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AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen

AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen

Titel: AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Dueck
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Philosophie streitet sich darum, was der Mensch ist: ein Ebenbild Gottes oder ein vernunftbegabtes Tier, das immer noch primär von seinen Urtrieben beherrscht wird? Die einen Philosophen heben den Menschen idealistisch in den Himmel, und die anderen mutmaßen in ihm Böses, was erst spät in der Menschheitsgeschichte seit Sigmund Freud wirklich wissenschaftlich und nicht bloß spekulativ untersucht wird.
    Für alle diese Menschenbilder gibt es gute Beispiele. Ich selbst habe einmal als Vorbereitung für meine philosophische Trilogie viele Kurzlebensläufe von Philosophen durchgelesen und dann immer geraten, welche Lehre sie wohl verbreiteten. Na klar – es kam heraus, dass ihre Lehre gut zu ihrer Lebensgeschichte passt. Und ich habe mir beim Denken über meine Philosophie immerfort sagen müssen, dass ich die Wahrheit und nur die Wahrheit finden will, nicht mich selbst! Ich wollte den Fehler nicht selbst begehen, den ich gefunden zu haben glaubte.
    Menschen unterscheiden sich unter anderem in Bezug auf ihre Lebhaftigkeit und ihre Haltung zu anderen Menschen. Wenn sie vor harte Probleme gestellt werden, laufen sie weg, passen sich an oder kämpfen (nach Karen Horney). Wenn sie sich mit Menschen auseinandersetzen, geben sie nach, diskutieren das Gerechte oder sie setzen sich durch (mit harschen Worten oder verführerischem Ton). Diese menschlichen Spielarten jeder Couleur gibt es immer!
    Aber in verschiedenen Kulturen – so mein Hauptargument – sind jeweils andere Strategien die besten!
    In einer X-Kultur setzt sich der Stärkere oder Ranghöhere durch. Der Rangniedere kuscht oder macht sich unsichtbar. Eltern, Manager, Lehrer und Professoren haben immer Recht – Kinder, Mitarbeiter oder Schüler nie.
    In einer Y-Kultur ist das Kämpfen, Durchsetzen oder Dominieren verpönt und unter Tabu gestellt. Eher schüchterne und bescheidene Menschen wie Mathematiker, Informatiker, Ingenieure oder allgemein Wissenschaftler müssen nicht weglaufen, müssen nicht kämpfen oder sich nicht sklavisch anpassen – man vermeidet in einer solchen Kultur einfach, dass Menschen vor harte Probleme gestellt werden. In einem solchen Klima des Y-Vertrauens können sie ohne Furcht diskutieren, was das Weise und Gerechte ist.
    In einer X-Kultur können sich Y-Menschen nicht entfalten, weder als Chef noch als Mitarbeiter. Sie wollen ja weder herrschen noch gehorchen. In einer Y-Kultur sind viele X-Menschen ohne Halt. Niemand befiehlt den X-Mitarbeitern in einer Y-Kultur, was sie tun sollen, jeder erwartet, dass sie das selbstverantwortlich entscheiden. Niemand gibt den X-Managern in einer Y-Kultur direkte Macht – sie dürfen nicht schlicht befehlen, sondern sie müssen überzeugen und mitreißen.
    Wenn Deutschland also erfolgreich in die quartäre Exzellenzgesellschaft will, muss es sich kompromisslos entscheiden, im Ganzen ein Y-Klima herbeizuführen. Wir müssen selbst bestimmen, dass wir jeden Deutschen ab sofort wie einen Y-Menschen begreifen und sehen. Wir werden von ihm verlangen, dass er ein Y-Mensch ist oder noch wird. Wir werden ihm sagen, dass er als Individuum der Allgemeinen Erklärung der Menschenpflichten genügen soll. Die Kultur muss »Y sein« und verlangt vom Einzelnen, dass er es sein soll .
    Die wichtigste Infrastruktur der kommenden Wissensgesellschaft ist die Kultur des integren selbstverantwortlichen Menschen, der einen starken Sinn für die Gemeinschaft und für Ethik allgemein mitbringt. In einer solchen Kultur wird nicht jeder Mensch zu einem von der Kultur gewünschten, aber die von der Kultur gewünschten Menschen sind maßgebend in dieser Kultur.
    Auf das Entstehen einer Kultur kann man schlecht schlicht warten – wir müssen beschließen und umsetzen. Ich würde – wie gesagt – diese Kultur gleich implizit im Grundgesetz verankern. Das wäre immerhin schon einmal eine Entscheidung. Und wenn wir für die Veränderung jahrelang diskutieren müssten, wäre es auch kein Unglück. Wir müssen so dringend über unsere Kultur reden! Nur – wie fangen wir es an, dass diese Auseinandersetzung beginnt?

 
    Eine Staatsenergie für Zukunftsvorstellung
und Menschenbild!
     
    Wir brauchen eine Art Staatsgewalt, die sich mit den kulturellen Fragen befasst, seit die Kirchen keine durchgreifende Normierungskraft mehr haben. Das Christliche weiß sicher: »Jesus sieht den Menschen wie Y oder einen verlorenen X-Menschen«, auch wenn die Kirchen mit zunehmender Größe selbst zu hierarchischen Ordnungen großer Systeme

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