Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf zwei Planeten

Auf zwei Planeten

Titel: Auf zwei Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
Vom Netzwerk:
kennt man euch auch noch zu wenig. Vielleicht verdient ihr gar nicht –«
    »Ich hoffe, liebste Freundin, mich werden Sie immer bereit finden, ihnen zu dienen.«
    »Daran zweifle ich gar nicht«, lachte Se, »man weiß nur nicht, ob Sie nicht einmal vergessen, daß wir Nume doch in vielem anders denken –«
    »Es ist nicht schön, mich sogleich daran zu erinnern, daß ich armer Mensch es gewagt habe –«
    »Sie verstehen mich nicht, Sal, wie könnt’ ich mich überheben wollen? Nur – doch das führt zu nichts, jetzt auseinanderzusetzen, was erst erfahren sein will. Ich bin ja auch zu ganz anderem Zweck hierhergekommen. Obwohl aus wirklicher Freundschaft«, setzte sie hinzu.
    Jetzt erst fiel es Saltner wieder aufs Herz, vor welch wichtiger Entscheidung er stünde. Er wurde sehr ernst. Er wußte nicht, was er zuerst sagen sollte.
    Se kam ihm zuvor.
    »Sie wissen, daß der ›Glo‹ angekommen ist?« fragte sie.
    »Ist er schon gelandet?«
    »Diese Nacht. Er bringt wichtige Nachrichten für Sie mit. Und deshalb bin ich hierhergekommen.«
    »Sie wollen mir einen Rat geben, liebe Se? Und Sie werden uns Ihre Hilfe nicht versagen?«
    »Soweit ich darf. Amtlich habe ich nichts erfahren, sonst wäre ich nicht hier. Aber was jedermann bei uns weiß, darf ich auch Ihnen sagen. Machen Sie sich darauf gefaßt, daß Sie mit uns nach dem Nu reisen.«
    Saltner schwieg nachdenklich.
    »Ich habe so etwas erwartet«, sagte er dann. »Ich bin in einer fatalen Lage.«
    »Sie machen ein erschrecklich böses Gesicht«, sagte Se, indem sie ihm mit ihrer Hand freundlich über die Stirn strich. »Ich weiß ja schon, daß Sie sehr gern mit uns kämen und doch Ihren Freund nicht verlassen wollen. Aber er wird auch mit uns kommen.«
    »Das wird er nicht«, platzte Saltner heraus. »Das heißt«, fuhr er fort, »wenn Sie uns mit Gewalt zwingen –«
    »Zwingen? Wie meinen Sie das?«
    »Nun, Sie sind die Stärkeren. Sie können uns einfach als Gefangene auf Ihr Schiff bringen.«
    »Können? Ich weiß nicht, ich verstehe Sie nicht recht, liebster Freund. Man kann doch immer nur das, was nicht Unrecht ist. Ihre Sprache ist so unklar. Sehen Sie diesen Griff? Sie sagen, ich kann ihn drehen, und meinen, ich habe die physische Möglichkeit dazu. Wenn ich aber drehe, so versinkt der Sessel unter Ihnen, und so kann ich ihn nicht drehen, das heißt, ich kann es nicht wollen. Diese moralische Möglichkeit oder Unmöglichkeit können Sie auch nicht anders ausdrücken. Könnte es denn bei Ihnen vorkommen, daß Sie Menschen aus dem Wasser erretten und ihnen dann das Leben nehmen? Und die Freiheit, ist das nicht noch schlimmer?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Saltner, »wie man bei uns verfahren würde, wenn Europäer auf einer Insel in einem fremden Weltteil, wo noch keine zivilisierte Macht Fuß gefaßt hat, ein reiches Goldlager entdeckten und, um dasselbe zu sichern, eine Befestigung anlegten; wenn dann Kundschafter der Eingeborenen in diese Befestigung gerieten – ich weiß nicht, ob wir uns nicht das Recht zuschreiben würden, diese Wilden um unserer eigenen Sicherheit willen an der Rückkehr zu verhindern. Das scheint mir ungefähr die Lage zwischen Ihnen und uns. Vielleicht würden wir auch sagen, wir schicken diese Leute wieder zurück, damit sie uns als Boten und Vermittler dienen; aber erst führen wir sie nach Europa, damit sie unsere ganze Machtfülle kennenlernen und ihren heimatlichen Häuptlingen sagen, daß diese unsern Kanonen nicht würden widerstehen können; und wir entlassen sie erst, wenn unsre Befestigungen soweit fertig sind, daß wir von dort aus die ganze Insel beherrschen und wir Herren der Lage sind.«
    Se nickte ernsthaft. »Sie erkennen die Sachlage ganz richtig«, sagte sie. »Ich glaube, daß wir unser Verhältnis zu Ihnen in der Tat so auffassen, nur mit dem Unterschied, daß wir diese Kundschafter nicht gegen ihren Willen festhalten können.«
    »Dann ist doch die Sache sehr einfach – wir reisen eben ab.«
    »Nein, nein – so einfach ist das nicht. Ich weiß nur nicht, wie ich es Ihnen klarmachen soll. Sie verstehen unter ›Willen‹ allerlei Gemütskräfte, die bloß individuelle Triebe sind; diese können wir bezwingen, gegen diesen Willen können wir Sie festhalten. Zum Beispiel, ich binde Ihnen mit diesem Schleier wieder die Hände. Nun wollen Sie fort, weil Sie gern etwas Interessanteres tun möchten, als hier zu sitzen. Daran kann ich Sie verhindern.«
    »Dazu brauchten Sie mich gar nicht zu binden.«
    »Oder es

Weitere Kostenlose Bücher