Aufbrach aus der nacht (Liebesromane) (Tagebücher der Dunkelheit: Band 3) (German Edition)
Daseinsberechtigung, war nur noch auf das Eine zusammengeschmolzen.
Alles andere war nur ein beschissener Zeitvertreib.
Selbst ziellos im Regen herumzuirren. Selbst mit Zoë ein Bett gründlich zu zerwühlen.
Ihm war nicht kalt, obwohl er so durchnässt war, als wäre er geschwommen, und er atmete auch immer noch den einen oder anderen Regentropfen ein. Nasses Gras und feuchte Büsche streiften seine nackten Zehen, als er von dem besiedelten Stadtgebiet weg stapfte. Der frische Geruch von sauberem Regen vermischte sich mit dem darunter liegenden Moderduft von Verfall und Schimmel hier in diesem schmalen Durchgang. Zwei Gebäude erhoben sich rechts und links, halb kaputt, zerklüftet und überwuchert, das eine links höher und furchteinflößender als das rechts. Wenn er seine Arme nach beiden Seiten ausstreckte, konnte er mit den Fingerspitzen gerade das Mauerwerk berühren. Nasse Blätterklumpen und das sanfte Nachgeben von aufgeweichtem Dreck machten den unebenen und angegriffenen Beton unter seinen Füßen weicher.
Das erste Mal, als er Zoë getroffen hatte, hatte sie ihm das Leben gerettet, war aus dem Nichts aufgetaucht, um den Ganga aufzuspießen, der ihn angegriffen hatte. Sie hatte einen Pfeil abgeschossen, der sich tief in den Schädel des zombieähnlichen Monsters eingrub und sein Gehirn zu Brei machte, und der Ganga war tot zusammengebrochen.
Kaum lag das Monster am Boden, hatte sie von Quent verlangt, dass er ihr den Pfeil zurückgab.
Er war sich nicht einmal sicher gewesen, ob sie eine Frau oder ein sehr schlanker junger Mann war ... bis sie nahe genug heran kam, um sein Gesicht zu berühren.
Und jenes erste Mal, als sie ihn berührte – nur ein ganz leichtes Streicheln der Fingerspitzen an seiner Wange, als ob sie es nicht gewohnt war derlei zu tun –, es war ihm unter die Haut gegangen, warm und zärtlich. Zögerlich und doch ... handfest.
Jetzt lehnte Quent sich an die von Efeu überwucherte Wand, was einen weiteren Tropfenschauer aus dem Laub fallen ließ. Und er schaute wieder hoch in die unnachgiebige Dunkelheit. Immer noch auf einer Scheißsuche.
Und wieder wurde er blind vom Regen und er wandte sich ab, frustriert.
Nach ihrer ersten Begegnung verschwand sie, schlüpfte wieder in die Schatten zurück, ohne ihren kostbaren Pfeil. Den hatte er mitgenommen, hierher nach Envy, aber bevor er sich zum Gehen abwandte, hatte er ihr nachgerufen, in die Dunkelheit hinein, und hatte sie eingeladen jederzeit vorbeizukommen und sich den Pfeil zu holen.
Ein paar Tage später spürte sie ihm dann in Envy auf, während er einen Spaziergang im hellen Mondlicht machte, und wieder hatte sie von ihm die Rückgabe ihres Pfeils verlangt. Trotz ihrer kampflustigen Haltung und ihrem absolut grauenvollen Haarschnitt musste Quent sie einfach küssen.
Und das war alles, was sie beide brauchten, um loszulegen. Es war, als wäre ein Schalter umgelegt worden, etwas sprang an ... raste los.
Der Sex jener Nacht – und auch der von den paar Malen danach, als sie emsig zugange gewesen waren – war heiß und schnell und nicht zu bremsen gewesen. Er hatte hinterher geradezu geschnurrt, war atemlos gewesen – und trotz der Heftigkeit ... hinterließ es ihn entspannt. Friedlich.
Bis sie sich ohne ein Wort in die Nacht hinaus fortstahl. Und ihre kostbaren Pfeile mitnahm.
Nach jener ersten Nacht war es zu einer Art Spiel geworden. Hoch oben von einem Hausdach oder aus einem hoch gelegenen Fenster würde sie einen Pfeil dorthin schießen, wo er ihn sicher fand, um dann wieder in der Nacht zu verschwinden. Ein oder zwei Tage später würde Zoë auftauchen, voll selbstgerechter Empörung und verärgert und würde ihn zurückverlangen, als hätte er ihn direkt aus ihrem Köcher gestohlen ... und dann waren sie schon wieder zugange. Auf dem Bett. Im Treppenhaus. Hinten an der Rückwand vom Hotel. Wo immer es ihnen gelang, einander die Kleider vom Leibe zu reißen. Das lief jetzt schon zwei Wochen so, aber es war ihm unmöglich, sie auch nur für kurze Zeit zu vergessen.
Plötzlich fuhr er herum, der Schlamm unter seinem Fuß machte ein schmatzendes Geräusch und dann prallte sein Fuß an den Bordstein, fast stolperte er. So eine verdammte Kacke.
Was zum Teufel machte er hier nur, im Regen herumzulaufen, auf der Suche nach einer verzogenen Robin-Hood-Tante, während drinnen jede Menge paarungswillige Frauen warteten?
Mit neuem Antrieb machte er sich auf den Rückweg.
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