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Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition)

Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition)

Titel: Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Duprée
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Noch
mehr Gesichter. Alle schienen sie anzustarren.
„ Darf ich einer schönen Dame etwas zu trinken bringen ?“,
fragte eine Stimme. Ihr Atem stockte.
Der Mann neben ihr war groß, riesig. Blonde Haare hingen
über einer
blauen
Generalsuniform
und der
Bart
war
auffallend gut gestutzt.
„ Unbedingt!“ , erwiderte sie erleichtert, „ und bitte eine Menge
davon.“
„Dann warte hier“, raunte Tengol , „bin gleich wieder da.“ Im Saal gab es überall Diener. Sie eilten mit Silbertabletts
durch
die
Gegend.
Also fischte
er
sich
zwei Gläser
Schaumwein und kam wieder zu ihr.
„ Aber immer schön langsam“ , mahnte er, „ sonst müssen wir
dich bald in die Kutsche tragen.“
„ Wo ist Willet ?“, fragte Vell nippend.
„ In Luft aufgelöst! Wo sonst ? Er ist mit mir gekommen und
hatte die Anweisung, Sichtkontakt zu halten .“
Wütend kippte Tengol sein Glas hinunter und leerte es mit
wenigen Schlucken.
„ Und was ist mit dem Grafen ?“
„ Er wird bald hier sein“ , versicherte er, „ solange sorge ich
dafür, dass dich niemand belästigt.“
Es klang nach einem Plan. Ob er auch funktionierte, war
eine andere Frage. Tengol nahm ihr das leere Glas ab und
bot ihr stattdessen den Arm an. „ Also gehen wir“, bestimmte
er, „ die Musik hat gerade angefangen.“
„Was, du meinst tanzen?“
„ Du dachtest wohl das könnte ich nicht?“
„Nein, ich wusste nicht, dass ich das auch können muss!“
„Was denn, du kannst nicht tanzen?“
Als Vell daraufhin den Kopf schüttelte, wurde er feuerrot ,
„Zum Teufel! Aber du bist doch ein Mädchen, oder?“ „ Theoretisch kann ich es ja. Ich muss es nur noch mal üben.“
„Verflucht! Wir sind so gut wie geliefert!“
„Nein, ich meine, so schwer kann es doch nicht sein oder?“ Aber Tengol reagierte nicht mehr. Starr vor Wut sah er in
die Menge.
„Bitte, lass es mich wenigstens mal versuchen!
„Und was, wenn es schief geht? Wir werden so was von
auffliegen!“
„Wird es nicht“, versprach sie , „bitte.“
„ Das ist deine einzige Chance!“, stellte er klar, „ eine zweite
gibt es nicht!“ Wütend nahm ihren Arm und zog sie in
Richtung Tanzfläche. Die Geiger spielten bereits und auf
dem Parkett fanden sich die ersten Paare ein. Vells Magen
hatte sich in einen schweren Stein verwandelt und der
Nordmann
begann
ihr
flüsternd den
Takt
vorzuzählen.
Wenn sie schon auffielen, dann nur wegen seiner Größe und
nicht, weil sie so furchtbar schlecht tanzen konnte.
„ Schon ganz ordentlich“, bekundete er nach einer Weile, „ du
stellst dich gar nicht so dumm an.“
„Ist er schon da?“
„Bisher nicht, aber konzentrier‘ dich lieber auf deine Füße.“ Unterdessen hatte sich der Saal mit Menschen gefüllt. Auch
auf dem Parkett wurde es immer voller. Die Musik hatte
abermals gewechselt
und man
spielte jetzt
ein
heiteres
Stück mit vielen Drehungen. Die Formationen und Partner
änderten sich ständig, so, dass sie Tengol schon bald aus
den Augen
verlor. Stattdessen
lief
nun
ein
spitznasiger
Mann an ihrer Seite. Er war mittelgroß, doppelt so alt und
sein Gesicht hatte etwas seltsam Vertrautes an sich.
„ Ein schönes Kleid“, bekundete er, „ könnt ihr
mir
euren
Schneider verraten?“
„ Tut mir leid. Es war ein Geschenk.“
„Von einem Verehrer?“
„Nein, ehr von einer Tante.“
„Einer Tante?“, fragte er stirnrunzelnd, „ dann
hat sie
augenscheinlich einen guten Geschmack.“
„Ja“ , erwiderte Vell , „ sie mag nur den neusten Schrei.“ Sie versuchte zu lächeln.
Doch in Wirklichkeit lenkte sie die Unterhaltung nur ab. Ihr
Tanzpartner
tanzte so viel besser
als sie,
wusste jeden
Schritt schon im Voraus und das Einzige, was zählte, war,
dass sie nicht vor ihm hinfiel.
Alles tanzte nun. Die Gesichter kamen ihr vor wie Masken.
Sie drehten
sich
und verwirrten
sie.
Nur
ein
kleiner
Ausrutscher, eine vergessene Drehung, und ihre Täuschung
flog auf.
Doch als sie kurz darauf in die Menge sah , stockte ihr
plötzlich der Atem. Dort stand jemand, völlig reglos und sah
sie an–Willet.
Ihr Herz blieb stehen. Sie wusste nicht, wie lange er schon
hier war.
Und erst jetzt bemerkte sie den großen Mann vor ihm. Das
Antlitz war dem Portrait wie aus dem Gesicht geschnitten
und seine Augen schienen sie bereits zu beobachten.
„ Oh mein Gott“, stammelte Vell. Der Markgraf!
„Ist euch nicht gut?“ , fragte ihr Tanzpartner, „ ihr seht blass
aus.“
„ Entschuldigt mich. Ich brauche dringend Luft.“
„Soll ich euch begleiten

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