Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition)
aus Silber und hatte die Form
eines Drachenkopfes. Mit seinem Daumen drückte er auf
den glänzenden Schädel. Als aus dem Maul des Drachen
eine helle Flamme schoss. Rolin entzündete das braune
Krau und blies Rauch durch die Nase. Danach schloss er den
Drachenkopf wieder in seine Faust und ließ ihn in der
Tasche verschwinden.
„Wie ist das möglich?“ , fragte Vell ihn gebannt.
„ Das musst du nicht wissen “, knurrte Rolin, „ und es geht dich
auch nichts an, verstanden?“ .
„ Es ist sein Geheimnis“, erklärte Tengol, „ es gibt Dinge über
die er nicht redet.“
„Weil ihr nichts davon versteht“, schnauzte Rolin, „ und bis es
soweit ist, werde ich in Ruhe meine Pfeife rauchen!“ Velura rätselte. Wenn es kein Zauber war, was war es dann?
Doch der Naugrimm verzog keine Miene und ignorierte
ihren fragenden Blick.
Still war es trotzdem nicht . Wie ein Geist heulte der Wind
um das Haus und riss an den wenigen Fensterläden. Aber da
war noch ein anderes Geräusch.
„ Ich bin es!“ , schallte es gegen den Sturm, „ macht auf !“
Auch Tengol hatte die Stimme gehört. Er erhob sich, und
lief in den Flur.
Die alte Haustüre
ächzte und knarrte.
Mit
dem Wind
peitschte eine Gestalt herein und stolperte in den Hausflur.
„ Du meine Güte !“, stöhnte der Mönch, „ was für ein Wetter!“
„Das kannst du laut sagen“, erwiderte Tengol und schloss die
Tür.
Vell hörte jetzt Schritte und Tapsen.
Bald darauf trat Adamus herein. Und mit ihm ein großer,
grauer Hund. Er schüttelte sein Fell in sämtliche Richtungen
und begann aufgeregt zu bellen.
„ Sieh einer an “, sprach der Bruder, „ seid gegrüßt, allerseits! Sein
Gefährte
folgte
ihm
in
die
Wohnstube
und
beschnupperte alle Gäste.
„ Das ist Hefaitos“, stellte Adamus seinen Begleiter vor, „ und
mit wem habe ich die Ehre?“
Der Naugrimm erhob sich und legte seine breite Faust auf
die Brust. „Nennt mich Rolin, Sohn des Bromlin und Vetter
des Undin. Der siebte Sohn von Anila Silberhaar.“
„Es ist mir eine Freude“, bekundete Adamus, „ nie zuvor hatte
ich je so hohen Besuch.“
„ Wohl
kaum “, widersprach Willet. „ er
ist
nur
unser
Folterknecht. “
Der
Naugrimm
knurrte
und zog
eine böse Grimasse.
„ Räudiger Iltis! Sieh dich bloß vor, oder ich ziehe dir dein
lausiges Fell über die Ohren!“
„Seht ihr“, bestätigte Willet.
Der
Zwerg wollte nun
auf
ihn
losstürmen,
doch
der
Nordmann hielt ihn davon ab .
„ Lass
ihn“, beschwichtigte Tengol, „ wir
werden
ihn
uns
später vorknöpfen.“
„Ich verstehe nicht ganz“, entgegnete Adamus verwirrt , „was
hat das zu bedeuten?“
„ Wir sind für ihn und für die Kleine verantwortlich“, erklärte
Tengol, „wir sorgen dafür, dass er keine Dummheiten macht
„Du meinst, sie sind eure Gefangenen?“
„Ja, so was in der Art.“
Verwundert runzelte der Bruder die Stirn.
„ Und haben sie auch Namen?“
„ Nennt mich Willet, wenn ihr wollt, das Sohn des, können wir
uns denk ich sparen.“
„ Willet“, wiederholte Adamus angetan , und wie heißt die
junge Dame vor meinen Kamin? “
„ Vell “, unterbrach sie das Kraulen, „ ich meine Velura. “
„ Wirklich
sehr
nette Gefangene. “, bekundete
der Bruder,
„ darf man auch erfahren, worum es diesmal geht?“ „ Es ist ein Sonderauftrag “, erklärte Tengol , „von höchster
Stelle sozusagen. Wir kümmern uns darum, dass alles nach
Plan läuft. “
„Oh, ich verstehe! Und ich bin mir sicher, wir werden eine
aufregende Zeit miteinander haben.“
Von seinen Worten beflügelt, ließ sich Adamus in den
großen Schaukelstuhl fallen. „ Nun denn“, seufzte er, „ was
haltet ihr alle von einer netten Tasse Tee?“
*
Bald saßen alle ums Feuer und nippten aus blauen Tassen.
Der Tee roch nach Blüten, Gewürzen und Ländern, von
denen Vell nur gelesen hatte. Während der Mönch die
silberne Kanne am Kamin erhitzte, unterhielten sich Tengol
und Rolin über die jüngsten politischen Ereignisse. Wie Vell
erfuhr, forderten die Nordländer schon seit langem ihre
Unabhängigkeit und hatten den König dazu gedrängt, seine
Schutztruppen abzuziehen. Als unabhängiger Staat wollten
sie fortan
eigene
Armeen
führen,
was
Tengol
zwar
zu
begrüßen schien, andererseits jedoch für gefährlich hielt.
„ Wir werden sehen, ob es gut war, zumindest ist es eine
Entscheidung.“
„Das weiß man immer erst hinter her“, sagte Rolin, „ wir
haben schon seit Jahrhunderten einen unabhängigen Staat,
und
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