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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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verfluchten Wagen! Sofort!« Zwei weitere Gardisten
rannten herbei und stießen Martin unsanft gegen das
Auto. Blut spritzte ihm aus der Nase, und er schrie vor
Schmerzen und Schreck auf.
    »Hey«, brüllte Jim, »ihr
Mistkerle, seht ihr nicht, wie alt er ist? Was soll denn das?«
    Wutentbrannt ballte er die Hände
zu Fäusten und stapfte vorwärts. Der Soldat hinter ihm trat ihm gegen die Beine
und brachte ihn zum Stolpern. Zwei weitere fielen über ihn her und rangen ihn
nieder, bis sie ihm Handschellen anlegen konnten. Zwei andere fesselten Martin.
»Was hat das zu bedeuten?«, verlangte Martin zu erfahren. »Sie beide sind ab
sofort zivile Freiwillige«, klärte einer der Soldaten sie auf. »Bitte kommen
Sie mit.« »Haben wir eine Wahl?«, erwiderte Martin bissig. »Sie verstehen das
nicht!« Jim setzte sich aus Leibeskräften zur Wehr. »Ich muss zu meinem Sohn!«
    »Jetzt nicht mehr«, widersprach
der Mann. »Sie sind hiermit beide eingezogen.«
    »Ihr Dreckskerle«, brüllte Jim.
»Ihr gottverdammten, miesen Dreckskerle! Lasst uns gehen! Mein Sohn braucht
mich!«
    Die Gardisten zerrten sie auf die
Fahrzeuge zu, und Jim musste mit ansehen, wie das Auto und New Jersey in immer
weitere Ferne rückten.
    Frankie schauderte und
verschränkte die Arme vor der Brust, als sie den Korridor entlangging. Im
Krankenhaus war es kalt, so kalt, dass sie im grellen Neonlicht ihren Atem
sehen konnte.
    Abgesehen von ihren Schritten
herrschte im Gang Stille. Sie verzog das Gesicht, als sie den sterilen,
chemischen Geruch einatmete, der allen Krankenhäusern anhaftete. Doch Frankie
entdeckte darin noch einen anderen Geruch, hauch-fein, trotzdem unverkennbar.
Es war der Moder von verdorbenem Fleisch und Aas. Der Duft der Untoten.
    Sie blieb vor einer Doppeltür
stehen und ließ die Finger über ein Schild an der Wand gleiten.
    ENTBINDUNGSSTATION
    Frankie drückte gegen die Türen,
die leise aufschwangen. Sie trat hindurch. In diesem Trakt des Gebäudes war der
Gestank durchdringender.
    Sie blieb vor dem
Beobachtungsfenster stehen und starrte auf die zahlreichen kleinen weißen
Kinderbetten, die in ordentlichen Reihen in dem Raum dahinter standen. Jedes
Bettchen war besetzt. Winzige Fäustchen ballten sich in der Luft, und fallweise
erspähte sie über den Rand ein Büschel flaumigen Haares. Welches wohl meines
ist?
    Die Frage wurde kurz darauf
beantwortet, als zwei fleckige graue Arme über den Rand des Kinderbetts griffen
und ihr Baby sich hochzog. Einen Augenblick stand das Baby auf winzigen
Beinchen da, dann kletterte es hinunter auf den Boden und krabbelte zu seinem
Nachbarn. Es erklomm das Kinderbett und fiel über das andere Neugeborene her.
    Die anderen Babys fingen im
Einklang zu schreien an. Selbst über das Gebrüll der anderen Säuglinge und die
dicke Glasscheibe hindurch hörte Frankie Kaugeräusche. Selbst über ihre eigenen
Schreie hinweg. »Aufhören! Aufhören!«
    Jemand stupste sie. Jäh öffnete
sie die Augen und schlug um sich.
    »Aufhören!«, kreischte sie ein
letztes Mal, dann sah sie sich verwirrt um.
    Ein junges Mädchen, höchstens
vierzehn Jahre alt, wich erschrocken vor ihr zurück. Es war ein hübsches Ding,
und Frankie dachte bei sich, dass es zu einer wahren Herzensbrecherin
heranwachsen würde. Wahrscheinlich gemischter Abstammung, möglicherweise teils
lateinamerikanisch, teils irisch. Aber unter den traurigen, dunklen Augen
prangten noch dunklere Ringe. Sowohl die Augen als auch die Ringe zeugten von
unsanften Lektionen, die das arme Ding viel zu früh gelernt hatte. Frankie
hatte denselben Blick gehabt, als sie im Alter des Mädchens gewesen war.
    »Tut mir leid«, entschuldigte das
Mädchen sich. »Sie hatten einen bösen Traum.« »Wo bin ich?«
    »Im Fitnesscenter von Gettysburg«,
antwortete das Mädchen. »Hier werden wir zwischen unseren Schichten im
Fleischwagen untergebracht.« »Im was?«
    »Im Fleischwagen«, wiederholte das
Mädchen. »Dort zwingen sie uns, diese Sexdinge zu tun. Mein Name ist Aimee.«
    »Hallo, Aimee. Ich bin Frankie.
Wärst du so nett, mir zu sagen, wie ich hier raus kann?«
    »Gar nicht. Sie töten Sie, wenn
Sie es versuchen. Eigentlich ist es gar nicht so schlimm. Manche sind sogar
recht nett, während sie ihr Ding in einen reinstecken.« »Aimee, komm sofort da
weg!«
    Die Frau, die Aimee zugerufen
hatte, war offensichtlich die Mutter des Mädchens. Frankie fiel auf, dass sie
dieselbe helle Haut, dieselben hohen Wangenknochen und dasselbe rabenschwarze
Haar besaß.

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