Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf zwei Planeten

Auf zwei Planeten

Titel: Auf zwei Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
Vom Netzwerk:
oben gesehen haben, daß hier der einzige Ausweg ist, und haben ihn verlegt. Wenn sie sich jetzt hier umschauen, müssen sie uns finden, auch wenn die von oben nicht herabkommen. Bergauf werden die Nume nicht steigen, aber vielleicht haben sie auch Grenzjäger bei sich. Wir wollen wenigstens das kleine Stückchen zurück bis dort zwischen die beiden Felsen.«
    »Es ist auch nur für den Augenblick«, sagte Saltner, »aber wir wollen es tun. Möglich wäre es ja, daß die Grenzjäger nicht sehen wollen und vorbeiziehen, wahrscheinlich freilich nicht, es ist zu klar, daß wir hier stecken müssen. Ich werde mir dann das Schiff ansehen, und wenn es nicht anders ist –«
    »Ergeben?« stammelte Palaoro.
    »Ihr nicht, das hat keinen Zweck. Ihr könnt hier an der Seite hinaufklettern. Ich aber kann die Frauen nicht verlassen.«
    Er lehnte einen Augenblick wie gebrochen an dem Felsen.
    »O meine Mutter!« flüsterte er. Dann ging er zurück zu den Frauen.
    »Ich muß euch noch ein paar Minuten hierlassen«, sagte er. »Dort zwischen den Felsen wirst du besser sitzen. Es ist noch ein Hindernis drunten, hoffentlich läßt es sich beseitigen.«
    »Du mein lieber Josef, was ich dir für Mühe mache. Aber wenn sie uns wieder fangen, das ist zu schrecklich«, antwortete Frau Saltner.
    Bald waren die Frauen untergebracht.
    »Ich gehe jetzt«, sagte Saltner, sich beherrschend. »Ängstige dich nicht, Mutter.«
    Er küßte sie.
    »Aber du kommst bald wieder?«
    »Gott wird helfen.«
    Saltner warf noch einen Blick zurück. Dann schlich er bis an den Felsblock, der den Eingang zur Waldblöße deckte. Von oben konnte man ihn nicht mehr sehen. Ein moosbedeckter Vorsprung am Felsen bildete eine natürliche Bank. Hier ließ er sich einen Augenblick nieder, um noch einmal zu bedenken, was er tun solle. Es war nichts zu tun. Hierbleiben konnte er nicht. Vorüber konnte er auch nicht. Er mußte sich gefangengeben. Auch das wäre ihm zuletzt gleichgültig gewesen. Aber die Mutter! Sie überlebte den Schrecken nicht. Das war das Ende! Und nun war alles verloren. Keine Rettung.
    »Gnädiger Gott, hilf uns«, sagte er leise. »Doch Dein Wille geschehe.«
    Er erhob sich, er wollte um die Ecke des Felsens nach dem Schiff ausspähen. Da war es ihm, als hörte er leises Rascheln der dürren Zweige, die den Moosboden bedeckten. War es eine Eidechse? Kam jemand? Er zögerte einen Augenblick. Die Spalte neben dem Felsen, durch welche das Sonnenlicht in den Wald blickte, verdunkelte sich. Eine Gestalt stand vor ihm.
    Er richtete sich hoch auf. Das Herz schlug ihm, wie ein Nebel legte es sich vor seinen Blick. Wer war das? Unter dem Schatten eines breiten Hutes leuchteten ihm zwei Augen entgegen, glückstrahlend, sonnenhaft. Schweigend standen sich beide gegenüber, bis es leise; zögernd, als fürchte er, aus einem Traum zu erwachen, über Saltners Lippen kam, eine einzige Silbe:
    »La!«
    Es war ihm, als müsse er zu Boden sinken. Da bewegte sich die Gestalt. Zwei Arme umschlangen ihn, eine weiche Wange fühlte er an der seinigen. La barg ihren Kopf an seiner Schulter und flüsterte: »Sal! Mein Sal!«
    Er sank auf die Moosbank nieder und zog sie mit sich. Ihre Lippen glühten aufeinander.
    »Du bist es, du bist es«, sagte La selig.
    Er zog sie aufs neue an sich.
    Endlich stammelte er: »Und du, wie kommst du – O du mein Glück, weißt du denn –«
    »Ja, ja! Ich komme, um dich zu fangen und nie wieder freizugeben. Ich komme vom Nu, und ich will bei dir bleiben auf der Erde, oder wo du willst – nur nicht allein, nicht länger allein. Ich kann es nicht!« Sie sank aufs neue an seine Brust. Dann sprang sie auf.
    Von oben hörte man das Klingen des Bergstocks. Palaoro wurde sichtbar. Er prallte zurück, als er La erblickte. Dann rief er: »Sie steigen von oben herab.«
    Saltner blickte auf La. »Du kommst zu mir, Geliebte«, sagte er hastig. »Aber ich bin gefangen und eingeschlossen. Du kommst, nur zu sehen, wie ich dir entrissen werde.«
    La lächelte glücklich. »Das ist unmöglich«, sagte sie. »Geh und hole deine Mutter, und du wirst sehen.«
    Saltner wirbelte der Kopf, aber er nahm sich keine Zeit, zu überlegen, wie das alles möglich sei. Er prüfte nicht, er zweifelte nicht, Las Wort glaubte er. Weiter bedurfte es nichts. Er sprang mit Palaoro den Felsen hinauf.
    »Wir sind gerettet, gerettet!« rief er seiner Mutter zu. »Fürchte dich nicht vor den Numen, zu denen ich dich bringe, es sind unsre Freunde.«
    »Wenn du es sagst, so ist es

Weitere Kostenlose Bücher