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Auge um Auge

Auge um Auge

Titel: Auge um Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siobhan Vivian , Jenny Han
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Tisch.
    »Mann, Dad, sei nicht peinlich«, sagte Pat und schenkte uns allen noch einmal ein.
    Alex sollte an dem Tag zurückkommen, aber ich wusste weder, wann genau, noch, ob er sich melden würde. Ich wollte auch nicht darüber nachdenken. Ich hatte ohnehin schon zuviel Hirnenergie auf ihn verschwendet.
    Den Großteil der Woche, die Alex weg gewesen war, hatte ich damit verbracht, immer wieder in Gedanken durchzugehen, was an unserem letzten Abend gewesen war. Anders als bei den Typen aus den Bands, die ich bei Kim kennengelernt hatte, musste ich mir bei Alex keine Sorgen machen, dass er zu weit gehen würde – und trotzdem war es wirklich scharf gewesen, wie er die Regie übernommen hatte. Und es war natürlich total tabu, er und ich zusammen. Es war nie vorgesehen, dass wir Freunde würden, geschweige denn auf der Millionen-Dollar-Yacht seines Onkels rummachen würden.
    Wenn Rennie davon wüsste, würde sie Alex die Hölle heiß machen. Und ich würde mein Fett auch wegkriegen, von Rennie, von Reeve, von allen. Keiner von uns beiden hat auch nur einen Gedanken darauf verschwendet, als wir übereinander herfielen. Doch so wie mir später der Gedanke kam, musste er auch ihm irgendwann gekommen sein.
    Und dann kam eine SMS von ihm.
    WILLKOMMENSPARTY BEI MIR.
    KOMM VORBEI, WENN DU NICHTS
    VORHAST.
    Ich stieß meinen Stuhl zurück.
    »Was strahlst du auf einmal so?«, wollte Pat wissen.
    Ich hörte ihn kaum, weil ich an mein schwarzes Spitzentop zu den Jeans-Shorts dachte, aber dann fiel mir ein, dass seine Eltern ja vielleicht auch da sein würden, weshalb ich wohl doch lieber etwas Dezenteres anziehen sollte.
    Ich setzte mich wieder. Wieso machte ich mich eigentlich so verrückt? Ich sollte mich mal am Riemen reißen.
    Also machte ich mein Handy aus und sagte meinem Bruder, er solle mir noch einen Whiskey eingießen.
    Gegen ein Uhr morgens war ich definitiv blau. Dad war ins Bett gegangen, Pat lag völlig hinüber im Wohnzimmer auf dem Boden. Unser Hund, Shep, kratzte an der Haustür, und so nahm ich seine Leine und ging mit ihm spazieren.
    Natürlich landeten wir irgendwann bei Alex’ Haus. Auch wenn White Haven gute sechs Meilen von T-Town entfernt lag.
    Die Party war längst vorbei, hatte aber unübersehbar stattgefunden: Plastikbecher und Müll lagen wild verstreut auf dem Weg in den Garten. Von irgendwoher kam noch Musik, sehr leise, grässliche Discomusik, wie sie immer im Radio läuft. Die Lichter rund um den Pool waren aus. Das Essen stand noch draußen, Schüsseln mit Chips, ein Teller Hamburger, Guacamole, das sich schon braun verfärbt hatte, dazwischen Becher mit Papierschirmchen und geschmolzenen pinken Drinks. Fischernetze, Gartenfackeln und Trompetenmuscheln waren die Deko. Über einem Zaunpfosten hing eine zerknitterte Kapitänsmütze.
    Ich hörte, wie Shep an irgendetwas kaute, das er am Boden gefunden hatte, und musste es ihm mühsam aus dem Maul zerren. Es war eine Augenklappe, wie Piraten sie haben, aus Plastik.
    Ich ging hinüber zum Gartenhaus, in dem Alex wohnt, und spähte durch ein Fenster, um zu sehen, ob er noch wach war.
    Er schlief in seinem Bett, auf der Seite lag er, auf der Bettdecke. Der Kupferton seiner Haare war etwas heller geworden, fast sandfarben. Und er war braun geworden. Braun mit Sommersprossen.
    Er sah so süß aus, dass ich einen Moment brauchte, bis ich die kleine Gestalt bemerkte, die zusammengerollt neben ihm in den Laken lag.
    ···
    Auf dem Weg in die Schule komme ich am Trinkbrunnen vorbei. Alex steht da, zusammen mit seinen Freunden. Rennie und Lillia haben sich beide gestylt wie für den ersten Schultag in irgendeinem bescheuerten Film. Lillia hat einen Lolli im Mund stecken. Dieses wohlerzogene Mädchen ist eindeutig oral fixiert. Und dann Rennie. Allein schon, wie sie dasteht in ihren High Heels, eine Hüfte rausgeschoben, eine Hand auf dem Rücken, die lächerlich kleine Brust vorgereckt bis zum Gehtnichtmehr – kein Zweifel: Sie hat vor, die Schule zu übernehmen, jetzt, wo sie endlich Senior ist. Auf diesen Moment hat sie doch ihr ganzes mieses Leben lang gewartet.
    Alex dreht den Kopf zur Seite, und unsere Blicke begegnen sich. Einen Moment lang frage ich mich, ob er so tun wird, als hätte er mich nicht gesehen. Wäre ja auch okay .
    Aber das tut er nicht. Stattdessen kommt er sofort zu mir herüber, ein breites Lächeln im Gesicht.
    »Hey, Kat«, sagt er. »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.«
    Darauf war ich nicht gefasst. Genauso wenig wie

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