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Aufbruch der Barbaren

Aufbruch der Barbaren

Titel: Aufbruch der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Nottr ließ ihn langsam los.
    Keuchend sagte Juccru: »Nein, Hordenführer… ich will es nicht. Bei allen Geistern und Wintergöttern, ich will es nicht. Ich wollte eher, daß ich mein Blut opfern könnte, als…«
    »Was hält dich davor zurück?«
    »Nicht auf mir ist das Zeichen… sondern auf dem Kind…«
    »Welches Zeichen? Bei Imrirr! Laß dir nicht jedes Wort aus der Nase ziehen…!«
    »Ein dunkles Mal über dem Herzen!«
    Nottr starrte ihn an. »Es ist noch nicht Zeit für sein Herzfell. Er sollte das Fell des Einhorns bekommen und ihm geweiht sein.«
    »Wenn es so wäre, würde ich nicht um dich und die Horde fürchten.«
    »Was fürchtest du?«
    »Sieh es dir selbst an.«
    Mit Furcht im Herzen stapfte Nottr zum Zelt der Amme. Srube war wach. Ihre Miene sagte deutlich, daß sie die beiden Männer beobachtet und ihren Besuch erwartet hatte. Sie wirkte schuldbewußt, vermutlich, dachte Nottr, weil sie sich von Juccru hatte überrumpeln lassen, ihm das Kind zu zeigen.
    »Er schläft, Hordenführer«, sagte sie.
    »Ich will ihn mir ansehen«, erklärte Nottr in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Die Wecktrommeln werden seinen Schlaf ohnehin gleich beenden. Nimm ihn aus den Tüchern. Ich will seine Brust sehen.«
    Sie gehorchte stumm. Das Kind erwachte unter ihren sanften Händen erst, als die kalte Morgenluft über seine rosige Haut strich. Es schrie nicht, es blickte mit schläfrigen Augen um sich.
    »Rasch, Hordenführer«, sagte die Amme. »Diese kalte Luft könnte sein Tod sein.«
    Doch Nottr hatte die Stelle bereits entdeckt und starrte stirnrunzelnd darauf. Er biß sich in die Lippe. Es war nicht nur ein dunkler Fleck auf der Haut, da war vielmehr die Spur eines dunklen Flaums über dem Herzen – und Nottr kannte Wolfshaar gut genug, um es zu erkennen. Einen Atemzug lang fühlte er Furcht wie nie zuvor. Blieb ihm nichts von allem, was er liebte? Hatte die Finsternis ihn und die Seinen wirklich erwählt, wie der Schamane sagte? Würde er selbst einst der Scherge jener Kräfte sein, gegen die er in den Kampf zog?
    Er riß den Dolch aus dem Gürtel und fuhr mit der scharfen Klinge über die Stelle. Das Kind begann zu kreischen.
    »Sei still«, murmelte Nottr. Weder an der Klinge, noch an der Haut des Kindes war etwas zu erkennen.
    Er atmete auf. Es mußte eine Täuschung gewesen sein, die der verfluchte Schamane ihm aufgeschwatzt hatte.
    »Nein, es ist nichts«, sagte er so ruhig er es vermochte, um die Frau zu überzeugen. »Du mußt dich geirrt haben, Schamane. Sieh es dir noch einmal an.«
    »Nein. Ich weiß, was ich gesehen habe. Mein ganzes Leben habe ich Zeichen gesehen und gedeutet. Wenn du klug bist, tust du, was ich gesagt habe, denn sonst werden die Zeichen sich mehren und übergreifen.«
    Nottr sah ihn so grimmig an, daß der Schamane unwillkürlich zurückwich. Beruhigend legte Nottr der Amme die Hand auf den Arm und gab ihr seinen Sohn. »Hier, nimm ihn wieder und wärme ihn. Und hab keine Furcht. Wäre er so unfehlbar, wie er vorgibt, müßten seine Geister auf ihn neidisch sein. Er und seinesgleichen irren wie wir, die wir uns ohne Geister im Leben zurechtfinden müssen.«
    Juccru sah ihn giftig an, aber er schwieg.
    »Ich werde eine Wache an deinem Zelt postieren, Srube. Sie wird niemanden ohne deine oder meine Einwilligung einlassen.«
    Juccrus Wut wuchs merklich. »Willst du deinen Sohn vor allen verbergen?«
    »Vor allen, die ihm übel wollen!« sagte Nottr drohend.
    »Du wirst deine Entscheidung noch bereuen.«
    »Mag sein, Schamane«, erwiderte Nottr schulterzuckend. »Aber ich kämpfe auf meine Weise gegen die Finsternis. Ich werde ihr Krieger opfern, mein Leben… aber nicht mein Kind!«
    In diesem Augenblick dröhnte die Wecktrommel durch das Lager. Sie näherte sich von Westen, von der Hauptmacht her, wurde aufgegriffen und wanderte nach Osten zur Nachhut, weiter. Stimmen schallten bald durch das Lager, als die Männer aus den Zelten stolperten, um sich den Schlaf aus den Augen zu reiben und Schnee und Eis zu verfluchen.
    »Du hättest die Nacht besser nützen sollen«, sagte Nottr grinsend. »Es wird ein langer Tag. Die Vorhut wird heute, wenn die Götter uns kein größeres Hindernis in den Weg legen, den Strom des Lebens erreichen. Bleib an meiner Seite, Schamane. Es mag wohl sein, daß ich deiner Hilfe bedarf… und der deiner Geister.«
    Er nickte der Frau beruhigend zu und schob Juccru vor sich aus dem Zelt. »Erwarte mich hier bei Sonnenaufgang.«
    Der Schamane

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