Aufbrach aus der nacht (Liebesromane) (Tagebücher der Dunkelheit: Band 3) (German Edition)
gewesen waren – Simon und Fence –, waren im Laufe der letzten paar Wochen zu Schlüsselfiguren des Widerstands geworden, was teilweise an den übersinnlichen Fähigkeiten lag, die einige von ihnen erworben hatten. Und teilweise auch an ihrer einzigartigen Kenntnis des 21. Jahrhunderts, also der Zivilisation vor dem Wechsel, aus der auch die Fremden stammten.
Denn natürlich hatten sie damals dort gelebt.
„Das Experiment war ein bisschen extrem“, sagte Elliott, bevor Quent die Chance bekam es einfach runterzuspielen.
„Und?“, fragte Lou. Obwohl seine Augen intelligent und lebenslustig funkelten, verrieten die Falten in seinem Gesicht und die etwas gebeugten Schultern sein Alter von fast achtzig Jahren. Aber trotz der Erfahrung, den Wechsel mit all seinem Horror und dem schwierigen Wiederaufbau danach durchlebt zu haben, hatte er immer noch etwas Jugendliches an sich und hatte sein langes, silberfarbenes Haar im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Eine Brille, die 2010 der letzte Schrei unter den Nerds gewesen war, balancierte auf seiner schmalen Nase und heute trug er ein knallgelbes T-Shirt mit der Aufschrift „Vergiss den Scheiß, hier kommen die Sex Pistols“ in schreiend Pink.
Quent war sich nicht sicher, ob es ein Shirt war, das Lou in seiner Jugend getragen hatte, oder eines, das er jetzt irgendwann gefunden hatte. Wo auch immer es herstammte, es entsprach jedenfalls nicht seinen Vorstellungen davon, was ein Siebzigjähriger trug.
Lous Zwilling wiederum, Theo, war nun eine ganz andere Geschichte und auch der Grund, warum die Waxnicki Brüder bereit waren, den fünf Männern aus Sedona die Geheimnisse der Widerstandsbewegung anzuvertrauen. Theo war während des Wechsels in so was wie einer unterirdischen Computer-Sicherheitskammer eingesperrt gewesen. Irgendetwas hatte ihn dann dort in eine Art Schlafmodus versetzt – vielleicht etwas ganz Ähnliches, was Quent und seinen Freunden passiert war. Aber Lou hatte ihn nur eine paar Tage nach der Zerstörung gefunden und es war ihm gelungen, Theo aufzuwecken.
Aber im Laufe der nächsten fünfzig Jahre war Theo kaum gealtert. Erst seit ganz kurzem wuchsen ihm vereinzelt graue Haare auf dem Kopf und es sprossen ihm Bartstoppeln, die er sich nun abrasieren musste. Also sah er nicht älter als dreißig Jahre alt aus, obwohl er (genau wie Lou) die Monate und Jahre nach dem Untergang der Welt mit durchlebt hatte. Und genau wie Quent, Elliott und Simon hatte auch er eine eigene übermenschliche Fähigkeit erworben.
„Von dem, was ich da erkennen konnte“, erklärte Quent noch einmal, „kommen die Kristalle aus dem Ozean. Tief aus dem Ozean.“
„Das ist wenig überraschend, in Anbetracht dessen, was wir schon herausgefunden haben“, sagte Theo. Er trug sein nachtschwarzes Haar um Ohren und Hals kurz geschnitten, fast wie ein Militärschnitt, aber nach oben hin wurde es länger und stand stachelig ab. „Mit all den verdammten Kristallen und der neuen Landmasse, die anscheinend im Pazifik hochgeschossen kam – und dann wissen wir dank dir ja auch, dass die Fremden vor dem Wechsel alle Mitglieder im Kult von Atlantis waren: mit all dem Wissen führen uns sämtliche Hinweise immer in die gleiche Richtung.“
Quent nickte. Atlantis. Es war in der Tat er gewesen, der das Symbol, das die Fremden benutzten, erkannt hatte. Erkannt als ein Symbol, das eine Gruppe von Leuten als einen Zusammenschluss definierte, zu dem auch Fielding gehört hatte. Er hatte bis vor ein paar Wochen keine Ahnung gehabt, dass der Kult von Atlantis wesentlich mehr als ein exklusiver Klub von mächtigen und reichen Global Players gewesen war. Sein Wissen, als es dann mit den Informationen zusammengebracht werden konnte, die Lou und Theo über das letzte halbe Jahrhundert zusammengetragen hatten, hatte zu alptraumhaft verstörenden Resultaten geführt.
„Fünfzig Millionen US-Dollar, nur um dem beschissenen Kult beizutreten“, sagte Lou, während er den Kopf schüttelte, seine Augen hochgradig besorgt. „Gemäß dem, was Simon von dieser weiblichen Fremden hat herausfinden können.“ Die jetzt auch tot war – trotz ihres unnatürlichen Kristalls.
„Was für ein bescheuertes Unsterblichkeitsschnäppchen“, sagte Quent. Sein Kopf pochte ihm jetzt und alles fühlte sich angespannt und eng an. Immer wenn er an seinen Vater dachte und an die Rolle, die dieser ziemlich sicher bei der Herbeiführung des Wechsels gespielt hatte,
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