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Auf zwei Planeten

Auf zwei Planeten

Titel: Auf zwei Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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und Süden. Plötzlich blieb Palaoro stehen.
    »Sie kommen«, rief er aus.
    Er hatte in der Ferne, im Süden, einen dunkeln Punkt bemerkt, den nun Saltners Glas als Luftschiff nachwies. »Sie nähern sich«, sagte Saltner, »aber sie haben sich getrennt – es ist nur ein Schiff.«
    »Sie werden von zwei verschiedenen Seiten anfangen. Diese wollen wahrscheinlich hinüber nach den Hütten am Laugen. Hier können wir nicht weiter, in wenigen Minuten müssen sie uns sehen. Wir müssen den Berg zwischen uns bringen. Sie werden vorläufig jedenfalls auf der Südseite bleiben.«
    Man bog nach rechts ab und war bald durch die aufsteigenden, mit Rasen und verkrüppelten Fichten bedeckten Felsabhänge des Bergrückens gegen das herannahende Schiff gedeckt, so lange es sich nicht über den Gipfel erhob. Es war aber anzunehmen, daß die Martier zunächst die Abhänge im Süden absuchen würden. Der beschwerliche Weg führte nun bergab nach einem Felsriegel zu, von dem aus sich eine Schlucht in das Tal hinabzog. Doch war es fraglich, ob diese von einem Wildbach durchströmte, in steilen Abstürzen niedergehende Schlucht passierbar sein würde. Dies mußte zunächst untersucht werden. Das Ende des Felsriegels, der nach Norden fast senkrecht etwa hundert Meter abstürzte, war mit hohen, flechtenbedeckten Fichten bestanden und bot unter diesen und zwischen den Felstrümmern einen vorläufigen Zufluchtsort. Hier wollte Saltner die Frauen verbergen, während Palaoro einen Weg nach dem Tal auskundschaften sollte. Es galt nur noch die kurze Strecke über den kahlen Rücken bis zum Beginn des Waldes zu durchqueren.
    Vielleicht noch hundert Schritte bergab trennten die Flüchtigen von dem schützenden Dickicht, als sie vor sich, nach Norden, über den dort hervorragenden Berggipfeln ebenfalls einen Punkt bemerkten, der unzweifelhaft ein Luftschiff war.
    »Dort ist das andere Schiff«, rief Palaoro.
    So schnell, als es möglich war, durchliefen sie die kurze Strecke und suchten einen geschützten Platz unter den hohen Stämmen. Die Sonne schien warm auf die harzduftenden Nadeln, in langen Bändern hingen die graugrünen Flechten von den Ästen, und der aus Felstrümmern bestehende Boden war mit weichem Moos bedeckt. Man hob Frau Saltner aus dem Stuhl, und die Frauen ruhten an geschützter Stelle in der stillen, sonnendurchwärmten Luft, während Saltner und Palaoro bis an den Rand des Absturzes vorgingen, um vorsichtig nach dem vermuteten Feind auszuspähen.
    »Es ist mir nicht recht erklärlich«, sagte Saltner, »warum dieses Schiff einen so seltsamen Weg eingeschlagen hat, daß es jetzt von Norden kommt. Aber gleichviel, wenn sie uns nicht auf dem Weg hierher erkannt haben, sind wir vorläufig sicher.«
    »Sie können uns schon gesehen haben. Sie kommen ja gerade auf uns zu.«
    »Leider. Sie haben die ursprüngliche Richtung geändert. Man möchte wirklich glauben, daß sie hierher wollen. Ach, sie steigen in die Höhe und spannen die Flügel auf, sie werden eine Landung versuchen.«
    »Wenn sie wirklich uns gesehen haben und hier in das Wäldchen wollen, so können sie nur draußen auf dem Bergrücken landen, von wo wir gekommen sind. Sonst können sie nirgends heran, das verhindern die Bäume.«
    »Kommt, Palaoro. Wir wollen nach der andern Seite gehen, hier ist nichts zu tun und nichts zu befürchten. Das Schiff ist so hoch, daß man es nicht mehr sehen kann, ohne zu weit aus den Bäumen zu treten. Was tun wir nun, wenn sie landen?«
    »Wir steigen in die Schlucht hinunter, so weit es geht. Nachklettern werden sie uns nicht. Bleiben Sie bei der Frau Mutter, und ziehen Sie sich inzwischen nach der Schlucht zu. Kathrin kann hier den Stuhl ein Stück tragen. Ich sehe inzwischen nach dem Schiff.«
    Saltner brachte seine Mutter mit Hilfe der Magd bis an die Stelle, wo die Schlucht begann. Hier kletterte er selbst weiter, um den Weg zu untersuchen. Es ging zunächst steil bergab, aber es schien ihm möglich, doch noch hier herabzukommen. Nach einer kurzen Strecke erweiterte sich die Schlucht zu einem kleinen, von fast senkrechten Wänden umgebenen Felskessel. Den nahezu ebenen Boden, auf dem ein kleines Bächlein entsprang, bedeckte kurzer Rasen. Im Sonnenschein funkelten die Wassertropfen auf den Halmen, kleine blaue Schmetterlinge und weißschimmernde große Apollofalter spielten in diesem stillen Winkel. Die Quelle rieselte als schmales Rinnsal der Felswand zu, die sie in einer kleinen Klamm durchbrach. Aber die Neigung war gering,

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