen Küste von Rügen entgegenschwebte.
    Die Fischer in ihren Booten und die Badegäste, die am Strand lustwandelten, verfolgten das

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