Aufzeichnungen eines Außenseiters
legte los. Ich war sprachlos. Die Zigarette versengte mir die Finger.
» UND JETZT WERD ' ROT !«
Sie errötete tatsächlich.
» UND JETZT LANGSAMER ! LANGSAM , GANZ LANGSAM ! AUF MICH ZU ! LANGSAM , LANGSAM ...! JA ! DIE GANZE TÜRKISCHE ARMEE HAT EINEN STEIFEN ? NÄHER ! AUF MICH ZU ! JAAA ! . . .«
Ich wollte gerade auf die Bühne springen, als sie wieder zischte: »Chippy chippy suck nuts!« Und da war es zu spät. Es ging mir in die Hose.
Ich goß noch ein Glas runter, sagte ihr goodbye, ging wieder rüber zu mir, nahm ein Bad, rasierte mich, spülte das Geschirr, nahm den Hund an die Leine und kam gerade noch zurecht, um Miriam an der Haltestelle in Empfang zu nehmen. Sie war müde und abgespannt.
»War das mal wieder ein Tag«, sagte sie. »Eins von diesen blöden Mädchen ist rumgegangen und hat sämtliche Schreibmaschinen geölt. Die Dinger haben überhaupt nicht mehr funktioniert. Wir mußten einen aus der Reparaturwerkstatt holen. Der hat uns angebrüllt: >Verdammt, wer hat die ganzen Dinger geölt?< Und dann ist uns Connors ins Kreuz getreten, damit wir die verlorene Zeit wieder aufholen und diese blöden Rechnungen fertig kriegen. Ich hab so auf die Tasten gehämmert, daß ich ganz taube Finger hab.« »Du siehst trotzdem blendend aus, Baby«, sagte ich. »Du wirst jetzt ein schönes heißes Bad nehmen, u nd nach ein paar Drinks fühlst du dich wieder ganz prächtig. Ich hab pommes frites im Ofen und wir haben Steaks und Tomaten, und dazu ein frisches heißes Knoblauchbrot.«
Zu Hause hockte sie sich auf einen Stuhl, kickte ihre Schuhe in eine Ecke und sagte: »Ich bin einfach hundemüde.« Ich brachte ihr einen Drink. Sie nippte daran und sah aus dem Fenster. »Wie schön doch unsere Stangenbohnen sind, wenn abends die Sonne so durchkommt«, sagte sie seufzend. Sie war eben nur ein nettes kleines Mädchen aus New Mexico.
Well, ich sah Renie noch ein paarmal wieder, aber es war nie mehr so wie beim erstenmal, und wir hatten nie was miteinander. Erstens mußte ich wegen Miriam vorsichtig sein, und zweitens hatte ich mich so in die Vorstellung von Renie als Künstlerin und Lady hineingesteigert, daß ich es fast selber glaubte. Und jede Intimität hätte unser striktes KünstlerKritiker-Verhältnis gestört. So wie es war machte es eigentlich auch viel mehr Spaß.
Als die Geschichte schließlich platzte, war es nicht Renie, die mich verpfiff, sondern die kleine fette Frau des Garagenwarts im Hinterhaus. Sie kam eines Morgens gegen 10 rüber, um sich etwas Kaffee oder Zucker zu borgen. Sie hatte nur so einen dünnen, losen Morgenmantel an, und als sie sich vorbeugte, um ihren Kaffee oder was weiß ich in Empfang zu nehmen, fielen ihr die Titten raus.
Es war richtig gewöhnlich. Sie wurde rot und richtete sich schnell auf. Ich spürte, wie alles heiß wurde. Wie wenn ich von einer tonnenschweren Masse purer Energie eingeschlossen sei, die mich ständig bearbeitete. Im nächsten Augenblick hatte ich sie an mich gerissen. Ich dachte daran, daß ihr Mann vermutlich gerade auf seinem kleinen Rollschlitten unter einem Wagen lag und fluchend mit einem schmierigen Schraubenschlüssel hantie rte. Ich bugsierte sie ins Schlafzimmer. Sie war eine fette kleine Butterpuppe. Es war gut. Dann ging sie. Wir hatten die ganze Zeit kein Wort gesagt. An einem der nächsten Abende, wir saßen gerade gemütlich bei einem Drink, sagte Miriam: »Ich höre, du hast die kleine Dicke von da hinten gebimst.«
»Na«, sagte ich, »so dick ist sie eigentlich gar nicht.« »Das spielt jetzt auch keine Rolle. Jedenfalls kann ich sowas nicht haben. Wenigstens solange ich hier für das Geld sorge. Mit uns zwei ist Schluß.«
»Kann ich nicht wenigstens heut nacht noch bleiben?« fragte ich. »Nein.«
»Aber wo soll ich denn hin?«
»Von mir aus geh zum Teufel.«
»Nach all der Zeit, die wir zusammen waren?«
»Nach all der Zeit, ja.«
Ich versuchte sie umzustimmen. Es nützte nichts. Es wurde nur noch schlimmer.
Ich hatte schnell gepackt. Meine paar alten Klamotten füllten den kleinen Pappkoffer nicht einmal zur Hälfte. Glücklicherweise hatte ich noch etwas Geld. Ich fand ein hübsches, billiges Apartment am Kingsley Drive. Zuerst begriff ich nicht recht, wieso Miriam das mit der kleinen Dicken herausgekriegt hatte, ohne gleichzeitig auch der Sache mit Renie auf die Spur zu kommen. Aber wahrscheinlich wußte sie auch davon. Vermutlich steckten sie alle unter einer Decke. Frauen haben so eine Art, sich untereinander zu verständigen.
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