AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen
Supermarkt. Der bezahlt vielleicht 20 Cents für die Dose, die Sie dann für 29 Cents mit nach Hause nehmen. Stellen Sie sich einmal vor, Sie selbst müssten die Tomaten in Heimarbeit herstellen. Sie kaufen also in der Gärtnerei eine angezogene Tomatenpflanze für 33 Cents (schon mehr als die Dose kostet!), kaufen einen Topf und Dünger dafür, zählen die Minuten zum Gießen … Dämmert Ihnen, welche traumhafte Leistung unserer Industrie darin liegt, die Dose für 29 Cents zu liefern? Im Winter und Sommer? Wenn Sie das noch nicht beeindruckt, wiederholen Sie dieses Gedankenexperiment mit dem Hähnchen. Sie kaufen ein befruchtetes Ei für 23 Cents, lassen es im Ofen ausbrüten, Sie füttern das Küken ein paar Monate, schlachten das Hähnchen, rupfen die Federn, nehmen es aus, reinigen es, verpacken es gut, frieren es ein und verkaufen es einem Supermarkt für 1,15 Euro, damit es dort für 1,49 in der Truhe liegt.
Und dann erinnern Sie sich an den letzten Besuch Ihres Versicherungsvertreters, der Ihr neues Auto versichert hat. Er schreibt den halben Fahrzeugschein ab, ganz gewissenhaft die ellenlange Fahrgestellnummer, und blättert in Risikotabellen. Er diskutiert mit Ihnen, wie viele Kilometer Sie im Jahr zurücklegen und ob die Markise vor dem Haus als schützender Carport im Sinne der Versicherung gewertet werden kann. Zur Sicherheit schreibt er, wie bei jedem Besuch, die Nummer des Kontos auf, von dem die Lastschriften abgehen. Das Ganze dauert eine halbe Stunde, dazu kommen An- und Abfahrt und die Telefonate zur Terminvereinbarung. Der Agent fährt dann nach Hause und bucht alles richtig ein. Die Versicherung wiederum … Verstehen Sie? Es kostet eine solide Stunde der Versicherung, also etwa 80 Euro und eine gute Stunde von Ihnen selbst, vielleicht 20 Euro in entgangenem Lohn, also 100 Euro. Das sind mehr als 300 Dosen Tomaten oder mehr als 65 Hähnchen!
Und ich sage Ihnen: In näherer Zukunft bekommen Sie eine Autoscheckkarte beim Autokauf dazu! Die zeigt man einem Versicherungsautomaten (der ähnlich aussieht wie die Automaten beim Einchecken im Flughafen) oder dem »Internet«. Piep! Alle Autodaten sind sofort im Automaten drin! Der fragt Sie: »Wollen Sie es zu denselben Konditionen wie das alte Auto versichern? Ja? Nein?« Sie tippen »Ja« und das war’s schon. Die Kosten? 10 Cents für den Versicherer und ein paar Euro Ihrer eigenen Zeit.
Dienstleistungen wie beispielsweise das Abschließen von Versicherungen bestehen nüchtern besehen lediglich aus dem Erfassen und Eintippen von Daten aus einem System in ein anderes. Solche Arbeit ist manuelle Datenverarbeitung mit einem Lächeln dazu. Dienstleistungen sind im Vergleich zur Produktivität der Industrie atemberaubend ineffizient und werden in Zukunft durch Computer automatisiert, eben weil sie vom Charakter her »Datenübertragung« sind. Da drängt sich ein Computer doch direkt auf! Und alle der Datenübertragung oder -verarbeitung ähnlichen Berufe sind dabei zu verschwinden oder sich entscheidend zu wandeln. Der Computer übernimmt die Arbeiten vieler, vieler Menschen! Diese Arbeiten werden zwar nach wie vor verrichtet, aber nicht von uns! Deshalb verschwinden nicht die Dienstleistungen an sich. Wir werden nur keine typische Dienstleistungsgesellschaft mehr sein, in der sehr viele von uns noch Dienstleistungen im klassischen Sinn erbringen.
Viele Berufe werden überdies durch das Internet »virtualisiert«. Diese Berufe gibt es zwar damit noch, sie können aber ortsunabhängig und deshalb auch »in Indien« ausgeübt werden. Diese Entwicklung kennen Sie, aber meist nur unter dem Stichwort »Globalisierung«. Wie schwerwiegend diese Entwicklung ist, glaubt allerdings keiner. Globalisierung wird oft nur als Lohndumping-Argument gesehen. Die meisten von Ihnen sehen in der Regel nicht, wie ernst die Lage ist, wie sehr sich alles noch verändern und umgestalten wird. Ich gebe Ihnen einmal ein zugegeben futuristisches Beispiel, das Sie noch besser verstehen, wenn Sie einen Panzerführerschein haben:
Im Gefecht schaut der Fahrer eines Panzers natürlich nicht aus seiner Luke heraus, sondern er lenkt den Panzer von innen und sieht die Außenwelt und die Richtung nur über Winkelspiegel. Im Kern sieht er nicht die Wirklichkeit der Straße an sich – er sieht sie auf einem Spiegel oder eben »Bildschirm«. Das ist nicht angenehm, reicht aber zum Fahren aus, und verlangt allerdings einige Übung und Erfahrung – und es kostet bis dahin ein paar
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