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Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition)

Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition)

Titel: Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Duprée
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„Und
vergesst nicht, was ihr mir geschworen habt“, keuchte er,
„ euer Blut wird sich daran erinnern.“
Das Fest
    „ Du wirst heute Abend die Syress Na Tirnae sein“ , erklärte
Hanora, „ du wirst ihm schöne Augen machen. Und er wird
dich zum Ball einladen. Das dürfte nicht allzu schwer sein,
oder?“
Angespannt betrachtete Vell das kleine Ölporträt in ihren
Händen. Ein Mann mittleren Alters war darauf abgebildet.
Er hatte eine hohe Stirn und einen Kinnbart, der sich zu
kunstvollen Locken drehte. „ Was ist, wenn er mich nicht
wahrnimmt oder mit einer anderen Begleitung erscheint?“ „ Ausgeschlossen“, widersprach Hanora, „ der Markgraf ist ein
eingefleischter
Junggeselle.
Außerdem
ist
er
eine
Art
Trophäensammler. Das, was er sieht, möchte er haben, aber
nicht zu leicht .“
„ Und wenn er Verdacht schöpft ? Was, wenn er merkt, dass
ich unsicher bin?“
„ Das ersparst du dir besser. Er wird dich sonst nur für leichte
Beute halten. Davon abgesehen, haben Tengol und Willet die
Aufgabe, dich zu überwachen. Und wir wollen doch, dass alles
nach Plan läuft, oder ?“
„Ja“, erwiderte Vell verhalten.
„ Wie schön“ , lächelte die Dame zufrieden, „ dann werde ich
dich jetzt den Händen von Yvette überlassen.“
Sie setzte die blaue Kapuze auf und stolzierte zur Tür. „ Wir
sehen uns später“, bestimmte sie , „und denk daran, was ich
dir gesagt habe.“
Darauf öffnete sie und ging. An ihrer Stelle trat nun eine
dunkelhaarige Frau herein. Sie war mittleren Alters, mit
hübschem Gesicht und blauen Augen.
„ Mein Name ist Yvette“, erklärte sie, „ich werde dich heute
Abend als Zofe begleiten.“
„Erfreut“, erwiderte Vell unter Vorbehalt. Immerhin schien
sie für Hanora zu arbeiten .
„ Ebenso“, fand die Dame, „ na dann, lass uns mal anfragen.“ „Womit?“, wollte Vell fragen. Doch Yvette ging bereits zur
Tür.
„ Kommt her!“, rief
sie in
den Flur, „ ihr
könnt es jetzt
reinbringen.“
Es polterte draußen. Bald darauf kamen zwei Diener herein.
Sie trugen einen dampfenden Badezuber und schleppten ihn
in das Zimmer. Dicht dahinter folgte ein Dritter und brachte
allerhand Schleifen und duftende Tiegel.
„Um Himmelswillen“, dachte Vell. „Wozu all dieser Kram?“
Das meiste sah aus wie Parfüm, oder was man sich sonst auf
die Haut schmierte.
„ Worauf wartest du noch?“, fragte Yvette verwundert, „ das
hier ist dein Bad.“
Aber Vell wartete bis die Diener verschwunden waren. Dann
schälte sie sich aus ihren Kleidern und stieg ins Wasser. Das
Yvette zusah, musste sie wohl ertragen.
„Was ist mit deinem Fuß passiert?“, wollte die Zofe wissen.
„ Nichts, er heilt schon.“
„Na schön, dann lass mich mal sehen.“
Vell gehorchte und streckte ihren Fuß aus der Wanne. Ihr
Knöchel sah tatsächlich schon besser aus, bis auf eine Stelle,
die leicht geschwollen war.
Die Zofe rieb ihr nun
eine
dunkle Flüssigkeit darauf.
    „Was ist das?“
„ Nachtöl“, erklärte Yvette , „es wird die Rötung wegnehmen.
Und den Schmerz.“
„Und wenn schon“, dachte Vell. Der Fuß war ihr längst egal.
Es gab längst schlimmere Probleme und weder Öl noch
Worte konnten sie heilen. Zu vieles spukte durch ihren
Kopf. Es fiel ihr schwer zur Ruhe zu kommen.
Aber genau
das
musste sie.
Wenigstens heute Abend.
Ungeachtet der Behandlung, ließ sie sich ins Bad hinein
gleiten und tauchte ihr Gesicht unter Wasser.
„ Was machst du da?“, fragte Yvette.
Hier unter dem Schaum war es still, friedlich. Und je länger
sie hier
unten
trieb, desto leiser wurden
auch
ihre
Gedanken.
*
    Als die schwarze Kutsche endlich los fuhr, dämmerte es
bereits. Der Mond ging auf und überall in den Straßen
brannten bereits die Laternen.
Vell fühlte wie ihre Knie zitterten. Sie dachte an Hanoras
Worte zum Abschied. Von nun an war sie auf sich gestellt.
Alles hing nun von ihrem grandiosen, ersten Auftritt ab. Nur
Yvette saß noch neben ihr, um ihr beizustehen.
„ Versuche, immer ruhig zu bleiben“, riet die Zofe, „ es wird
alles gut gehen.“
Vell
nahm
ihre
Worte
kaum
wahr.
Mit
trotziger
Entschlossenheit
kämpfte sie gegen
die Angst,
die von
Minute zu Minute stärker wurde. Ein rotes Seidenkleid lag
hauchdünn auf ihrer Haut und eine kostbare Perlenkette
schmückte ihren nackten Hals. Innerlich fühlte sie sich
diesem Kostüm nicht gewachsen. Es schien zu einer anderen
Frau zu gehören, nicht zu ihr. Dennoch ließ sich nicht
leugnen, dass sich ihr Körper

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