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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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Die Augen der Frau sprachen
    wie jene ihrer Tochter von Leid,
Schmerz, Demütigung und
    Hoffnungslosigkeit.
    Frankie kannte diesen Blick nur
allzu gut. Vor einer mittlerweile scheinbaren Ewigkeit hatte sie ihn selbst
gehabt.
    »Ich bin Gina«, stellte die Frau
sich vor. »Bist du durstig? Möchtest du etwas Wasser?«
    »Du hast wohl nicht zufällig ein
paar Schmerztabletten, die ich damit runterspülen könnte?« Frankie zuckte
zusammen, als sie sich rührte. Ihre Schultern und ihre Rippen schmerzten
heftig, ebenso ihr Hinterkopf. Kramer musste sie unterwegs bewusstlos
geschlagen haben. Sie sehnte sich nach etwas Heroin, verdrängte den Gedanken
jedoch sofort.
    »Leider nein«, antwortete Gina.
»So etwas dürfen wir nicht haben. Ich vermute, sie furchten, dass einige der
Mädchen eine Handvoll Pillen schlucken könnten. Manchmal denke ich selbst, das
wäre eine bessere Alternative.«
    Sie reichte Frankie eine Flasche
Wasser und eine Zigarette. Frankie trank gierig, dann nahm sie einen tiefen Zug
und ließ den bitteren, beißenden Rauch ihre Lungen füllen. Seufzend atmete sie
aus.
    »Ich habe früher nie geraucht«,
erklärte Gina, »aber ich schätze, Lungenkrebs ist derzeit die geringste meiner
Sorgen. Das wäre wenigstens ein stiller Tod.«
    »Ja«, meinte Frankie. »Mit
Sicherheit besser, als ein Mitternachtsimbiss für eines dieser Dinger da
draußen zu werden. Danke.«
    Sie zog erneut an der Zigarette
und sah sich im Raum um. Wie das Mädchen gesagt hatte, befand sie sich in den
ausgeweideten Überresten eines Fitnesscenters. Die Hantelbänke und Maschinen
waren entfernt worden. Stattdessen waren überall Matratzen und Decken ausgelegt
worden. Etwa zwei Dutzend weitere Frauen befanden sich in dem Raum.
    Die meisten musterten Frankie mit
stummem Interesse einige andere schliefen. Die älteste Frau schien Ende fünfzig
zu sein. Aimee war die Jüngste.
    »Wie sieht der Ablauf aus?«,
erkundigte sich Frankie.
    »Sie lassen uns in Schichten
antreten«, erwiderte Gina. »Sie haben einen großen Sattelschlepper zu einem
mobilen Bordell umgebaut. Zwecks Hebung der Truppenmoral. Sie nennen das Ding
den >Fleischwagen<. Er ist mit Pritschen und Bürotrennwänden
ausgestattet, die kleine Zimmer bilden. Mit ... mit der Zeit wird es leichter.
Wenn man sich nicht wehrt, wird man von den meisten anständig oder zumindest
gleichgültig behandelt. Ein paar sind grob, aber bisher ist es mir gelungen,
sie von Aimee abzulenken.«
    Sie setzte ab und zog an der
eigenen Zigarette, blies den Rauch aus und fuhr fort. »Trotzdem sterbe ich jede
Nacht ein bisschen.«
    »Du musst dich an einen anderen
Ort versetzen, während es geschieht«, riet Frankie. »Dich von deinem Körper
lösen.«
    Mit offenem Mund, aber unfähig,
etwas zu erwidern, starrte Gina sie an.
    Frankie zuckte mit den Schultern.
»Ich habe mir früher den Lebensunterhalt damit verdient.«
    Die Tür öffnete sich, und zwölf
weitere Frauen traten ein. Sie wirkten müde und rochen nach Sex und Schweiß.
Mehrere weinten leise vor sich hin. Vier bewaffnete Männer folgten hinter ihnen
und postierten sich an der Tür.
    »Die nächste Schicht«, rief einer
von ihnen. »Ihr zwölf! Abmarsch!«
    In resigniertem Schlurfgang
folgten ihnen zwölf Frauen hinaus. Die anderen, die soeben vom Wagen
zurückgekommen waren, nahmen ihre Plätze ein und ließen sich auf die leeren
Matratzen sinken.
    »Aimee und ich müssen in ein paar
Stunden ran«, sagte Gina, »aber ich denke, dich werden sie zumindest eine Nacht
lang ausruhen lassen.«
    »Hey«, rief eine nasale, schrille
Stimme quer durch den Raum. »Wer ist die dürre schwarze Schlampe, die auf
meinem Bett hockt?«
    »O Scheiße«, murmelte Gina und
entfernte sich rasch, ohne Frankie in die Augen zu schauen. »Tut mir leid.«
    »Was machste in meinem Bett,
Fotze?«
    Die Frau drängte sich durch die
Ränge der anderen. Frankie beobachtete gleichmütig, wie sie sich näherte. Sie
war groß und so dick, dass es an Fettleibigkeit grenzte, aber kräftig gebaut.
Lebloses, spülwasserblondes Haar umrahmte in einem Pottschnitt das Gesicht, und
ihre Fleischwülste spannten den Stoff der ausgebleichten Jeans und des
schwarzen T-Shirts.
    »Das ist Paula«, flüsterte Aimee,
doch Gina legte dem Mädchen rasch eine Hand auf den Mund.
    »Ich hab hier nirgends deinen
Namen gesehen«, sagte Frankie und nahm betont unbekümmert einen weiteren Zug
von der Zigarette. »Andererseits wurden wir einander noch nicht vorgestellt,
also hätte ich gar nicht

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