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Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Kapitel 1
     
     
    Er hatte einen Krieg verloren.
    Andrew Lawrence Keane, ehemals Angehöriger der Potomac Armee und mittlerweile Kommandant des gesamten menschlichen Widerstands gegen die Merkihorde, konnte diese Anschuldigung, die auf seiner Seele lastete, nicht verleugnen – er hatte einen Krieg verloren.
    Er hatte den bitteren Geschmack der Niederlage schon zuvor kennengelernt, als die Potomac-Armee in zunehmendem Maße gegen Robert E. Lees Truppen unterlag. Doch es hatte immer die grimmige Gewissheit beim Fußvolk gegeben, dass es in Wahrheit nicht Lee gewesen war, der sie wirklich besiegt hatte, sondern ihre eigenen Kommandanten.
    Jetzt war er der Kommandant.
    Er stand neben dem Bahngleis, mit Schlamm bespritzt, die Uniform nach nasser Wolle und abgestandenem Schweiß stinkend. Es regnete in Strömen, als versuchte der Himmel, das Blut, das vergeblich vergossen worden war, wegzuspülen.
    Ein halbes Korps, beinahe alles Veteranen des Tugarenkriegs, verloren. Zwei weitere Korps aufgerieben. Zwanzigtausend unersetzbare Männer verschwunden. Damals waren sie wenigstens in der Lage gewesen, den Verlust von fünfzehntausend Mann bei Fredericksburg oder zwanzigtausend bei Chancellorsville zu verkraften, da sie innerhalb weniger Wochen ersetzt werden konnten, während Bobbie Lees Armee langsam ausblutete.
    Jetzt war er in derselben Situation wie Lee. Die Merkihorde war immer noch zahllos, mehr als vierzig Umen, vierhunderttausend berittene Krieger, und ihm stand bestenfalls ein Sechstel dieser Anzahl zur Verfügung. Suzdal war verloren, Novrod verloren, die westliche Hälfte von Rus besetzt – eine ganze Nation, die auf diesem langen Treck ins Exil ging.
    Hans? Er hatte so lang gekämpft, um diesen Gedanken beiseitezuschieben. Die Erinnerung von Pat O’Donald, der die letzten Minuten des 3. Korps schilderte, Hans’ Standarte, die in der Morgenbrise flatterte und schließlich zwischen den blitzenden Schwertern der Merki verschwand.
    Also, Hans, was soll ich nun tun? Es gelang mir, unsere Leute zu retten, indem ich eine ganze Nation ins Exil führte – und wofür?
    Eine Windbö fegte über den Treck, trieb einen heftigen Hagelschauer vor sich her. Blitze zuckten über den Nachthimmel und beleuchteten die Tragödie. Eine endlose Kolonne, die sich langsam auf ihren Weg ostwärts machte, eine halbe Million Menschen, die umherzogen, vorangetrieben durch den Sturm, offensichtlich ohne die Schmerzen und das Leid wahrzunehmen.
    »Großmutter, wann gehen wir nach Hause?«
    Er blickte auf. Ein altes Paar ging vorbei, ein halbes Dutzend Kinder im Schlepptau, ihre dürftigen Habseligkeiten hoch aufgetürmt auf einer Schubkarre, die aussah, als würde sie jeden Moment unter dem Gewicht zusammenbrechen. Das Kind, das die Frage gestellt hatte, blickte zitternd vor Kälte zu seiner Großmutter auf.
    Die alte Frau lächelte beruhigend. Andrew blickte in ihre Augen. Er spürte eine unendliche Traurigkeit und großes Leid. Wo waren die Eltern der Kinder?, fragte ersieh. Der Vater in der Armee, am Leben, tot, oder Gott behüte, ein Gefangener? Er wagte nicht zu fragen. Schuldbewusst wendete er sich ab.
    Sie verschwanden in die Nacht, aus dem Blickfeld, aber nicht aus dem Gedächtnis, Teil einer endlosen Prozession, einen Augenblick später durch eine andere Familie ersetzt, ein lebendiger Strom, der ostwärts floss, hinaus in die offene Steppe Richtung Roum und vermuteter Sicherheit.
    »Der Wassertank ist befüllt, Sir – wir sind bereit, weiterzufahren.«
    Andrew musterte den jungen Burschen, der starr vor ihm stand. Die Leinenuniform klebte an der schmalen Brust, die verschmutzten Abzeichen eines Lieutenant hingen von den Schultern.
    »Halten Sie das alte Paar auf, das mit den sechs Kindern«, flüsterte Andrew und nickte über die Schulter. »Bringen Sie alle in den Zug.«
    »Dort ist kein Platz mehr, Sir«, sagte der Lieutenant.
    »Dann machen Sie Platz, verdammt noch mal. Schmeißen Sie etwas von unserem Gepäck hinaus, aber machen Sie Platz«, fauchte Andrew.
    »Sie können nicht alle retten.«
    Andrew blickte auf und sah Dr. Emil Weiss vom Zug steigen.
    Der Doktor hielt eine Hand mit einem geöffneten silbernen Flachmann hoch.
    Andrew nahm den Drink und stürzte einen großen Schluck herunter, ohne sich zu bedanken.
    »Aber es ist sehr anständig von Ihnen, Andrew, dass Sie es immerhin versuchen«, sagte Emil sanft, nahm den Flachmann entgegen und selbst einen kräftigen Schluck, bevor er ihn wieder verschloss.
    Ein weiterer

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