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088 - Die Alpträume des Mr. Clint

088 - Die Alpträume des Mr. Clint

Titel: 088 - Die Alpträume des Mr. Clint Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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    »Nein! Nein!
Laßt mich los!« Er schrie wie von Sinnen, schlug um sich, und kalter Schweiß
trat auf seine Stirn. Ein dumpfes Gurgeln kam aus seiner Kehle, seine
Augenlider flatterten.
    Jetzt hatten
sie ihn endgültig eingeholt, jetzt konnte er ihnen nicht mehr entkommen. Sie
schleppten eine riesige Säge mit sich. Und er war steif wie ein Brett, ihnen
hilflos ausgeliefert.
    Harold Glancy
vermochte seine Verfolger nicht mehr zu zählen.
    Sie
umschwärmten ihn, stiegen ihm auf die Brust, krochen über seine zuckenden
Schultern und setzten die Säge an.
    »Nein!«
    Ruckartig
warf er den Kopf hoch. Seine Augen öffneten sich. Sie waren schreckgeweitet,
als er seine Umgebung wie hinter einem Nebelschleier wahrnahm.
    Die Tür zu
seinem Zimmer wurde aufgerissen. Eine Gestalt stürzte herein.
    »Harold?
Harold!« Die Frau in dem bunten Frottee-Morgenmantel eilte auf ihn zu, packte
ihn an den Schultern und schüttelte ihn.
    Er sah sie
verständnislos an. Sein Atem flog. Das fahle Licht, das die Eintretende
angeknipst hatte, ließ die Haut des Mannes noch bleicher erscheinen, als sie
von Natur aus schon war.
    »Ist dir
nicht gut?« fragte Gil Glancy besorgt. Sie trug das graue Haar zu einem Knoten
zusammengebunden. Ihre kleinen, dunklen Augen befanden sich in ständiger
Bewegung.
    Harold Glancy
war in Schweiß gebadet. Sein blau-weiß-rot gestreifter Pyjama klebte an seinem
verschwitzten Körper.
    »Sie waren
wieder da, Gil«, gurgelte er. Seine tonlose Stimme war kaum zu hören. »Ich habe
sie nicht nur gesehen, ich habe sie gefühlt!«
    »Du hast
geträumt, Harold, das ist alles«, beruhigte ihn seine bessere Hälfte. Aber
während sie sprach, war sie selbst nicht ganz überzeugt von ihren Worten. Und
das sah man ihr an.
    »Sie waren
hier im Zimmer. Ich weiß es ganz genau.« Harold Glancy wischte sich über die
schweißnasse Stirn und schob die widerspenstigen Haarsträhnen zurück, die ihm
ins Gesicht hingen. Gehetzt blickte er sich um.
    »Ich hätte
sie auch sehen müssen, Harold«, sagte Gil und setzte sich zu ihm ans Bett. Sie
sah besorgt aus trotz des Lächelns, mit dem sie ihren Mann zu beruhigen
versuchte.
    Harold war
krank. Und es wurde immer schlimmer mit ihm.
    »Nein, meine
Liebe«, ächzte Harold Glancy und faßte sich an die Gurgel. Ein kühler Lufthauch
strich über sein Gesicht. »Das Fenster…«, murmelte er benommen, »es ist
geöffnet und ich habe es doch fest geschlossen, als ich mich hinlegte. Sie
kamen durchs Fenster!«
    »Aber nein,
Harold!« Gil Glancy schüttelte den Kopf. »Du irrst. Niemand kam hier hoch. In
den vierten Stock, bedenke doch. Und du wirst es vergessen haben, das Fenster
zu schließen.«
    »Nein, nein,
nein.« Ein Außenstehender hätte sich über das eigenartige Verhalten des
Schotten mehr als gewundert. Harold Glancy riß sich von seiner Frau los, die
ihre Hand auf seinen Unterarm gelegt hatte, näherte sich dem Fenster und
starrte mit angsterfülltem Blick in die Nacht.
    Vor ihm
dunkle, hohe Wände, die steilen Dächer mit ihren spitzen Giebeln und den
winzigen Fenstern, hinter denen dunkle Mansarden lagen.
    Harold Glancy
kniff die Augen zusammen, als er in einem Lichtstrahl, der eine Ecke neben
einem Dachvorsprung ausleuchtete, eine Bewegung registrierte. Im ersten Moment
hätte man meinen können, daß es vielleicht ein Vogel sei, der sich dort rührte.
Aber es war etwas größer und stand aufrecht wie ein verkleinerter Mensch.
    Das Lebewesen
war nicht größer als zehn Zentimeter und offensichtlich vollkommen nackt.
    Eine
Tonfigur, die lebte?
    Jetzt hatte
Harold endlich Gewißheit, daß er nicht phantasierte, und daß es keine Alpträume
waren, die er durchmachte! Es war eine harte, seltsame Wirklichkeit!
    Die winzige
Gestalt drüben am Haus bewegte sich.
    »Gil«,
wisperte Harold Glancy erregt, »komm schnell, sieh dir das an! Da ist einer!«
    Gil Glancy
hielt den Atem an, als sie sich dem dunklen Fenster näherte.
    Sie folgte
mit dem Blick der ausgestreckten Hand ihres Mannes.
    »Wo?« fragte
sie leise und zuckte die Achseln.
    »Dort drüben!«
    »Ich kann
nichts sehen, Harold.«
    Der Mann
stöhnte leise, fuhr sich mit zitternden Händen über die Augen und preßte sie
mehrmals fest zusammen in dem Bemühen, klarer zu sehen.
    Aber es gab
nichts mehr zu sehen.
    Die Stelle
unterhalb des Dachvorsprungs war leer.
    »Es war eben
noch da«, murmelte er. »Ich hab’s deutlich gesehen.«
    Gil Glancy
senkte den Blick. Nun hatte er auch schon Wachträume. So wie es war, konnte

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