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Auf zwei Planeten

Auf zwei Planeten

Titel: Auf zwei Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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Menschen das Richtige wäre? Wenn wir erst zugleich mit ihnen in Europa ankommen, wenn die Regierungen überrascht werden, ist es vielleicht zu spät, die geeigneten Maßregeln zu treffen.«
    »Ich hätte unsre Stellung nicht für so verantwortlich gehalten«, sagte Saltner.
    »Und ich sage Ihnen«, sprach Grunthe weiter, »nach reiflicher Überlegung – Sie wissen, daß ich keine Phrasen mache – ist es mir klar geworden, daß, solange die Menschheit existiert, von dem Entschluß zweier Menschen noch niemals so viel abgehangen hat wie von dem unsrigen.«
    Saltner fuhr in die Höhe. »Das ist ein großes Wort –«
    »Ein ganz bescheidenes. Wir sind durch Zufall in die Lage versetzt worden, einen Funken zu entdecken, der vielleicht einen Weltbrand entfacht. Unsere Entscheidung gleicht nicht der des Machthabers, der über Völkerschicksale bestimmt, sondern der des Soldaten, der sein Leben aufs Spiel zu setzen hat, um eine wichtige Meldung zur rechten Zeit zu überbringen. Sie werden mir zugeben, daß es noch niemals für die zivilisierte Menschheit ein bedeutungsvolleres Ereignis gegeben hat, als es die Berührung mit den Bewohnern des Mars sein muß. Die Europäer haben so viele Völker niederer Zivilisation durch ihr Eindringen vernichtet, daß wir wohl wissen können, was für uns auf dem Spiel steht, wenn die Martier in Europa Fuß fassen.«
    »So wollen Sie überhaupt verhindern, daß die Martier in Europa aufgenommen werden?«
    »Wenn ich es könnte, würde ich es tun. Aber wir sind einfache Gelehrte, wir haben keine politischen Entscheidungen zu fällen. Und eben darum dürfen wir unter keinen Umständen auf eigene Faust den Martiern die Hand bieten, dürfen nicht mit ihnen zugleich nach Europa gelangen, sondern wir müssen versuchen, den Großmächten die Nachricht von dem Bevorstehenden so zeitig zu bringen, daß sie sich über ihr gemeinsames Vorgehen entschließen können, ehe die Luftschiffe der Martier über Berlin und Petersburg, über London, Paris und Washington schweben.«
    »Um Gottes willen, Sie sehen die Sache zu tragisch an. Die paar hundert Martier werden uns nicht gleich zugrunde richten; und wenn sie uns gefährlich werden, ist es immer noch Zeit, sie wieder hinauszuwerfen. Aber es ist doch viel wahrscheinlicher, daß wir sie als Freunde aufnehmen und den unermeßlichen Vorteil ihrer überlegenen Kultur für uns ausbeuten.«
    »Die Frage ist zu schwer, um sie jetzt zu diskutieren, und wir eben müssen dafür sorgen, daß sie an den entscheidenden Stellen zur rechten Zeit erwogen werden kann. Nur unterschätzen Sie ja nicht die Macht der Martier. Denken Sie an Cortez, an Pizarro, die mit einer Handvoll Abenteurer mächtige Staaten zerstörten. Und was will die Kultur der Spanier gegenüber den Mexikanern oder Peruanern bedeuten im Vergleich zu dem Fortschritt von Hunderttausenden von Jahren, durch welchen die Martier uns überlegen sind? Das eben ist meine größte Sorge, daß man diese Überlegenheit überall unterschätzen wird, wenn nicht wir, die wir das abarische Feld und die Raumschiffe gesehen haben, soviel an uns ist, darüber Aufklärung verbreiten.«
    »Sehen Sie nicht zu schwarz, Grunthe?«
    »Ich will es von Herzen hoffen. Aber das sage ich Ihnen als meine Überzeugung: Mit dem Augenblick, in welchem das erste Luftschiff der Martier über dem Lustgarten erscheint, ist das deutsche Reich ein Vasall, der von der Gnade der Martier, vielleicht von der Gnade irgendeines untergeordneten Kapitäns lebt, und so alle übrigen Staaten der Erde.«
    »Daran habe ich noch nicht gedacht.«
    »Was wollen Sie gegen diese Nume tun? Ich will gar nicht von ihrer moralischen Überlegenheit und ihrer höheren Intelligenz reden; durch diese werden sie wahrscheinlich Mittel finden, uns nach ihrem Willen zu lenken, ehe wir es merken. Denken Sie allein an ihre technische Übermacht.«
    »Man wird ihnen ihre Luftschiffe, die übrigens noch gar nicht fertig sind, einfach mit Granaten entzweischießen, oder man wird sie auf der Erde, wo sie nur kriechen können, gefangennehmen.«
    »Das kann vielleicht mit der ersten Abteilung geschehen, die zu uns kommt; aber der Mars hat doppelt soviel Bewohner als die ganze Erde. Das zweite Luftschiff würde uns vernichten. Lieber Saltner, Sie haben vorgestern gehört, was Jo von der Raumschiffahrt erzählte. Durch ihre Repulsitschüsse erteilen die Martier einer Masse, die auf der Erde zehn Millionen Kilogramm wiegt, Geschwindigkeiten von 30, 40, ja bis 100 Kilometern.

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