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Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Titel: Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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nicht.
     
    *
     
    »View, aufwachen!«
    Stevens Stimme. Aus weiter Ferne. Die Tonlage verhieß nichts Gutes. »Hm?« Ihr Körper und ihr Geist sträubten sich dagegen, schon wieder geweckt zu werden. Sie brauchte dringend Ruhe und Schlaf.
    Die Tortur der vergangenen Tage und Nächte und die aufreibenden Gespräche hatten ihr Nervenkostüm arg strapaziert und ihre letzten Kraftreserven verbraucht. Sie glaubte sogar, am Feuer einfach eingeschlafen zu sein. Steven musste sie in seine Hängematte gelegt und mit einem leichten Stoff zugedeckt haben. Ihr Rücken schmerzte am meisten.
    »View! Wir müssen sofort verschwinden. Es kommt jemand hierher. Vielleicht ist er dir gefolgt oder hat Joe ausgequetscht. Los!«
    »Woher willst du das denn wissen?« Sie gähnte ausgiebig, schwang aber ein Bein aus der Hängematte. Das Schaukeln weckte sie gänzlich.
    Steven schnaufte. »Ich habe Bewegungsmelder um mein Lager herum aufgestellt«, flüsterte er.
    »Ein bisschen paranoid bist du schon, oder?«
    »View.«
    »Und wenn’s ein Tier war?«
    Er packte ihr Handgelenk und zog sie hoch. »Das ist kein Spiel!« Er drückte ihr etwas in die Hand, das sich wie Rucksackgurte anfühlte und sie schnallte ihn sich mechanisch um. »Wenn hier jetzt jemand auftaucht, kann es nur mit dir zu tun haben. Hier latschen keine Touristen mitten in der Nacht zufällig rum.«
    »Du hast recht«, wisperte sie, »tut mir leid.« Jetzt war sie wirklich wach und alarmiert.
    »Komm.« Steven ergriff ihre Hand und zog sie mit sich.
    View schwieg, bemüht, dem großen Mann gleichmäßig und leise zu folgen, der sie von der Art her schmerzlich an Zac erinnerte. Der Kloß in ihrem Hals wuchs mit jedem Meter, den sie zurücklegten. Sie hatte ihm noch nichts von seinem Tod gesagt, musste es aber sehr bald, daran würde kein Weg vorbeiführen.
    Der Horizont leuchtete in einem dunklen Blau, ließ den nahenden Tag erahnen. Am beinahe schwarzen Himmel thronten noch unzählige Sterne, hielten die Nacht am Leben, bis sie vor der strahlenden Schönheit der Sonne verblassten.
    View saß auf einem flachen Felsen am Steinstrand, blickte über das düstere Meer und versuchte, ihr rasch schlagendes Herz mit dem unbeschreiblich schönen Anblick zu beruhigen. Steven hatte sie hierher geführt und sie zurückgelassen, um rasch allein über die für sie zu gefährliche, zerklüftete Küste zu seinem versteckten Boot zu gelangen.
    Ein Gedanke erschreckte sie besonders, verhinderte jegliche Entspannung. Wenn Max’ Leute sie bis hierher verfolgten, war sie offensichtlich eminent wichtig. Das wollte sie nicht. Sie wollte weder wichtig sein noch diese fragwürdige Art der Aufmerksamkeit erfahren. Sie wollte nur ihre Erinnerungen zurück, ihre Eltern und ihre Großmutter, von der sie nun häufiger träumte. Ihr altes, normales Leben.
    Doch eines wusste sie leider auch, sie konnte es nicht erzwingen. Deshalb musste sie ihrem Unterbewusstsein die Zeit lassen, die es benötigte, um sich zu erinnern.
    Eines aber war sonnenklar. Sie durfte sich auf keinen Fall von Max’ Leuten fangen lassen. Im Labor würde sie es nicht mehr aushalten. Sie war jetzt ein anderer Mensch, wollte frei sein, wollte leben. Es würde sie seelisch umbringen, wieder in dem Zimmer zu sitzen. Niemals wieder würde sie zulassen, dass man sie derart manipulierte.
    Das Geräusch eines entfernten Motors ließ sie den Kopf vom inzwischen königsblauen Horizont abwenden. Die schroffen Felsen im Wasser machten es unmöglich, nahe an der Insel entlangzufahren. Steven hatte ihr bedeutet, hier zu warten, und das hatte sie wie immer anstandslos getan.
    View fuhr sich durch die verfilzten Haare und blieb mit den Fingern hängen. Sie sollte wirklich anfangen, Fragen zu stellen, mit Nachdruck zu hinterfragen, sonst würde sie wohl niemals durchblicken und erneut unbedarft in eine Falle geraten, aus der es kein Entrinnen gab. Ein unangebrachtes Grinsen schlich sich in ihr Gesicht. Sie spürte den verkrusteten Dreck, der auf ihrer Haut spannte. Egal, selbst sie würde irgendwann den Durchblick haben, wenn sie nicht aufgab.
    Steven kam in rascher Geschwindigkeit mit einem Motorboot um das Kap der Insel gefahren. Die Wellen hoben und senkten das kleine Boot, sodass Steven manchmal kaum zu sehen war. Er winkte.
    Automatisch hob sie den Arm und winkte zurück. Woher wusste er, dass sie die Augen offen hatte und ihn beobachtete? Genoss er es ebenso wie sie, zu sehen? Natur, Himmel, Menschen? Bestimmt, aber die Gefühle, die es in ihr

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