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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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beharrte Danny. »Sie zieht mich an den Haaren und ...«
    »Was?«
    Dannys Stimme ertönte als
Flüstern. Offenbar wollte er nicht, dass seine Mutter oder sein Stiefvater dies
hörte.
    »Sie versucht, mich zu küssen!«
    Jim grinste und kämpfte tapfer
gegen ein Lachen an. Dann erklärte er Danny, dies sei ein Zeichen dafür, dass
sie ihn mochte, und er erteilte ihm Ratschläge, wie er sich vor weiteren
Quälereien schützen sollte, ohne Anne Marie oder ihre Gefühle zu verletzen.
    »Weißt du was, Daddy?«
    »Was, Großer?«
    »Ich bin froh, dass ich dich
solche Sachen fragen kann. Du bist mein bester Freund.«
    »Du bist auch mein bester Freund«,
brachte Jim um den Kloß in seinem Hals herum hervor.
    Im Hintergrund brüllte Tammy
irgendetwas. Beim Klang ihrer Stimme zuckte Jim zusammen.
    »Mami braucht das Telefon, also
muss ich auflegen. Rufst du mich nächste Woche wieder an?«
    »Fest versprochen, hoch und
heilig.«
    »Ich hab dich lieber als
Spiderman.«
    »Ich hab dich lieber als
Godzilla«, gab Jim zurück und ließ sich auf das vertraute Spiel ein.
    Ich hab dich mehr als unendlich
lieb«, antwortete Danny, womit er zum wohl
tausendsten Mal gewann. .Ich hab dich auch mehr als unendlich
lieb, Kumpel, Dann ertönten ein Klicken und der Summton. Das
war das letzte Mal gewesen, dass er je mit seinem Sohn gespro chen hatte.
    Durch die Tränen blickte Jim auf
das Foto mit dem lächelnden Jungen hinab. Jim war nicht da gewesen. Er war
nicht da gewesen, wenn sein Sohn jeden Abend zu Bett ging, wenn er mit seinen
Actionfiguren epische Schlachten der Star-Wars-Krieger gegen die X-Men
veranstaltete, wenn er im Hinterhof Ball spielte oder als er Fahrrad fahren
lernte. Er war nicht da gewesen, um ihn zu retten. Jim schloss die Augen.
    Carrie grub in der Erde und rief
seinen Namen. In ihrer Stimme schwang Hunger mit. Sein Finger spannte sich.
Schrill klingelte das Handy.
    Jim zuckte zusammen und ließ die
Pistole auf das Bett fallen. Abermals klingelte das Telefon. Die grüne
Digitalanzeige schimmerte gespenstisch im matten Schein der Laterne.
    Jim rührte sich nicht. Er konnte weder
schlucken noch atmen. Es fühlte sich an, als hätte ihm jemand in die Brust
geschlagen und in die Weichteile getreten. Halb wahnsinnig vor Angst versuchte
er die Arme zu bewegen und stellte fest, dass sie wie versteinert waren.
    Ein drittes Klingeln, ein viertes.
Natürlich hatte er den Verstand verloren. Das war die einzige Erklärung. Die
Welt war tot. Sicher, der Strom funktionierte noch, und die Satelliten hielten
stumm und kläglich Wache über ihren Kada-
    ver, aber die Welt war tot. Es war
unmöglich, dass ihn nun jemand hier unter der Erde, unter den Überresten von
Lewisburg anrief.
    Beim fünften Klingeln entrang sich
seiner Kehle ein Wimmern. Mühsam kämpfte Jim sich aus der Gefuhlsverwirrung
frei, die ihn gebannt hatte, und sprang auf die Füße.
    Hartnäckig klingelte das Telefon
erneut. Mit zitternder Hand griff er danach.
    Geh nicht ran! Das ist Carrie oder
jemand der anderen. Oder vielleicht etwas noch Schlimmeres. Wenn du den Anruf
annimmst, werden sie durchs Telefon strömen ...
    Das Klingeln verstummte. Die
Stille war ohrenbetäubend.
    Die Anzeige blinzelte ihn an.
Jemand hatte eine Nachricht hinterlassen.
    »O Scheiße.«
    Er ergriff das Telefon, als hielte
er eine lebendige Klapperschlange. Langsam führte er es ans Ohr und wählte die
Null. »Sie haben eine neue Nachricht«, teilte ihm eine tonlose Frauenstimme
mit. Die aufgezeichneten Klänge waren der süßeste Laut, den er je gehört hatte.
»Um die Nachricht abzurufen, drücken Sie die Eins. Um die Nachricht zu löschen,
drücken Sie die Rautetaste. Falls Sie Unterstützung brauchen, drücken Sie die
Null. Die Vermittlung wird sich bei Ihnen melden.«
    Er drückte die Eins. Ein fernes,
mechanisches Surren folgte.
    »Samstag, erster September,
einundzwanzig Uhr«, verriet ihm die Tonbandstimme. Jim blies den unbewusst
angehaltenen Atem aus. Dann hörte er eine neue Stimme.
    »Daddy...«
    Jim rang nach Luft. Sein Puls
begann zu rasen. Der Raum drehte sich erneut.
    »Daddy, ich hab Angst. Ich bin in
der Dachkammer. Ich...«
    Ein statisches Knistern unterbrach
die Verbindung. Dann kehrte Dannys Stimme zurück, die sich sehr leise und
furchtsam anhörte.
    »Ich hab mir deine Telefonnummer
gemerkt, aber ich konnte Ricks Handy nicht einschalten. Mami hat lange
geschlafen, aber dann ist sie aufgewacht und hat es für mich eingeschaltet.
Jetzt schläft sie wieder. Sie

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